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Manuel

Hinter vorgehaltener Hand gähnte ich herzhaft und ließ mich in den bequemen Stuhl sinken. Der Kuchen, den Chris Familie vorbereitet hatte, war wirklich großartig und schnell waren so einige Stücken vernascht. Die Kinder von Steffi und Andreas liefen im Garten rum, nur der Älteste zog es vor im Haus zu bleiben. Steffi hatte mir augenzwinkernd erklärt, dass Erwachsene gerade alle doof waren, was ich schmunzelnd zur Kenntnis nahm. "Magst du noch Kaffee?". Andreas Frau riss mich aus meinen Gedanken und lächelte mich freundlich an. "Sehr gerne, vielen Dank.". Ich hielt ihr meine Tasse hin und ließ den Blick über den idyllischen Garten schweifen. "Wo ist Christian hin?". Er hatte sich vor einiger Zeit zurückgezogen, was mir zunehmend Sorgen bereitete. "Siehst du den Apfelbaum dort hinten?". Mit einem Kopfnicken deutete sie in die abgelegene Ecke des Gartens, wo neben einigen weiteren Bäumen auch ein Apfelbaum stand. "Wir haben eine Hängematte dort gespannt, er liegt drin. Mach dir keine Sorgen.". Steffi nahm sich einen der Sessel und zog ihn zu mir. Für einen Moment hielt sie ihren Mann im Blick, der sich angeregt mit seiner Familie unterhielt. Sie saßen gemeinsam auf der Terrasse, während ich es mir mit dem Sessel im Rasen bequem gemacht hatte. "Ich will nur, dass es ihm gut geht. Gerade nach heute.". Nachdenklich knabberte ich an meinen Fingernägeln und bemerkte das erst, als sich Steffis Hand auf meine legte. "Du bist hier. Das bedeutet ihm schon viel.". Ihr Blick bohrte sich tief in meinen Kopf und nach einigen Sekunden drehte ich diesen beschämt weg. "Andreas hat mir erzählt, dass du und Chris sich schon Ewigkeiten kennen. Wir Zwei haben uns nur kurz verpasst.".

Ich sah wieder zu ihr auf. "Knappes Jahr hm.". "Ich kenne das Gefühl unerwiderter Liebe-", gab sie leise zu und schenkte mir ein schüchternes Lächeln. "Ich bin Andreas fast vier Jahre lang hinterher gelaufen, er hat mich nie so bemerkt wie ich ihn.". "Aber es hat ja funktioniert. Ihr seid zusammen, verheiratet und habt drei wundervolle Kinder.". Nun grinsend hob sie eine Augenbraue. "Und jetzt sagst du dir den Satz noch einmal selbst. Und denkst dabei an Chris. Ich kann mir vorstellen, wie hart es damals war und auch heute noch ist.". Ertappt strich ich mir durchs Haar. "Hat Andreas geplaudert?". "Nein. Ich habe es gesehen und ihn lediglich gefragt, ob ich Recht habe.". Schmunzelnd lehnte sie sich in ihrem Sessel zurück und ließ den Blick zu Chris schweifen. "Eure Blicke bei der Firmenfeier, die kleinen Berührungen und Gesten-". Leise seufzend nickte ich, mich wohl erinnernd an den Abend. "Ich weiß noch wie ich ihn immer aufgezogen habe, dass ihm ein Mann doch viel besser stünde. Hätt ich gewusst, wie es ihm bei Christina geht-", kopfschüttelnd sah sie mich an. "-Ich hätte ihm doch viel eher geholfen. Du glaubst gar nicht wie gut ihm deine Anwesenheit wieder tut. Er hat dich all die Jahre vermisst, versprochen.". "Das glaube ich dir auch, aber Steffi- Es hat sich doch nichts geändert.". "Er ist erwachsen geworden Manuel. Natürlich hat er die Ängste noch, umso mehr da er in der Öffentlichkeit steht. Aber er liebt dich aus tiefstem Herzen.". Brummend schloss ich die Augen. "Du kennst sicher Werner noch, oder?". Mein Herz zog sich schmerzlich zusammen und ich nickte ihr lediglich zu. "Er hat Chris immer wieder versucht zu sagen, dass nur Du ihn glücklich machen kannst und ob er dir nicht endlich wieder schreiben will. Ich hab dich nie kennengelernt und wusste trotzdem so unglaublich viel über dich. Wir haben oft gesprochen über Andreas und Chris, du kamst ziemlich häufig vor.". Lächelnd sah ich zu ihr.

"Ich saß damals heulend in seinem Vorgarten als Chris sich gegen mich entschieden hat.". Die Erinnerung überfiel mich und einen Moment lang musste ich mich konzentrieren nicht in den Emotionen zu versinken. "Seitdem war er für mich da. Hat mich immer mal auf dem Laufenden gehalten, Videos gezeigt von Chrissis Auftritten. Ich hab es schon immer geliebt ihm zuzusehen, tue es immernoch.". Auch Steffi nickte nun und ich konnte die Liebe in ihrem Blick sehen als ihr Mann ihr ein Lächeln zuwarf. "Es war eine schwierige Zeit damals, aber ich bin froh, dass sie es durchgezogen haben. Egal, wie schwer die Jahre waren. Ich würde mein Leben nicht ändern wollen, würde Andy nicht ändern wollen.". Zufrieden seufzte sie auf. "Wie war das für dich? Als er so oft weg war.". "Anfangs sehr schwer. Wir haben oft gestritten, ich hab viel geweint wenn er unterwegs war. Unsere Jungs haben das gemerkt und waren böse auf Andy. Wir hatten ordentlich Krach damals und-". Leise musste sie lachen als sie mich ansah und fortfuhr: "Nun ja. Ich wurde schwanger mit Lotta und da wurde uns Beiden erst wieder bewusst, wie sehr wir uns liebten. Wir haben uns ein ganzes Wochenende lang ausgesprochen, geplant und am Ende stand fest, dass er auf Tour gehen musste und darauf achtet dennoch genügend Zeit zu haben.". Stolz stand in ihren Augen und das herzliche Funkeln war nicht zu übersehen. "Er macht das perfekt. Ich liebe ihn jeden Tag aufs Neue wie damals als er mich das erste Mal bemerkte und anlächelte.". Das warme Gefühl in meiner Brust weitete sich aus und ein leichtes Kribbeln durchzog meinen Bauch. "So geht es mir auch. Chris hat mich zwar verletzt aber mein Herz schlägt dennoch für ihn, wird es immer.". "Wir freuen uns für Euch. Sei dir dessen bewusst. Falls du Unterstützung benötigst oder reden möchtest, bin ich hier. Ich hab gerne ein offenes Ohr für dich, Andreas genauso. Nimms ihm nicht übel wenn er mal Scherze macht, so versucht er seine Unsicherheit zu verstecken.". Leise lachte ich auf und lächelte sie dankbar an. "Das bedeutet mir eine Menge. Vielen lieben Dank Steffi.".

"Flirtest du mit meiner Frau, Josting?". Die empörte Stimme meines Chefs ließ mich aufsehen. "Klar doch. Bin gerade dabei sie dir auszuspannen.". Steffi kicherte und griff nach Andreas Händen. "Keine Sorge Schatz. Ich lieb nur dich", schmunzelte sie und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. "Ich steh eher auf den hübschen Bruder", flüsterte ich verlegen. "Jetzt schleim mal nicht Manuel.". Andreas lachte auf. "Ne ach. Wir gehen eine Runde spazieren. Lotta möchte Roller fahren, Michel Fahrrad und dann wandern wir einmal durchs Wohngebiet. Mögt ihr mit?". An den Händen zog er seine Frau auf die Beine und verteilte seichte Küsse auf ihrer Haut. "Ich würde mit Chris hierbleiben, mal nach ihm sehen.". "Na klar. Wir lassen das Haus auf, sind in ner Stunde bestimmt wieder da.". Lächelnd sah Andreas mich an. "Geh schon kuscheln", fügte er grinsend hinzu bevor er mit Steffi gemeinsam zu seiner Familie ging und sie den Hof verließen.

"Hey Chrissi-", sprach ich leise als ich mich der Hängematte näherte. Ein schwaches "Na" kam mir entgegen und ich sah ihn eingekuschelt in der Matte liegen. "Wie geht's dir Hase?". Liebevoll streichelte ich über seine Wange und betrachtete seine ruhigen, aber müden Gesichtszüge. "Ich bin richtig fertig. Wo sind die Andern?". "Spazieren. Darf ich mich dazu legen?". Vorsichtig um die Hängematte nicht unnötig zu drehen, stieg ich dazu und legte mich eng an seine Seite. "Morgen schläfst du dich aus, ich halt dich die ganze Nacht in meinen Armen", murmelte ich und spürte wie sich sein warmer Körper noch näher an mich schmiegte. "Lass mich bitte nie mehr gehen.". "Nie mehr Christian.".

Für Immer ab JetztWo Geschichten leben. Entdecke jetzt