Vierzehn

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Manuel

Das Wochenende verlief wirklich großartig. Die Shows gingen fast reibungslos über die Bühne, die beiden Magier waren zufrieden und nun begann auch für mich der Ernst des Lebens. Pünktlich acht Uhr stieg ich aus meinem Wagen und betrat die Halle. Für die Meisten begann der Arbeitstag erst neun Uhr, doch hatte ich mit Jannik besprochen schon eher hier zu sein. "Morgen.". "Hey, gut erholt vom Wochenende?". Lächelnd nickte ich. "An den Muskelkater gewöhnt man sich wohl.". "Ohja, nach ein paar Tourwochen geht's besser.". Aufmunternd warf Jannik mir ein Lächeln zu. "Dann komm. Ich zeig dir erstmal unser Ipad und erklär dir, wie das funktioniert.". Wir setzten uns an die Theorie und Jannik zeigte mir Stück für Stück wie genau die Illusion funktionierte, wie ich stehen musste und worauf zu achten war.

"Proben machen wir später wenn die Jungs alle da sind. Kim kann dir auch noch Tipps geben und dann geht ihr das gemeinsam durch.". "Danke. Ich krieg das schon hin, gebt mir paar Tage.". "Kein Stress. Ich glaub an dich.". Dankbar grinste ich ihn an. "Bis die andern da sind, geh ich noch ein paar Telefonate tätigen. Kannst dich gern umsehen, frühstücken oder so.". "Ich find schon was, danke. Viel Erfolg mit deinen Telefonaten.". Augen rollend nahm er sein Ipad und grinste mich dann an, bevor er seiner Wege ging. Ich machte einen kurzen Abstecher in die Umkleide und holte meine Zigaretten und Frühstück. Ich ging hinaus und setzte mich auf die Terrasse. Die Morgensonne schien schon übers Feld und machte den noch ruhigen Tag etwas schöner. "Moin Manu.". Winkend kam Andreas von seinem Grundstück hinüber. "Morgen", nickte ich ihm zu und er kam zu mir. "Bereit fürn ersten Tag?". "Jap. Bin gespannt. Jannik meinte wir proben heute das Ipad, damit ichs hinbekomme. Hat mich schon eingeweiht.". Er nickte. "Ich hab noch einen Termin mit dem Veranstalter kurz nach 9 Uhr. Dann können wir das gern machen. Aber das packst du schon, bist ja nicht aufn Kopf gefallen.". Schmunzelnd schüttelte ich den Kopf. "Schön, dass du wieder da bist Manu. Ich weiß nicht wie, aber mein Bruder ist total entspannt und ruhig geworden. Ich glaube du tust ihm gut.". Wir lächelten uns einen Moment lang an ehe er sich löste. "Ich werd dann mal rein. Mach ganz locker heute, bald ist ja eh Sommerpause. Wird nich viel laufen dann.". "Alles klar, kein Ding.". "Ich komm runter wenn ich fertig bin, Chris kommt auch gegen 9 Uhr.". Ich zeigte ihm einen Daumen hoch und lauschte wie er über die Terrasse ins Gebäude ging. Ich genoss die Ruhe, aß mein Frühstück und steckte mir gerade eine Zigarette an, als ich beobachtete wie ein silbernes Auto auf den Hof fuhr. Die Uhr zeigte gerade kurz nach halb neun und ich runzelte die Stirn. Eine hochgewachsene blonde Frau stieg aus, schob sich die Sonnenbrille hoch und sah sich um. Irgendwie kam sie mir bekannt vor. "Christian Reinelt anwesend?".

Mir gefror das Blut in den Adern als die schrille Stimme auf mein Trommelfell traf. Christina?! Auch sie schien zu begreifen wer da vor ihr saß. "Manuel Josting, lang nicht gesehen.". Abschätzung stand in ihren Augen und Verachtung in der Stimme. "Vermisst hab ich dich jedenfalls nicht Christina. Was willst du hier?". Ich erhob mich aus meinem Stuhl und stellte mich dicht vor sie. "Zu meinem Mann.". "Noch-Mann.". "Das spielt doch gar keine Rolle. Solange er nach der Scheidung nicht mit dir rumschwult, so wie damals.". Erschrocken wich ich einen Schritt zurück. "Denkst du wirklich, dass ich es nicht wusste? Deine Blicke Manuel, seine Unsicherheit wenn wir intimer wurden, sein Verhalten in deiner Nähe", raunte sie mir bissig entgegen. "Du bist schwul, bist es schon immer gewesen und Christian genauso. Ihr werdet aber nie zusammenkommen, weil seine Angst zu groß ist. Probiers gar nicht erst.". Verständnislos schüttelte ich den Kopf. "Lass mich einfach in Ruhe Christina. Ich kann schon ganz gut selbst mein Leben leben.". Ein Lächeln zeichnete sich auf ihren Lippen ab. "Du bekommst ihn nicht. Niemals.". Schnaufend zeigte ich Richtung Parkplatz. "Verlass jetzt bitte das Grundstück, du bist hier nicht willkommen.". "Wir sehen uns schon nochmal Manuel.". Sie kehrte um und ging zurück zu ihrem Wagen. Bevor sie einstieg, sah sie mir noch einmal in die Augen und schüttelte den Kopf. Kurz drauf schlug sie ihre Tür zu und fuhr davon. Nur wenig später fuhr der rote Golf auf den Hof und Chris kam lächelnd ausgestiegen. "Manulein, hey.". "Lass das.". Lachend kam er zu mir und bevor er mich in den Arm nehmen konnte, murmelte ich: "Deine Frau war eben hier.". "Meine-". "Exfrau. Ich weiß von der Ehe, von der Scheidung.". Sein Blick senkte sich zu Boden und ich hörte das tiefe Aufatmen. "Ich hätts dir wohl sagen müssen, oder?". "Ne ach, alles in Ordnung. Ich schlafe nur neben dir, fast mit dir und hatte einen verdammten intimen Moment mit dir! Man Christian!". "Psht!". Genervt sah ich ihn an. "Es ist niemand hier außer Jannik und dein Bruder, es kann uns keiner hören. Psht mich nicht an", raunte ich wütend. "Du hättest es doch sagen können, was ist schon dabei?!". Er seufzte und schüttelte leicht den Kopf. "Weiß nicht. Es tut mir leid Manu, ich- ich wusste nicht, wie ich es dir sagen sollte. Christina war damals schon-". Seufzend brach er ab und zuckte mit den Schultern. "Ja sie war schon damals der Grund, warum wir nichts geworden sind. Hauptsächlich war es aber deine beschissene Angst vor allem und jedem, vor allem vor deinen Gefühlen.". Ich griff meine Zigarettenpackung und ging zur Tür. "Manuel, bitte-". "Lass es einfach Chris. Werd dir mal langsam klar, was du willst. Ich für meinen Teil- will dich.". Ich sah ihm in die Augen, erkannte die Unsicherheit und ging kopfschüttelnd rein, schlug die Tür frustriert zu.

"Alles in Ordnung Manu?". "Ja, klar. Ich brauch kurz wenns okey ist.". Jannik nickte und schob mir eine Dose Cola rüber. "War was draußen? Die Tür ist so geknallt.". Ich griff die Cola und öffnete sie. "Christian", flüsterte ich enttäuscht. "Oh nein, ihr habt euch gestritten?". Ich konnte nur nicken. "Wieso denn das? Die letzten Tage war doch alles gut.". Ich zuckte die Schultern und wischte mir über die Augen. "Weil ich ihn angemault habe. Wir waren uns so nah und er hält es nicht für nötig mir zu sagen, dass er immernoch Christina hat. Er soll endlich entscheiden wen oder was er will und dann- dann ist da gleich wieder diese Unsicherheit.". Mitleidig fuhr mir Jannik über den Rücken und seufzte. "Nichtmal Andreas weiß es, Hedi, Silvia. Es weiß niemand. Die einzige Person aus Christians Familie war sein Vater, der mich damals weinend im Vorgarten gefunden hat nachdem Chris sich für Christina entschieden hat.". "Er beobachtet das sicherlich Manu. Er ist genau wie bei uns allen immer im Herzen und weist du was? Jetzt hast du mich. Wir machen das schon.". Wir unterbrachen unser Gespräch als die Stimmen der beiden Brüder gemischt mit Dominiks und Julians sich uns näherten. "Gib ihn jetzt nicht auf", flüsterte er noch ehe er aufstand und die Gruppe willkommen hieß.

Für Immer ab JetztWo Geschichten leben. Entdecke jetzt