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Christian

"Chrissi-". Durch einen Schleier vernahm ich die müde Stimme meines Freundes. "Warum liegst du hier draußen und schläfst? Bett ist doch gemütlicher und wärmer, komm mit rein.". Meine Lider waren ganz schwer als ich sie öffnete und im Dunklen Manu erkennen konnte. "Wie spät?", murmelte ich und setzte mich etwas auf. "Halb drei, ich wollte nur was zu trinken holen und hab gesehen, dass die Balkontür aufsteht. Du kriegst einen ganz steifen Nacken Chris, komm ins Bett.". Seine Hände zogen mich sanft hoch und in seine Arme. "Du frierst auch etwas, willst du krank werden?". Schwach schüttelte ich den Kopf und ließ mich von ihm ins Bett führen. "Magst du auch was trinken?". "Nein, danke.". Den Hoodie tauschte ich gegen ein einfaches Shirt und legte mich auf die freie Seite. Manu hatte nur eine Decke zu liegen, also rutschte ich noch etwas in die Mitte und zog die Decke über meinen Bauch. "Ist alles in Ordnung bei dir?". Mit einem Glas Wasser lehnte Manu in der Tür und betrachtete mich. "Du bist irgendwie so in dich gezogen.". Langsam setzte ich mich nochmal etwas auf. "Gedankenkarussel.". "Magst du drüber reden? Ich weiß zwar nicht, ob ich dir helfen kann aber immerhin kann ich es versuchen.". Leicht lächelte ich und rutschte vor an die Bettkante. "Wir sollten lieber schlafen, meinst du nicht? Heute Abend ist die Feier, das wird ordentlich lange gehen.". Das Glas stellte er auf der Kommode ab und kam zu mir. "Ich habs lieber, dass es dir gut geht als dass ich schlafe.". An seinen Händen zog ich ihn auf meinen Schoß und drückte ihm einen zaghaften Kuss auf die Lippen, der nach wenigen Sekunden intensiver wurde. Ich legte meine Arme um ihn und ließ uns rückwärts in die Matratze fallen. Manus Hände gingen auf Wanderschaft, strichen unter mein Shirt während ich mich nur an seiner Hüfte hielt. Gerade als er mein Shirt höher schieben wollte, hauchte ich gegen seine Lippen: "Manu, ich-". Augenblicklich hielt er inne und atmete schwer an meine Lippen. "Entschuldige bitte. Ich bin nur- du hast es mir wirklich angetan.". Langsam und ganz vorsichtig ließ er sich auf mir sinken und erst jetzt spürte ich, dass ihn die Erregung gepackt hatte. "Nein, ich muss mich- entschuldigen. Ich hab keinerlei Erfahrung mit Männern, ich- ich hab auch keine guten Erinnerungen an Frauen. Tut mir leid, ich wollte dich jetzt nicht so abwürgen.".

Seine Augen fanden meine und ein zierliches Lächeln erschien auf seinen Lippen. "Alles zu seiner Zeit Chris. Ich will dich nicht unter Druck setzen, ich hatte selbst noch keinen Sex mit Männern. Mach ganz in Ruhe.". Leise murmelte ich ein 'Danke' an seine Lippen bevor ich ihm einen Kuss gab. "Soll ich dir?- Oder magst du selbst kurz?-". Er folgte meinem Blick an sich hinab und lief beinahe augenblicklich rot an. "Sorry dafür. Ich komm schon klar, keine Sorge. Magst du dich an meine Seite legen?". Schüchtern nickte ich und legte mich, sobald er auf dem Rücken lag, an seine Seite. "Du sagtest gerade, du hast keine guten Erinnerungen mehr. Was ist passiert, falls ich fragen darf?". Noch leise schnaufend stellte er mir die Frage und kraulte dabei beruhigend über meinen Rücken. "Wenn du eine Frage nicht beantworten magst, ist das natürlich in Ordnung. Ich möchte nur wissen, wie du fühlst und wie es in dir aussieht.". Vorsichtig nickte ich. "Christina wollte immer häufiger, immer wieder mit mir schlafen. Nicht, weil sie wirklich Lust hatte sondern einfach weil sie schwanger werden wollte. Es war mehr ein 'Ich muss jetzt', genießen ging nicht mehr.". Er schnaufte leise auf. "Das versteh ich echt nicht. Ihr Verhalten ist mir unerklärlich, geklappt hat es ja offensichtlich auch nicht. Hat sie sich vielleicht mal untersuchen lassen?". Seufzend wartete ich etwas mit meiner Antwort. Manu blieb ruhig und ließ mir auch die Zeit, die ich brauchte. "Nein. Aber das wollte sie auch nie. Weder sie noch ich haben uns untersuchen lassen auf Fruchtbarkeit, sie meinte das sei nicht gut und wäre eh nicht richtig. Vermutlich war sie unfruchtbar, so wirkte ihr Verhalten manchmal.". Manu war ruhig, beinahe als hielte er den Atem an und erst nach einigen Minuten antwortete er mir. "Das tut mir leid Chris, ich dachte immer du wolltest Kinder und dabei hat sie dich nur ausgenommen.". Ich zuckte leicht mit den Schultern. "Nicht mit ihr. Nachdem sie sich so verändert hatte, war es eh ganz gut, dass es nie geklappt hat.". Er strich mir durchs Haar und flüsterte: "Du bist sie ja endlich los Chrissi.". "Jetzt hab ich ja dich.". Schweigend zog er mich noch näher zu sich. Ich hörte in seiner Stimme die Tränen, die ihm offenbar hinabliefen: "Heißt das, du möchtest ein 'Uns'?". Ich setzte mich auf und legte meine Hand auf seine Brust. "Ich möchte ehrlich zu dir sein, ich-". Unsicher wich ich seinem Blick aus und suchte nach den passenden Wörtern. "Ich habe verdammt Angst davor öffentlich schwul zu sein. Die eigenen vier Wände sind mir am liebsten, ich- ich werde Zeit brauchen und ich weiß nicht, ob du dich darauf einlassen möchtest. Ich bin einfach nicht so stark, ich hab die Medien im Nacken sitzen und-". Verzweifelt strich ich mir durchs Gesicht und seufzte schwer auf. Auch Manu war das Unbehagen anzusehen als auch er sich nun aufsetzte. "Ich will mich nicht immer verstecken müssen Chris. Ich kann das nicht mein Leben lang.". Ich nickte schwach. "Das sollst du auch nicht. Ich kanns nur nicht von jetzt auf gleich, ich brauch ein wenig länger.". Unsere Blicke trafen sich. "Wenn ich dich nicht so sehr lieben würde Chris-", flüsterte er und streichelte über meine Wange. "Versprich mir, dass du dir Mühe gibst. Dass ich nicht in ein paar Jahren immernoch im Geheimen dein Freund bin. Falls ich überhaupt dein Freund bin?". Eine einzelne Träne lief meine Wange hinab und ich nickte schwach. "Ich werde alles tun, um dich nicht zu verletzen. Ich will das mit uns. Eine Chance, auch wenn ich nicht versprechen kann, dass es einfach wird.". Stumm sahen wir uns an, jeder einen Kampf mit sich selbst führend. "Es wird keineswegs einfach, das ist mir bewusst. Aber Chris, ich hab mich verliebt. Schon damals und da hab ich meine Chance nicht bekommen, ich wäre ein Idiot es jetzt nicht wenigstens zu versuchen.". "Also ja?". Ich lächelte ihn verlegen an. "Ja, ich will eine Beziehung mit dir Chris.". Überglücklich umarmte ich ihn und schluchzte leise auf, seine warmen Hände drückten mich innig an sich. "Danke Manu", hauchte ich brüchig an seinen Hals. "Ich bin für dich da, ich li- ich hab dich so lieb Chris.". Vorsichtig hob ich den Kopf und murmelte: "Ich hab dich auch lieb.". Ein inniger Kuss empfing meine Lippen und uns beiden war bewusst, dass dies hier ein Versprechen war.
Ein Versprechen diese Liebe zu wahren.

Für Immer ab JetztWo Geschichten leben. Entdecke jetzt