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Manuel

Mit vor Nervosität schweißnassen Händen öffnete ich meine Wagentür. Ich hatte mir eine kurze Jeans und ein einfaches Hemd übergeworfen, immerhin wollte ich als neuer Mitarbeiter nicht gleich negativ auffallen. Zumal Andreas Frau und Hedi, die Mama der Brüder, noch herkommen würden. Ich hatte mir vorgenommen etwas früher hier zu sein, um Chris entgegen zu kommen. Seufzend schüttelte ich den Kopf und schloss den Wagen. Was tat man nicht alles für die Liebe.

"Hübsch siehst du aus, sehr sogar.". Verlegen sah ich auf. "Sagst gerade du.". Auch er trug lediglich eine kurze dunkle Jeans und dazu ein helles Hemd. "Steht dir richtig gut Chrissi.". "Danke, du solltest aber auch öfter mal Hemd tragen.". Sein Blick huschte kurz umher als er zu mir kam und mir sanft den Kragen zurecht rückte. "Schön, dass du da bist Manu. Danke, wirklich.". Ich betrachtete ihn einen Moment und murmelte: "Hast du geweint?". Frustriert ließ er den Kopf an meine Brust sinken. "Andy hat gesagt, es fällt kaum auf.". "Andreas hat gelogen, Chrissi.". Er nahm meine Hand, versicherte sich noch einmal, dass wir allein waren und führte mich langsam um die Halle herum. "Wir haben einfach etwas gesprochen, wurde bisschen emotionaler.". Ich nickte leicht und behielt ihn einfach weiter im Auge. Als wir um die Ecke bogen und ich Andreas bereits an einem Tisch sitzen sah, erwartete ich, dass Chris seine Hand zurückziehen würde doch nichts geschah. "Ach warte-". Nun blieb er doch stehen. Er sah mir in die Augen und lächelte schüchtern. "Nich, dass ichs vergesse", flüsterte er und hauchte mir einen innigen Kuss auf die Lippen. "Jetzt kann die Feier losgehen.". Ganz perplex sah ich ihn einfach an, bemerkte das leichte Lächeln und sah ihm nach wie er zu Andreas ging. "Oh, hey Manu.". Noch immer vollkommen verwirrt ging ich zu den Beiden und setzte mich zu Chris, der mir gerade ein Bier öffnete. "Auf uns-". Der ältere Bruder hob sein Bier und nickte uns zu. "Auf Euch und all das, was ihr hier geschafft habt.". Dankbar lächelte Andreas mich an und Christians Hand strich kurz über meinen Oberschenkel.

Nach und nach trudelten meine Kollegen ein, jeder bekam ein Bier in die Hand gedrückt und die Gespräche begannen reibungslos. Ich blieb weiterhin bei Andreas und Chris sitzen, nur Jannik, Dominik und Marlon setzten sich erstmal zu uns. "Wann machst den Grill an Chef?". Lachend sah Andreas auf seine Uhr. "Essen wird gleich gebracht, dann mach ich an.". "Keine Sorge, ihr verhungert uns nicht", warf Chris ein und nippte an seinem Bier. "Das sagst du jetzt. Muss ich dich an Bielefeld 2014 erinnern? Christian Reinelt?". Neugierig hob ich den Kopf und fixierte Marlon. "Bielefeld 2014?". "Nein, es erzählt ihm keiner.". Chris schien beschämt und lief ganz rot an, während alle anderen am Tisch nur lachten. "Er hat vergessen das Buffet anzumelden beziehungsweise dachte das Catering, dass wir im Hotel essen würden. Wir kommen morgens, kurz nach 7 Uhr in die Halle, haben Hunger und wollen gut gelaunt in den Tag starten. Kommen ins Catering rein und-". Dominik fiel ihm lachend ins Wort. "-nichts! Es gab nichts. Chris durfte dann für die gesamte Belegschaft Frühstück und Mittag ausgeben.". Grinsend sah ich zu Chris. "Aha? Und dann sollen wir ausgerechnet dir glauben wenns ums Essen geht?". Verlegen grinsend zuckte er die Schultern. "Oh Steffi hat geschrieben- Manu magst du eben tragen helfen?". Andreas stand gleich auf. "Ich kann auch?". "Bleib hier Chris, ich muss Manu ja eh Steffi mal vorstellen.". Er zwinkerte ihm zu und zog mich am Arm mit sich.

"Wie lange seid ihr eigentlich schon zusammen jetzt?". Wir gingen in Richtung Andreas Haus und zum Gartentor am Rande. "Seit fast 17 Jahren schon", erwiderte er lächelnd und sah mich kurz an. "Krass, das ist wirklich lange. Und immernoch verliebt wie am ersten Tag?". Nickend bestätigte er dies. "Es ist wundervoll. Natürlich gibt's auch schlechte Tage aber meist ist es wirklich einfach Liebe.". Ich nickte leicht und seufzte tonlos. "Gib ihm etwas Zeit Manu.". "Was?". Ruckartig blieb ich stehen und sah ihn an. "Diese Gefühle für einen Mann sind ihm neu, er weiß sie noch nicht auszuleben. Gib ihn nicht allzu leicht auf.". "Du weißt von- ich meine, er wollte doch nie, dass jemand was weiß.". "Chris ist mein Bruder. Ich merk wenn etwas falsch ist und krieg dann auch ganz schnell raus, was.". Schulterzuckend sah er mich an. "Ich kann euch beide verstehen. Gebt euch Zeit, lass ihn bitte die Scheidung durchbekommen. Dann hat er auch seinen Kopf wieder frei.". Ich schwieg einfach und seufzte tonlos. "Schon gut. Nur will ich nicht, dass ich auch noch in paar Jahren hier sitze und warte.". "Das kann ich verstehen. Ich bin für euch da, falls mal was sein sollte.".

Dankbar lächelte ich ihn an. "Dann schauen wir mal, was die Damen Schönes gezaubert haben.". Schmunzelnd schob er die Terrasentür auf und ließ mich erstaunt in der Tür stehen. Es war ein großer offener Raum, links von mir das geräumige Wohnzimmer mit dem gemauerten Kamin in der Ecke und rechts öffnete sich die modern eingerichtete Küche. "Du bist sicher Manuel, richtig?". Eine weiche, beinahe zierliche Stimme ließ mich aufsehen. "Ja genau, und du bist sicherlich die bessere Hälfte von ihm hier.". Grinsend sah ich zu Andreas, der lachend den Kopf schüttelte. "Du hattest Recht, deutliche Ähnlichkeit zu deinem Bruder", sagte sie an ihn gewandt. "Freut mich dich kennenzulernen Manuel, ich bin Steffi. So Unrecht hast du übrigens auch nicht.". Sie zwinkerte mir zu und drückte ihrem Mann dann einen Kuss auf die Wange. "Nimmst du das Grillfleisch Schatz? Sind die beiden roten Schüsseln.". "Na klar, noch etwas?". Auf dem Tresen standen noch zwei weitere große Schalen. "Ne ach, die Beiden bekomm ich.". Sie wand sich zu mir um. "Würdest du Hedi entgegen gehen? Sie parkt vor der Halle und hat auch noch zwei Schalen dabei und einen Wein.". "Ach Wein wollen die Damen heute trinken, du weißt wie das ausgeht Stefanie.". Andreas sah sie tadelnd an, was seine Frau allerdings schulterzuckend abtat. "Ich bin erwachsen Liebster.". Frech streckte sie ihm die Zunge raus und nahm die weiteren Salatschalen. "Ich geh mal vor, bis gleich.". Schmunzelnd winkte ich Beiden und verließ über die Terrasse das Haus, um vor zur Halle zu gehen.

Der schwarze Wagen rollte vor mir aufs Gelände und kam neben meinem zu stehen. Ich musste lächeln als ich sie sah. In Kindertagen kannte ich sie nicht gut genug, nur ab und an mal gesehen aber sie war immer herzlich und zuvorkommend. Hedi stieg aus ihrem Wagen und sah gleich zu mir. "Manuel Josting, dass wir Zwei uns nochmal sehen.". Lächelnd kam sie auf mich zu und nahm mich ungezwungen direkt in den Arm. "Hallo Hedi", murmelte ich und strich ihr kurz über den Rücken. "Ich freu mich so, dass wir nochmal die Chance bekommen haben uns zu sehen.". Sie ließ mich langsam wieder los und betrachtete mich eingehend. "Ein richtig stattlicher junger Mann bist du geworden. Wir müssen uns erstmal unterhalten, ich will alles wissen. Nichts wird ausgelassen, ja?". Ich stimmte in ihr Lachen mit ein. "Versprochen, der Abend ist noch lang-".

Für Immer ab JetztWo Geschichten leben. Entdecke jetzt