Sieben

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Christian

Ausgerechnet jetzt. Wieso ausgerechnet jetzt?! Dieser Mann hatte so ein dreckiges Timing, ich hasste es. Manus Augen waren weit aufgerissen und ich murmelte entschuldigend: "Doofes Timing hier.". Er nickte nur und löste sich langsam. Ich hätte wetten können, dass mein ganzer Körper am Zittern war und er dies nun nicht übersehen konnte. "Bist du okey?", flüsterte er besorgt. "Ja klar, ich- lass uns. Das Team freut sich bestimmt schon.". Ich sah die Enttäuschung in seinen Augen und schloss verzweifelt die Augen. Fuck! "Tut mir leid Manu, wirklich.". "Passt schon, war halt einfach doof von ihm. Das Timing, echt top.". Vorsichtig strich seine Hand nochmal über meine Seite bevor er einen Schritt zurück machte und ich schwer aufatmen konnte. Sein Blick war nun undurchdringlich, schweifte kurz über mich und richtete sich dann auf meinen Bruder. "Komme schon! Ist wirklich riesig hier, super interessant.". Ich konnte sehen wie es im Kopf von Andreas ratterte, doch er kam wohl noch zu keinem Schluss. "Ja das- das stimmt wohl.". Ich strich mir das Shirt glatt und atmete noch einmal durch, versuchte das Chaos in meinem Inneren zu beruhigen. "Christian, kommst du?". Ich hob den Kopf und traf seinen Blick. "Ja.". Ich kam nur langsam zu ihnen und gab meinem Bruder im Vorbeigehen einen Schlag auf den Hinterkopf. "Du Arsch", raunte ich ihn an. "Wa-?!".

Manu verabschiedete sich am frühen Nachmittag mit einer einfachen Umarmung. Mein Bruder und ich standen gemeinsam am Eingang und verabschiedeten ihn, weshalb ich es nicht mehr schaffte noch einmal mit ihm zu sprechen. "Ich geh noch ins Büro, muss einige Unterlagen checken", brummte ich ihm zu und ging wieder ins Gebäude. "Platzt der da einfach rein, ich glaubs jawohl.". Kopfschüttelnd ging ich in meinen Teil des Büros und zog direkt die gläserne Trennwand zu meinem Bruder zu. Den restlichen Nachmittag über war ich versucht mich auf die Unterlagen zu konzentrieren, nahm keine Telefonate mehr an und gab gegen 18 Uhr endlich auf. Die Papiere vor mir verschwommen förmlich, ich wusste schon gar nicht mehr was ich unterschrieben hatte. Seufzend strich ich mir durchs Gesicht. "Chris?". Brummend gab ich mein Ok, dass derjenige hineinkommen durfte. "Hey, ich mach Feierabend für heute.". "Mach doch Andy.". Ich lehnte den Kopf hinten an die Lehne und schnaufte durch. "Sag mal-", er schloss die Tür hinter sich und setzte sich aufs Sofa gegenüber meines Tisches. "Was warn das heute? Manuel und du, wolltet ihr euch küssen?". "Nein, ich wollte nur sehen ob seine Zahnhygiene ausreichend ist.". Perplex sah Andreas mich an und runzelte die Stirn. "Man natürlich wollten wir uns küssen!". Entnervt rieb ich mir die Schläfen. "Ich habs endlich zulassen wollen, weißt du.". Ich stand auf und kam zu ihm. "In unserer Jugend war er schon unglaublich verknallt in mich, ich war dabei und hab ihn abgewiesen! Ich hatte Angst und diese Angst besteht heute immernoch, nur etwas anders. Ich kann nicht öffentlich mit einem Mann- es geht nicht! Und weißt du, Manu hat es verdient, dass ich ihm Liebe und Zuneigung gebe und endlich- Endlich reiß ich mich zusammen und will ihn küssen und dann reißt du da plötzlich die scheiß Tür auf!". Bissig raunte ich ihn an und stützte meine Hände auf seinen Oberschenkel ab. "Ich hätt dich ja am liebsten schon direkt zur Sau gemacht, war aber viel zu beschwipst von diesem Moment. Ich wäre ausgeflippt.". Seine Augen waren ganz groß, ich sah ihn selten sprachlos und doch brachte er keinen Ton hinaus. Seine kläglichen Ansätze etwas zu sagen, brach er wieder ab und sah mich einfach voller Überraschung an.

"Du hast- ich meine, ihr seid- okey das ist mir eindeutig zu viel.". "Mir auch, danke.". "Seid ihr ein Paar?". Ich schüttelte den Kopf. "Nein, waren wir auch nie. Aber vielleicht irgendwann, mal sehen wie es sich entwickelt. Dieser Moment zum Beispiel wäre vielleicht super wichtig gewesen, oder meinst du nicht?". "Ja sicherlich.". Schuldbewusst sah er zur Seite und strich sich über den Bart. "Es tut mir leid Chris, ich konnte doch nicht-". "Nein, konntest du auch nicht aber wieso bleibst du einfach wie son Trottel stehen? Geh doch einfach.". "Ich bin doch dein Bruder, wieso- wieso hast du so ein Problem damit? Lieb doch wen du willst.". "Ich stehe in der Öffentlichkeit! Hast du gesehen, wie die sich auf schwule Promis schmeißen? Ich will mein Privatleben privat halten, da muss ichs nicht groß rumposaunen.". "Aber das wäre doch-". "Diskutier nicht. Ich hab meine Einstellung zu dem Thema.". Ich ließ von ihm ab und ging zurück an meinen Platz. "Ist ja jetzt egal. Wahrscheinlich kommen wir uns erstmal nicht mehr so nah.". "Glaub doch dran. Ich bin hier für dich Chris, ich unterstütz dich wo ich kann.". Dankbar sah ich zu ihm auf. "Aber sei du bitte ehrlich mit ihm. Christina ist noch immer deine Frau, der Scheidungstermin ist erst im Herbst. Du kennst sie, lass sie Wind von Manu bekommen und sie rastet richtig aus. Auch wenn ihr nicht mehr zusammen seid.". "Ich werd schon mit ihm sprechen, keine Sorge.". Er nickte es ab. "Man, komm mal her.". Andreas kam um den Schreibtisch herum und nahm mich innig in den Arm. "Es tut mir leid. Aber ich wünsch euch wirklich alles Gute, ihr packt das Großer. Lieb wen du magst, Manuel ist so ein vernünftiger Typ.". "Danke Andy, das weiß ich wirklich zu schätzen.". Er lächelte mich stolz an. "Jetzt ist er ja öfter hier. Das kriegen wir schon hin, vertrau uns.".

21 Uhr. Ich ließ mich erschöpft ins Bett fallen und schloss die Augen. Ich konnte Manu nochmal erreichen, erkundigte mich über den Tag und entschuldigte mich zuletzt für mein Verhalten am Vormittag. "Wieso hab ich mich eigentlich dazu hinreißen lassen?". Ich genoss die Ruhe meiner Zwei-Zimmer-Wohnung, die ich nach meiner Trennung angemietet hatte. "Und warum verdammt lässt du mich so willenlos werden in deiner Nähe Manuel?".
Die Situation schoss mir erneut durch den Kopf. Wie er in meinen Armen stand, zwischen meinen Beinen und sein heißer Atem auf meine Lippen traf. Ich ließ die Augen geschlossen und befeuchtete meine Lippen. Wie ich die vertraute Hitze seines Körpers spürte, der sich eng an mich schob. Ich konnte seinen Herzschlag spüren, den leichten Schweißfilm auf seinen Armen und die massive Nervosität. Doch am meisten spürte ich ihn, seine Hände auf meinem Körper und dass obwohl wir nie weiter als einige Küsse gegangen waren.
Wie von selbst strich ich mir unter die Jogginghose und langsam über die Boxershorts. Es fühlte sich so fremd an und doch so feurig gut. Christina konnte mir nie geben, wonach ich mich sehnte und jetzt fühlte ich seit Jahren erstmals wieder eine schier wahnsinnige Erregung. Willenlos griff ich zu und stöhnte schwer auf. Ich schämte mich nicht für diese Gefühle, für diese Berührung und als ich Manus liebevolles Grinsen vor Augen hatte, war mir jegliche Hemmung egal. "Oh Manu", raunte ich leise während meine Hand unter die Shorts glitt. Erst vorsichtig, noch zurückhaltend, umfasste ich meine eigene Erregung. Schnell bekam ich das so lange vermisste angenehme Ziehen im Unterleib und mit jeder Bewegung, jeder Berührung, wurde es stärker und erregender. Ich ließ mich nicht mehr von meinen Zweifeln tragen und gab mich ganz der unbändigen Leidenschaft hin. Sein Name erhallte durch mein Schlafzimmer als ich mich schwer atmend dem Höhepunkt näherte. Atemlos zog ich meine Hand aus der Shorts und konnte nur noch grinsen. "Was tust du mir nur an?-".

Für Immer ab JetztWo Geschichten leben. Entdecke jetzt