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Christian

In Boxershorts und einem weiten Hoodie strauchelte ich müde durch Manus Wohnung zum Badezimmer. Das dämliche Grinsen, welches ich seit dem Erwachen hatte, strahlte mich durch den Badspiegel hinweg an. "Du bist so eine Grinsebacke Christian", nuschelte ich und warf mir eine Ladung Wasser ins Gesicht. Manuel hatte mich die Nacht über im Arm gehalten, zum Einschlafen streichelte er meine Wange und flüsterte mir liebevolle Worte ins Ohr. Eine warme Gänsehaut prickelte über meinen Körper bei der Erinnerung an letzte Nacht. Ich hatte Muskelkater in den Beinen, mein Hintern tat mir noch ein wenig weh und dennoch war es die schönste Nacht meines Lebens gewesen. Fahrig wuschelte ich meine Haare zurecht und strich die Strähne zur Seite, bevor ich Zähne putzte und mich auf leisen Sohlen in die Küche begab. Vor mich hinpfeifend schaltete ich die Kaffeemaschine ein und deckte den Tisch spärlich für ein kurzes Frühstück. Andreas würde uns spätestens zu 9 Uhr auf der Arbeit erwarten und außerdem hielt sich mein Hunger noch in Grenzen.

"Guten Morgen Manulein", murmelte ich und setzte mich vorsichtig an die Kante seiner Matratze. "Du musst langsam aufstehen, sonst kommen wir zu spät hm.". Leise brummend drehte er seinen Kopf in meine Richtung. "Morgen?". Schmunzelnd kraulte ich ihn über seine nackte Schulter bis hin zum Nacken. "Du bist zu süß wenn du müde bist Hase.". Lächelnd öffnete Manu seine Augen und blickte hoch zu mir. "Hey, du bist ja schon fertig gemacht. Ich hab gar nichts mitbekommen", murmelte er. "Ich wollte dich noch schlafen lassen. Kaffee ist fertig, Frühstück ist gedeckt. Falls du Lust hast.". Nun erhob sich Manu schwerfällig und setzte sich vor mir auf. Die Decke lag gerade so auf seiner Hüfte und als hätt er meine Gedanken gelesen, fiel sein Blick ebenfalls tiefer. "Ist das wirklich passiert gestern?". Unsere Blicke trafen sich und ein zaghaftes Lächeln stahl sich auf Manus Lippen. "Wir haben wirklich miteinander geschlafen.". Erneut überzog mich eine Gänsehaut und ich musste leise durchatmen, mir peinlich berührt durchs Gesicht streichen. "Wow, ich-". Kopfschüttelnd brach ich wieder ab, würden mir doch eh keine passenden Worte einfallen. "Wie geht es dir damit heute Morgen?". Behutsam griff Manu meine Hände und strich mit dem Daumen über meine Handfläche. "Ich meine- wolltest du es immernoch? Bereust du es?". "Nein, auf keinen Fall bereue ich es. Ich wollte es.". Sachte zog ich ihn zu mir und gab ihm einen liebevollen Kuss. "Mir geht es gut. Ich vertraue dir, ich- ich hatte eine wunderschöne Nacht mit dir. Und ganz ehrlich hoffe ich, dass es nicht unsere letzte war.". Verlegen lächelnd wartete ich auf seine Antwort, die voller Liebe in Form eines Kusses folgte. "Mach dich fertig. Ich gieße uns Kaffee ein und pack unsere Rucksäcke.". "Bis gleich Süßer.". Ich verließ das Schlafzimmer und lehnte mich verträumt von außen an die Zimmertür. "Wie hab ich dich nur verdient?".

"Einen wunderschönen guten Morgen.". Gut gelaunt betrat ich mein Büro und winkte Andreas zu. "Moin, was is denn mit dir? So gute Laune und das morgens um- Du bist sogar pünktlich?". Erstaunt erhob sich Andy aus seinem Stuhl und kam zu mir herüber. "War der Kaffee heute Morgen etwa besonders gut?". Grinsend wackelte er mit seinen Augenbrauen. "Der Kaffee war mehr als gut Andy, perfekt war er.". Seufzend ließ ich mich in den Stuhl fallen und sah verträumt durchs Fenster hinaus. "Sag mal, was hat Manuel mit dir angestellt? Liebestee? Gute-Laune-Tee?". Schmunzelnd schüttelte ich den Kopf. "Nein, er-". Ein Klopfen unterbrach uns. Gekonnt spielte Andreas seine Neugier hinunter und rief: "Herein.". Kein geringerer als Manuel öffnete die Tür und grinste uns an. "Moin Chefs, Proben?". Lachend schüttelte ich den Kopf und stand auf. "Ich soll proben? Ich glaube nicht.". Manu kam rein und schob die Tür hinter sich zu. "Wieso denn nicht?". Ich legte meine Arme um seinen Hals und musste leise aufquieken als ich seine kalten Hände an meinem Rücken spürte. "Kalt?". Frech stupste Manus Zunge gegen meine Wange. "Ja?". Langsam schob er seine Hände tiefer und griff an meinen Hintern. "Nich so doll", murmelte ich schmollend. "Oh tut mir leid. Brauchst du etwas? Wundsalbe?". "Wundsalbe?". Andreas verwirrte Stimme drang zu uns und ich löste mich räuspernd aus den Armen meines Freundes. "Ja, Wundsalbe.". Sein Blick huschte von Manu zu mir, und wieder zurück.

"Wozu?". Beschämt legte ich meinen Kopf an Manus Hals und versuchte dem Blick meines Bruders standzuhalten. "Mensch Andreas.". Lachend drückte Manu mich an sich und hauchte sanft einen Kuss auf meine Stirn. "Wenn zwei Männer miteinander schlafen, dann kann das unter Umständen etwas schmerzhaft sein. Verstehste?". Die Augen meines Bruders wurden schlagartig größer und ich konnte ihm ansehen, wie er nach den richtigen Worten suchte. "Ihr- also meinst du-". Er atmete einmal tief durch. "Grinst ihr deshalb wie zwei Honigkuchenpferde?". "Jap.". Lächelnd schüttelte Andy den Kopf. "Dann wird mir ja einiges klar hier. Mein Bruder ist pünktlich, gut gelaunt und verzieht beim Hinsetzen das Gesicht. Jungs!". Lachend kam er zu uns und nahm erst Manu in den Arm, dann umarmte er auch mich. "Ich will alles wissen, klar?", flüsterte er schmunzelnd. Ich lächelte ihn glücklich an und nickte. "Also, Proben oder eher weniger?". "Gib uns noch etwas Zeit. Wir kommen spätestens 11 Uhr dazu, Jannik soll dir mal die Abläufe auf Tour vorstellen bis dahin.". "Geht klar. Dann bis gleich.". Manu schlug mit Andreas ein und sah mich an. "Mach langsam, ja? Heute Abend nimmst du mal ein warmes Bad und cremst dich ein.". "Danke Manu", murmelte ich und beugte mich zu einem Kuss zu ihm. "Ich liebe dich Hase", hauchte er an meine Lippen. "Ich dich auch. Pass auf dich auf.".

Ich sah noch einige Momente lang die Tür an bis ich mich wieder umdrehte zu Andreas. "Aha?". Verlegen strich ich mir über den Nacken. "Da lässt man euch einen Abend lang alleine.". Lachend ging er zurück zu seinem Platz. "Dass du nach Christina gleich so Vertrauen fassen kannst ist wirklich großartig.". Ich nickte leicht und sah aus dem Fenster. Mein Blick schwiff über den Hof zu Andys Haus und Garten. "Er ist anders. Schon immer gewesen. Ich kann ihm blind vertrauen.". "Wie war es für dich? Ich weiß, du zierst dich immer und bist nicht zufrieden mit dir selbst.". Ich nickte stumm, ließ seine Worte wirken. "Es war dunkel. Ich konnte ihn kaum sehen, genauso wenig wie er mich. Aber er fühlt sich so unfassbar gut an.". Genüsslich schloss ich meine Augen. Ich erinnerte mich an die letzte Nacht, an meine Empfindungen. "So viel anders als jede Frau zuvor. Die muskulöse und flache Brust, die breiten Schultern und das kräftige Becken. Er fühlt sich gut an. Ich weiß, dass er mich auch nie verurteilen würde. Aber dennoch- ist mir die Dunkelheit fürs Erste lieber.". Andreas Stimme, plötzlich nah neben mir, klang sanft: "Du hast Recht. Er würde nie etwas negatives sagen. Er liebt dich. Manuel kennt dich wie niemand sonst hm.". "Er tut mir gut Andy.".
Meine Aufmerksamkeit wurde von der kleinen Gruppe unter unserem Fenster angezogen, inmitten welcher Manu mit Jannik lachte. "Ich kann es sehen.". Andreas legte seinen Arm um meine Schultern und folgte meinem Blick zu Manu. "Er schenkt mir Sicherheit und Liebe. Ich wüsste nicht, ob ich einen Anderen so lieben könnte.". Manus Lachen drang zu uns hinauf, sodass sich eine feine Gänsehaut auf meinen Armen bildete. "Was wünscht du dir mit ihm?". Ich hob den Blick von der Gruppe und sah meinen Bruder an. Für einen Moment überlegte ich ernsthaft, was ich ihm antworten sollte. "Eine funktionierende Beziehung, die hoffentlich auf Ewig halten wird. Und was noch kommt, werden wir dann sehen.". Lächelnd nickte Andy es ab und klopfte mir sanft auf die Schulter. "Macht ganz ruhig. Ihr habt alle Zeit der Welt.".

Für Immer ab JetztWo Geschichten leben. Entdecke jetzt