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who are you when no one's watching?
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Mit bereits verschwitzten Händen, die ich mir immer wieder an der Hose abwischte- was aber nichts half- saß ich auf der Couch und wartete nervös auf die nächsten Worte meiner Mutter. Gleich erfahre ich die Wahrheit. Gleich weiß ich wer Elias ist. Mein Bein gegann schnell auf und ab zu wippen.

Möchte ich es überhaupt erfahren? Bis jetzt hatte mir die Wahrheit immer Chaos gebracht... Aber es gab kein zurück mehr, Mum fing an. "Also, zu deiner Frage wer Elias ist, er-" ihre Stimme brach und es flossen ihr ein paar Tränen runter und verursachten einen Fleck auf ihrem T-Shirt.

Ich reagierte nicht. Es schmerzte sie so zu sehen, aber ich durfte sie jetzt nicht ablenken. Nach einer Weile fing sie sich wieder und fuhr fort. "Elias, er..... er war dein Bruder" ließ meine Mutter die Bombe platzen. Ich war zutiefst erschüttert, aber versteckte diese Reaktion von mir gekonnt. Ich sah Mum nur mit meinen kalten gefühlslosen Augen an.

Ich musste es tun. Ich musste meinen Schalter wieder umdrehen, auch wenn ich das vor meiner Mum machen musste. Aber trotz meines Schutzes spürte ich einen Stich in meinem Herzen. Ich habe einen Bruder. Ich habe tatsächlich einen Bru-

"Warte mal. Was meinst du mit 'er war mein Bruder'" fragte ich sie misstraurisch. Sie seufzte und fixierte einen Punkt hinter mir. Ich Herz zerbrach. Ich konnte das sehen. Aber ich half ihr nicht. Zuerst musste sie alles auspacken. Keine Lügen mehr. Dann erst würde ich mich zu ihr setzten und sie umarmen.

Es brach wieder ein Meer aus stummen Tränen aus ihren Augenwinkeln. Sie schluchzte nicht auf. Sie machte kein Geräusch. Das einzige Lebenszeichen von ihr waren die Tränen, die elends langsam ihre Wange runter ronnen.

"Er war dein Bruder" Pause. Weitere Tränen. "Er ist tot" hauchte sie. Ein scharfer Schmerz in meiner Brust. Ich spürte wie mein Herz kurz aussetzte, um dann gleich wieder weiter Blut durch meinen Körper zu pumpen. Aber ich bewegte mich nicht. Ich sah sie nur an. "Wie" kam es tonlos aus meinem Mund.

Sie schloss die Augen und atmete ein paar Mal tief durch. Jetzt ronnen an ihrem verweinten Gesicht keine Tränen mehr hinab. Wahrscheinlich, da sie alles Wasser in sich aufgebraucht hatte.

"Es war ein sonniger Tag und ihr zwei habt mich angefleht mit euch hinaus zu gehen" Pause. Ein paar zitternde Atemzüge ihrerseits. "Ich ließ mich überreden, obwohl ich eigentlich hätte arbeiten müssen. Ich ging mit euch in den Park und ließ euch spielen. Es waren so viele Blumen aufgeblüht und ihr habt sie gepflückt. Ich war nur ganz kurz einmal unachtsam. Nur ganz kurz war ich abgelenkt durch mein Telefon und als ich wieder zur Blumenwiese geschaut hatte" Pause.

Sie schluchzte. Ihr Körper bebte. Ich saß kerzengerade und ließ mir keine Emotion anmerken, aber innerlich wütete ein monströser Sturm. Leise und fast überhörbar fuhr sie fort. "Als ich dort zurückschaute wo ihr noch vor kurzem wart, da wart ihr weg. Tagelang suchte ich euch. Ich aß nichts. Ich schlief nicht. Sogar euren Vater hatte ich darauf angesetzt euch zu finden, aber nichts half. Und dann, ganz plötzlich, bekam ich einen Anruf von der Polizei. Sie hatten dich gefunden oder besser gesagt du sie. Du bist gerannt, durch den Wald und hinauf auf eine Straße wo gerade zufällig ein Polizeiauto vorbeifuhr, aber dein Bruder.... er wurde nie wieder gesehen"

Den letzten Satz musste ich mir zusammen reimen so gedämpft wie sie sprach. Ich hätte ihn beschützen sollen. Ich hätte auf ihn hören sollen. Ich habe ihn..... umgebracht. Ich bin die Mörderin meines eigenen Bruders. Ich bin Schuld an seinem Tot. War er überhaupt wirklich tot? Ja, es war sehr wahrscheinlich, zumindest stand es 99,9% zu 100%.

How to rule over murdererWo Geschichten leben. Entdecke jetzt