everyone has a chapter they don't read out loud.
➳➳➳➳➳➳➳➳Meine Beine waren taub. Stand ich überhaupt noch? Ja, meine Füße berührten noch den Boden. Ich hörte Stimmen. Sie waren so nah aber gleichzeitig so weit weg. Fast schon wie ein leises Flüstern. Ich zitterte. Ich bebte. Meine Sicht verschwomm und das Gesicht vor mir ebenso. Ich wollte ihm sanft durch die Haare streichen, so wie ich es früher getan hatte.
Aber nein. Ich konnte nicht. Ich spührte nichts mehr. Ich spührte nicht wie Logan sanft meine Schulter drückte. Ich spührte nicht wie mir die warmen Tränen die Wange runterrollten. Ich spührte nicht wie mich langsam die Kraft verließ und alles zur Seite kippte. Ich spührte nicht wie mein Körper auf den Boden prallte. Hätte ich etwas spühren sollen? Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Herausfinden würde ich es nie.
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Schon wieder diese Hand. Sie legte sich behutsam auf meine Wange und verweilte dort für ein paar Sekunden. Dann wurde sie weggezogen und Kälte breitete sich in mir aus. Ich vernahm ein leises Seufzen. Vorsichtig öffnete ich die Augen. "Guten Morgen Dornröschen" lächelte mir Elias entgegen. Er war es also. Er hatte mich damals im Krankenhaus besucht. Er war der Unbekannte, der mir jedoch irgendwie vertraut gewirkt hatte. Er war es. Mein Bruder.
Ich brachte keinen Ton raus. Stattdessen starrte ich nur. Alles war gleich. Seine Haare. Seine Statur. Sein Blick. Nur die Augen, die waren anders. Normalerweise hieß es ja alles verändert sich im Laufe der Zeit außer die Augen, aber das war eine Lüge. Seine Augen hatten an Glanz verloren. Sie trugen nicht mehr diese Fröhlichkeit in sich. Sie sahen nur noch müde und matt aus.
Ich befand mich im Schulkrankenzimmer. Das verriet mir die Aufschrift 'Dr. Jones' auf der Tür. Ich schaute unbeholfen zu Elias, der nicht aufgehört hatte mich zu beobachten. "Ist okay" Ich schüttelte leicht meinen Kopf. Nichts war okay.
Ganz im Gegenteil. Es war schwer. Es war schwer nicht hier und jetzt sofort in Tränen auszubrechen. Es war schwer mich nicht ihm um den Hals zu werfen. Es war schwer ihm in die Augen zu sehen. Ich schämte mich. Ich schämte mich dafür, dass ich ihn im Stich gelassen hatte. Ich schämte mich dafür, dass ich ihn nicht beschützt hatte. Ich schämte mich, dass ich keine gute Schwester gewesen war.
Ich versuchte so gut wie möglich wieder meine eiserne Schutzmauer aufzubauen, aber sein Blick. Sein Blick zerstörte sie immer und immer wieder aufs neue. Ich war hilflos. Ich war ihm ausgeliefert. Elias' Ausdruck wurde weicher. Ein kleines Lächeln schmückte sein Gesicht und er beugte sich zu mir nach vorne. Langsam öffnete er seine Arme und legte sie um mich. Ganz sanft. Ganz vorsichtig. So als wurde ich drohen kaputt zu gehen sobald er etwas Druck ausübte.
Ich lag da, stocksteif. Aber irgendwann.... da spührte ich etwas tief in mir. Der Teil, der mir vor langer Zeit aus dem Herzen gerissen worden war, wurde durch diesen kleinen Körperkontakt wieder zurückgesetzt. Ich entspannte mich und lehnte mich in seine Arme hinein. Langsam fuhr meine Hand durch seine Haare.
Dieser Moment. Dieser Moment war wohl einer der intimsten Momente die ich jemals hatte. Er sagte so viel aus. Diese Umarmung spiegelte die Sehnsucht, Liebe und Angst zu dem jeweils anderen, wider.
Ein leises Klopfen erklang und ich löste mich widerwillig von meinem Bruder. "Herein" Die Tür ging auf. Dad. "Hallo meine Süße, wie geht es dir?" fragte er mich besorgt. Sein Blick huschte nur einmal kurz über Elias, der in der Zwischenzeit an Distanz zu mir angenommen hatte. "Gut gut" lächelte ich während er mir meine heruntergefallenen Strähnen hinters Ohr legte.
Ich sah zu dem Jungen, der uns still beobachtete. "Äh Dad, ich muss dir jemanden vorstellen" meinte ich etwas zögerlich und wartete ab ob Elias mir sein 'ok' gab. Er nickte stumm und kam langsam, aber bestimmt auf mich zu. Ich setzte mich auf und nahm sanft die Hand meines Bruders. Zähneknirschend beobachtete mein Vater unsere ineinander verschlungenen Hände.
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How to rule over murderer
AksiIch rannte. So weit wie mich meine Füße nur tragen konnten. Nero dicht hinter mir. Plötzlich ertönte ein Schuss und der dunkle Wald erhellte sich für einen kurzen Moment. Ein starker Schmerz durchzuckte meine Schulter. Sie jagten mich. Sie würden n...