the first thing that reading teaches us is how to be alone.
➳➳➳➳➳➳➳➳Ich schleppte mich müde die Treppen hinunter in der Hoffnung noch etwas Frühstück abzubekommen, allerdings fand ich wie immer einen bereits fast leeren Teller mit Essen vor. Schuldbewusst sahen mich Logan und Noah an, allerdings hatte ich keine Lust mal wieder mit ihnen deswegen zu schimpfen.
Ich setzte mich stumm auf den Sessel, nahm mir eine Scheibe Wurst und ein Stück Brot und schmierte mir darauf etwas Butter, damit ich alles halbwegs gut herunterwürgen konnte. Ich war so fix und fertig, dass ich nicht einmal mehr ordentlich Essen konnte...
Seit Tagen zwang mich Noah zu Armtraining mit diesem Monster von Hantel und legte bei jedem Jammern meinerseits ein paar Kilos dazu. Ich konnte langsam nicht mehr meine Arme spüren und prüfte daher mehrmals am Tag, ob sie überhaupt noch vorhanden waren, denn bei so einem Gewicht hätte es mich nicht gewundert wenn sie irgendwo in der letzten Ecke der Trainingshalle vor sich her gammeln würden.
Ich bemerkte die Blicke der Jungs, beachtete sie aber nicht weiter und als Logan etwas sagen wollte, um wahrscheinlich die Stille zu brechen, stand ich einfach wortlos wieder auf, legte meinen Teller in die Spüle und ging wieder hinauf in mein Zimmer.
Nach dem Duschen schlüpfte ich wieder in meine Sportklamotten und bemerkte, dass es erst noch 6:02 war und da mein (Folter)Training eh erst in rund einer halben Stunde anfangen würde, beschloss ich mit Nero etwas spazieren zu gehen.
Es regnete draußen aber das machte mir nichts aus, ich musste sowieso meine Klamotten wechseln, da die eigentlich schon ziemlich oft durchgeschwitzt gewesen sind.
Der Schäferhund mochte anscheinend die kühlen Regentropfen genauso sehr auf der Haut wie ich, denn er rannte glücklich umher. Verstehen konnte ich ihn und gesellte mich auch bald zu ihm und ehe man sich versah, tanzten wir zwei auch schon pitschnass unter dem angenehmen Regen.
Eigentlich hätte ich mir soetwas eher mit meiner großen Liebe vorgestellt, da das ja doch noch eine recht romantische Szene war, allerdings war es auch ganz angenehm mit Nero an meiner Seite.
Schon immer liebte ich dieses Gefühl, wenn die Regentropfen auf deinem Körper prallen und sich langsam einen Weg zum Boden bahnen. Meine Mutter hatte damals immer mit mir geschimpft, als ich tutschnass im Wohnzimmer stand und mir die Tropfen noch immer von überall herunter fielen.
Nicht selten musste sie danach den Boden wieder trocken schrubben und ich konnte mich nochimmer an diesen Satz erinnern, den sie mir immer gesagt hat, wenn ich vor ihr stand, als hätte ich samt Kleidung eine ausgiebige Dusche genommen. "Manche können den Regen spüren, andere werden nur nass" Ich lächelte bei dem Gedanken an die alten Zeiten. Sie wusste wie schön es war im Regen zu stehen und was wir für ein Privileg haben, das erleben zu dürfen.
Mein Lächeln verschwand allerdings nach einigen Sekunden des Schwelgens in der Vergangenheit wieder, denn das war auch schon alles. Es war Vergangenheit. Viele Menschen wissen die Zeit nicht zu schätzen und empfinden sie als selbstverständlich. Aber das war sie eben nicht.
Oft bemerkt man gar nicht wie schnell die Zeit vergangen ist, denn Schuld daran ist meist die Vorfreude. Die Vorfreude auf einen bestimmten Tag und bis nicht dieser Tag stattgefunden hat, kostet man meist nicht die Zeit dazwischen aus.
So manch einer würde das jetzt nicht verstehen, allerdings war das auch nur logisch und eigentlich auch nachvollziehbar. Leben sollte man trotzdem. Denn Leben ist Zeit und indem man Zeit verschwendet, veschwendet man ebenso etwas Leben.
Ich kam wieder in die Realität zurück und schaute aus die Uhr. 6:26, ich sollte mich beeilen. Schnell rannte ich wieder die Treppen hinauf, trocknete blitzschnell Nero und mich ab und zog mir frische Sportsachen an und ehe ich mich versah befand ich mich schon wieder vor der Hantel, die mir sicher noch irgendwann den Tot holen würde.
Aber nicht heute. Während meines Gedankentrips wurde mir klar, dass ich auch nur Zeit verschwendet hatte, indem ich mich beklagte, herumtrödelte, Sachen unerledigt gelassen hatte und noch vieles mehr. Es sollte sich was ändern. Es musste sich etwas ändern....
Also riss ich mich zusammen, kneifte meine Arschbacken zusammen und hebte diese verfluchten Gewichte, ignorierte diese Stiche in den Armen und machte einfach alles, was von mir verlangt wurde ohne auch nur eine bissige Aussage zu machen.
Zu Mittag saß ich wieder am Tisch, aß zwei Portionen Spaghetti Bolognese und konnte es nicht leugnen: Ich war stolz auf mich. Stolz, dass ich die Zähne zusammengebissen habe und alles durchgestanden hatte ohne auch nur einmal umzukippen.
Vielleicht lag es ja auch daran, dass ich langsam an die Hantel gewöhnte, allerdings das auch nur wirklich langsam. Jedenfalls konnte ich dieses Bild aus meinem Kopf bekommen, wie mich Noah überrascht und auch etwas beeindruckt ansah.
Zufrieden ging ich wieder hinauf und zog mir eine Jogginghose und ein weißes Sporttop an und stapfte die Treppen zum Dachboden hoch. Früher verstand ich unter 'Dachboden' ein verstaubtes und verdrecktes Abstellkammerl, wo sicher viele Ungeziefer und Spinnen lebten, aber seit ich im obersten Geschoss dieses Hauses war, hatten sich meine Annahmen um 360° gewendet.
Dieser Raum war der komplette Inbegriff von Modernität und verschlug mir immer noch den Atem wenn ich ihn betrat. Der Boden bestand aus weißem Stein und die Wände waren in einem warmen Beige gestrichen worden.
Als Abstellkammer diente dieser Ort mehr oder weniger auch, denn er war die Waffenkammer des Hauses und beherbergte jede mir nur erdenkliche Waffe. Von Pistolen bis zu Handgranaten und von Schwertern bis hin zu Messern.
Neben der Funktion als Arsenal war der Dachboden außerdem auch ein Schießplatz, an dem Logan und ich ungestört üben konnten, wie man mit Waffen gezielt schießt und im besten Falle nicht daneben trifft, da das meist tödlich enden konnte.
Aus einem großen Fenster konnte man hinaus in den Garten sehen, alledings sah man diesen Raum nicht von außen, was mich äußerst überrascht hat, denn das war eigentlich unmöglich.
Aber was sagte meine Mum immer zu mir? "Die Realität war schon immer und ist noch immer eine Illusion" und sie hatte auch nicht unrecht. Das, was wir zu wissen scheinen, hatte uns meist ein Anderer mitgeteilt oder wir bekamen etwas durch die Medien oder Büchern oder sonst etwas mit, das allerdings wieder nur von Anderen verkündet wurde. Deshalb sollte man sich auch nicht immer aus die Aussagen anderer fokussieren, sondern seine eigene Realität erschaffen, ohne dass jemand darin herum gepfuscht hat.
Ich nahm eine Glock in die Hand, setzte die die Kopfhörer auf, die den Lärm ausdämpften und schoss drauf los was das zeug hielt. Erstaunlicherweise war ich bereits recht gut und das, obwohl ich erst seit ungefähr einer Woche Schießstunden nahm.
Die Überraschung auf Logans Gesicht bei meinem ersten Mal konnte ich auch nicht mehr vergessen und irgendwie wollte ich das auch nicht wirklich, da mir solche Erinnerungen zeigten, das ich so einiges drauf hatte und niemals and mir zweifeln sollte.
Es war befriedigend... das Gefühl, dass man alles schaffen konnte. Das Gefühl außergewöhnliches zu können.
Das Gefühl unbesiegbar zu sein...
➳➳➳➳➳➳➳➳Ich habe auch ein paar Lebensweisheiten da gelassen, die ihr euch auch bitte auf den Weg eures weiteren Lebens mitnehmen solltet. Also nicht vergessen:
Niemals Zeit verschwenden, denn Zeit ist Leben und das Leben ist kurz.
Außerdem auch noch:
Ihr könnt alles schaffen, auch wenn es noch so unrealistisch ist.

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How to rule over murderer
AçãoIch rannte. So weit wie mich meine Füße nur tragen konnten. Nero dicht hinter mir. Plötzlich ertönte ein Schuss und der dunkle Wald erhellte sich für einen kurzen Moment. Ein starker Schmerz durchzuckte meine Schulter. Sie jagten mich. Sie würden n...