Kapitel 57

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Groves sah noch immer in die Richtung in der Beckett und James zuvor verschwanden.

"Es tut mir leid." verließ es meine Lippen.

Fragend drehte er sich zu mir um.

"Was meint Ihr?" - "Tut mir leid, dass ich euch damit reinziehen muss. Aber ich weiß sonst nicht was-" Ich brach den Satz ab, führte ihn nicht zu Ende. Zwar schien Groves noch immer ziemlich überrumpelt gewesen zu sein, doch er versuchte zu verstehen. Er versuchte zu verstehen wieso er hier war.

"Groves. Ich weiß, dass Ihr ein guter Mensch seid." Nachdenklich musterte mich. Nachdenklich sowie misstrauisch. "Keine Sorge. Ich werde euch nicht bitten mich gehen zu lassen oder euch anderweitig in Schwierigkeiten bringen." Er schüttelte reflexartig den Kopf. Gab mir damit zu verstehen, dass er nicht an meinen Beweggründen zweifelte. "Das weiß ich, Bones. Das hätte ich auch nicht von euch erwartet. Auch wenn ich es vermutlich tun würde."

Nun war ich diejenige die ihn neugierig musterte während er langsam hinter mich trat. "Was 'tun würde'?" hakte ich nach obwohl ich schon ahnen konnte was er meinte - eher gesagt was er gerade tat.
"Euch gehen lassen." antwortete er knapp und bestätigte somit meine Vermutung. Zwischenzeitlich widmete er sich dem bereits zerfransten Seil, das an meinen Händen scheuerte, und zerschnitt es mit einem Messer. Mit einem Blick über meine Schulter, folgte ich seinem Vorhaben. "Ihr lasst mich jetzt aber nicht wirklich einfach so gehen, oder? Ich hab euch doch vorhin schon gesagt, ihr solltet aufpassen was ihr sagt und was ihr tut." - "Charmant von euch sich solche Sorgen um mich zu machen, Miss. Aber ich kann euch beruhigen. Ich lasse euch jetzt nicht gehen." antwortete er direkt, was mich für einen Augenblick auflachen ließ. "Tolle Beruhigung."

Ich atmete tief vor Erleichterung aus, als sich das Seil löste und ich wieder in der Lage war meine Arme nach vorne zu nehmen. Zaghaft griff ich um eines meiner Handgelenke, zischte kurz vor Schmerz auf.

Es folgte eine kurze, aber auch angenehme Stille ehe sich meine Aufmerksamkeit auf die Hand vor mir richtete. Ich sah hoch in Groves Gesicht, griff dann nach seiner Hand und versuchte mühsam aufzustehen. Für einen Augenblick verspürte ich ein Schwindelgefühl und stoppte in meiner Bewegung. Reflexartig wollte Groves mich stützen. "Geht schon." wimmelte ich ihn geradezu ab und lehnte mich gegen den Pfahl.

Erneut machte sich Stille breit. Ich blickte nach rechts zum Eingang des Zeltes, der weitgehend mit dem Stoff verschlossen war.

Dennoch erkannte ich Schatten.

Schatten der Umgebung.

Schatten der Soldaten, der Wachen.

Die Stille wurde von Groves unterbrochen. "Bones. Wisst ihr..." - "Ich weiß garnichts, Groves." Unterbrach ich ihn harsch und sah ihn ruckartig an. "Ich kann euch keine Informationen über Sparrow geben. Keine Informationen über die Quelle der ewigen Jugend. Keine Informationen über alles Andere." Denn so war es auch. Ich wusste rein garnichts. Woher auch?

Und gerade deswegen verstand ich auch nicht wieso ich hier scheinbar so von Bedeutung sein sollte. Die Nummer als Druckmittel musste ich schon einige Male erleben, doch gebracht hat es am Ende nie etwas.

"Ich hab euch hierher gebeten, weil Ihr gerade der Einzige seid mit dem ich reden kann und möchte. Natürlich vertraue ich euch auch mehr oder weniger. Aber..." Ich verstummte. Dachte nochmals über meine Worte nach. Er erwiderte meinen Blick und nickte nachdenklich. "Bones. Ich möchte nur..." - "Ich weiß, Groves." Erneut ließ ich ihn nicht aussprechen. Nicht weil ich es nicht hören wollte, sondern weil ich es wusste. Er hatte keine schlechten Absichten. "Ich weiß." Wiederholte ich und warf ihm ein kurzes aufmunterndes Lächeln zu.

"Na dann, Lieutenant. Ihr könnt euch dann jetzt wohl abwenden. Ihr habt euren Zweck scheinbar erfüllt." Leicht abwertend verließen diese Worte Becketts Lippen, während er nun dort stand - die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Groves machte erst keine Anstalten zu gehen. "Lieutenant." Kam es erneut von Beckett.

Ich nickte Groves zu, gab ihm zu verstehen, dass es in Ordnung war. Er erwiderte mein Nicken und setzte zum Gehen an.

"Ah. Eine Sache wäre da noch. Beinahe hätte ich es vergessen." Ein Rascheln ertönte und in der nächsten Sekunde hielt Beckett die Eisen hoch. "Wenn ihr so freundlich wärt." wandte er sich an Groves und hielt ihn somit noch auf. Nachdem er mir einen entschuldigenden Blick zu warf, nahm er die Eisen entgegen. "Aber natürlich, Lord Beckett."

Bones - Ewige Jugend Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt