Kapitel 46

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Das einzig positive in jener Nacht war vermutlich die Tatsache, dass ich nicht wieder unter Albträumen litt. Ich schlief zwar nicht lange, aber gut. Doch dies mag daran gelegen haben, dass sich die Albträume selbstständig gemacht haben und zur bitteren Realität wurden.

Langsam wurde ich wach doch es war mir zunächst kaum möglich meine schweren Augenlider zu öffnen. Ich drehte mich um, spürte Blätter, Ast und Erde an meinen Händen. Ein plötzliches Geräusch ließ mich zusammenzucken. War es ein Schrei? Es hörte sich so an. Aber was genau war es ? Ein Schrei eines Menschen oder doch eines Tieres ?
Hier im Dschungel wäre letzteres alles andere als unwahrscheinlich. Ein Knall. Erneut zuckte ich zusammen. Öffnete meine Augenlider und richtete mich auf.

Und da war sie wieder : Die Stille.

Vorhin hätte ich auch meinen können, Stimmen gehört zu haben, weit entfernt aber dennoch hörbar. Viele Stimmen. Doch auch sie verschwanden schnell und es blieb nichts zurück.

Das einzige was ich wahrnehmen konnte war eine minimale Brise, vereinzeltes Zwitschern von Vögeln. Sonst nichts. Ich sah umher und setzte mich nun komplett hin. Verwirrt hielt ich Ausschau nach unserem Lager.

Wie weit hatte ich mich entfernt?

Erneut riss mich ein Knall aus meinen Gedanken. Ruckartig sprang ich auf.
Wo waren sie ? Wo waren die anderen ?

Ich lief einige Meter, ehe das Lager in meinem Blickfeld auftauchte. Näher ging ich jedoch nicht. Einige der Navy saßen oder standen dort noch, unter ihnen Gillette, aber wo waren die anderen? James, Beckett, Governor Swann.
Wo waren Gibbs und Barbossa?

Ich versuchte es gut zu reden; mich selber zu beruhigen. Sie waren bestimmt in der Nähe.
Erschöpft machte ich mich auf der Suche nach einer Wasserquelle und wurde fündig. Nicht weit weg nahm ich einen Bach wahr.

Ich kniete mich hin. Meine Hände näherten sich sachte der Wasseroberfläche ehe sie jene durchbrachen und sich das kalte Wasser in meinem Gesicht wiederfand. So gut es ging schrubbte ich mir den Dreck von meinen Wangen und zuletzt von meinen Händen.

„Ich dachte sie hätte dort gelegen." - „Ja und wo ist sie jetzt, du Trottel?" Ein Schmunzeln machte sich auf meinen Lippen breit, als ich Murtogg und Mullroys Stimmen vernahm. „Du hattest genauso die Aufgabe auf sie Acht zu geben." Während ich die beiden diskutieren hörte erhob ich mich und entfernte mich von ihnen, wo immer sie auch waren. Doch dieser Spaß musste sein.

Nichtsahnend lief ich drauf los. Ohne jegliche Befürchtungen ich könnte auf Blackbeard oder die Spanier treffen. Zwar war dies auch nicht der Fall, jedoch wären diese beiden Optionen im Nachhinein vielleicht sogar wünschenswerter gewesen.

Ich wurde auf Spuren aufmerksam. Schleifspuren, Kampfspuren, ja auch einige Blutspuren. Wohin führten sie? Mein Herz schlug immer schneller. Schritt für Schritt bewegte ich mich durch Sträucher und Büsche, zwischen Bäumen und noch mehr Bäumen.

Ruckartig blieb ich stehen als Stimmen ertönten. Stimmen und Schritte. Versteckt hinter Sträuchern hielt ich Ausschau bis zu jenem Moment. Der Moment der zeigte, dass all das hier noch einen schrecklichen Lauf nehmen wird. Zahlreiche Soldaten der East India Trading Company befanden sich dort.
Aber wo kamen sie her ? Misstrauisch musterte ich das Geschehen. Für einen Moment ruhte mein Blick völlig überrumpelt und nachdenklich auf dem Boden. Was geschah hier?

„Wir sterben nie!" Ein lauter Ruf und mein Blick richtete sich abrupt wieder auf das Geschehen vor mir.

Piraten waren unter ihnen.

Gefangene.

Und dann ein Knall.

Der Pirat, der zuvor noch den Ruf von sich gab fiel tot zu Boden.

„Bringt ihn zu den anderen!" Befahl einer der Soldaten. Ich sah umher und entdeckte einige andere auf einen Haufen liegende Seemänner. Zumindest waren sie es, bevor ihr Leben so beendet wurde.

Mein Herz schlug noch schneller als vorher schon. Ich konnte es förmlich schlagen hören.
Mein Puls raste und raste.

Rapide drehte ich mich um, versteckte mich hinter einem Baum; geschockt von dem was ich gesehen habe. „Miss Bones." Mein von der Panik begleitete Blick schreckte nach oben. „Miss Adams? A-... Aber... Was?" - „Ihr solltet lieber zum Lager gehen, Miss." Lächelnd aber dennoch besorgt sah sie mich an und legte dabei ihre Hand auf meine Schulter. „Ich...Ich..." - „Kommt, Miss" Bat sie.

Erneut brach eine Unruhe hinter mir aus. Laute Befehle, Gebrüll, das Umherlaufen der Menschen. Und dann würde mir etwas bewusst. „Jack." Vollkommen verängstigt schaute ich zu Miss Adams bevor ich mich von ihr losriss. „Jack. Ich muss ihn finden." Sofort rannte ich los. „Aber Miss."

Ich rannte los ohne zu wissen wo hin. Ich hoffte einfach auf das Lager zu treffen.

Jack.

Wo war er ?

Ich musste ihn finden.

Bones - Ewige Jugend Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt