Kapitel 47

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Aber wäre es überhaupt eine gute Idee ausgerechnet zum Lager zurückzukehren? Vermutlich nicht.

Ich fühlte mich wie benommen.

Ich rannte und rannte.

So schnell, dass ich das Gefühl hatte meine Beine hätten sich vollkommen selbstständig gemacht und als hätte ich keine Kontrolle mehr über sie.

Wo war Jack?

Mein Herz pochte und pochte.

So stark, dass man meinen könnte es würde jeden Moment hinausspringen.

Ich musste ihn einfach finden. Ich brauchte eine Antwort. Oh, nicht nur eine. Ich brauchte sämtliche Antworten. Zahlreiche Antworten auf zahlreiche Fragen. Doch das wichtigste war Jack erstmal zu finden.

Völlig durcheinander und sichtlich ausgelaugt, wurde ich zunehmend langsamer bis ich letztendlich zum Stehen kam. Ich wandte mich hin und her, sah mich hektisch um.

„Jack!" Ein lauter Ruf verließ meine Lippen.

Nichts.

„Jack!" Kam es erneut von mir, diesmal jedoch leiser. Ich versuchte mich in jener Umgebung zurecht zu finden; versuchte mich zu orientieren. Doch wie soll ich mich orientieren können wenn ich keinerlei Anhaltspunkte hatte? Wie und wo sollte ich auf einer mir völlig unbekannten und verdammten Insel nach jemanden suchen, der schon weit fort sein könnte?

Stimmen. Stimmen erklangen und ich drehte mich in die vermutete Richtung. „Jack?" gab ich flüsternd von mir, ohne das auch nur irgendwer es hätte hören können. Natürlich war es nicht Jack. Es waren mehrere Stimmen, Leute die nicht weit weg zu sein schienen. „Hier lang!" befahl jemand. Es war nicht abzustreiten, dass es sich um weitere Truppen der englischen Marine handeln musste.

Panisch machte ich kehrt, lief weiter, in der Hoffnung sie würden sich nicht nähern. Immer wieder hielt ich Ausschau nach den Truppen.
Äste striffen meinen Körper entlang, manche hinterließen dabei Spuren in meinem Gesicht. Da ich so beschäftigt damit war zwischendrin immer wieder nach hinten zuschauen, stolperte ich halbwegs über meine eigenen Füße; fiel auf die Knie. Ruckartig setzte ich mich auf. Stemmte meine Hände erschöpft in die Hüfte. "Verdammt." Kam es nur über meine Lippen und fuhr mir dabei mit einer Hand durch die Haare.

"Bitte helft uns." Ich stockte, als ich diese Worte vernahm und sah mich um. Einige Meter entfernt saß eine junge Frau. Langsam rappelte ich mich auf und ging auf sie zu. Stirnrunzelnd musterte ich sie. Doch sie war nicht alleine. Ich konnte ebenso weitere Leute ausfindig machen. Sie alle sahen ziemlich mitgenommen aus. Mit Schmutz und Verletzungen überseht. Sowohl Männer als auch die jungen Frauen. Sachte kniete ich mich vor derjenigen, die mich um Hilfe bat, nieder. "Wer bist du? Verrätst du mir das?" Fragte ich sie ruhig. "Vertrau ihr nicht!" Rief einer der Männer dazwischen. Seine Aussage ignorierend, schüttelte ich nur den Kopf und blickte sie sowohl nachdenklich als auch abwartend an. "Woher kommt ihr?" Sie war nicht viel älter als ich. In ihren Augen konnte ich Angst und Verzweiflung erkennen.

Keine Antwort.

Sie schaute kurz hinunter und dann wieder zu mir hoch.

Ich folgte ihrem Blick nach unten und verharrte an ihrem Arm. Sanft und mit Bedacht griff ich nach ihm und drehte ihn um. Zwischenzeitlich warf ich ihr noch einen kurzen Blick zu ehe ich ihrem Handgelenk meine Aufmerksamkeit schenkte.

P.

Ein Brandzeichen.

Oh, zu gut kannte ich mich damit aus. Zu gut wusste ich was es bedeutet und wem es zugefügt wurde und wird. Doch auch zu gut konnte ich den Schmerz dahinter nachvollziehen. Aus persönlicher Erfahrung konnte ich nachvollziehen was es mit einem Menschen machen konnte; dass es erniedrigend sein konnte.

Ich ließ ihren Arm los. Hockte noch immer vor ihr. Völlig abwesend sah ich auf den Boden, seufzte und massierte vermeintlich mein Nasenbein. „Wir sind geflohen." Antwortete sie plötzlich. „Vor der englischen Marine?" - „Auch, ja. Aber aktuell vor den Spaniern." Diese Antwort kam von einem der Männer, der einige Meter entfernt auf einem Baumstamm saß. Er richtete sich auf, zog seinen Ärmel leicht hoch und präsentierte mir somit auch sein Brandmal. „Verurteilt fürs Leben sind wir. Gefangene. Flüchtlinge. Ja vielleicht auch Piraten, zumindest waren es die meisten von uns." gab er verächtlich wieder und wandte sich zunehmend ab. Mein Aufmerksamkeit galt für einen Augenblick erneut der jungen Frau vor mir. 'Zumindest die meisten von uns' Sie war kein Pirat, das hab ich von Anfang an im Gefühl gehabt. Nicht weil sie eine Frau ist; nicht weil sie Angst hat. Nein, sondern weil ich ihr Unwissenheit und Unschuld ansehen konnte. Es reichte schon aus, wenn man in seinem Umfeld mit einer Person die Piraterie betrieb, zutun hatte. Selbst wenn dies nicht zutraf. Ich konnte und wollte mir nicht vorstellen was mit ihr alles angestellt wurde und noch angestellt werden würde.

„Und dagegen kann niemand etwas tun. Wir sind so gut wie tot. Also : Was wollt ihr schon ausrichten? Ihr seid nur eine Frau. Was nicht bedeutet, dass ihr keine Gefahr darstellt. Vielleicht seid ihr ja eine von denen." Nun hetzte auch der nächste gegen mich. Natürlich konnte ich ihr Misstrauen verstehen. Ich konnte es ihnen nicht übel nehmen. Dennoch blickte ich ihnen kalt entgegen.

„Glaubt ihr das, ja?" Entgegnete ich und stellte mich aufrecht hin, ehe ich seine eben vollzogene Geste wiederholte. Ich zog meinen Ärmel hoch. Es herrschte Stille. Wie gebannt starrten sie auf das ihnen allbekannte Zeichen, bis ich mich wieder von ihnen abwendete.

Sie hatten nichts. Sie alle waren auf der Flucht.
Keine Nahrung, abgesehen von dem was die Natur in diesem Dschungel hergab.

„Sollte sich der Tag wieder dem Ende neigen, dann rate ich euch kein Feuer zumachen. Ganz gleich ob es noch so mickerig ist." sprach ich, den Blick auf das bereits verkohlte Brennholz der vorherigen Nacht gerichtet. Mit verschränkten Armen stand ich einfach nur dort. „Ah, meint ihr das? Steckt euch euren Rat sonst wo hin." Einer der Veurteilten hatte sich erhoben und wagte einige Schritte in meine Richtung. Sichtlich unbeeindruckt sah ich ihn kurz an. „Dann ist es kein Rat sondern ein Befehl." Er lachte auf. „Ein Befehl?" Ich ignorierte gekonnt und ging zu den Frauen zurück. „Hier. Nehmt es an euch." sprach ich zu der Jungen und reichte ihr meinen Trinkbeutel. „Warum sollten wir die Befehle eines dahergelaufenen Weibes befolgen?" Wieso war mir bewusst gewesen, dass ich besonders bei den Männern auf Widerstand stoßen würde? Eigentlich war dies mehr als wahrscheinlich gewesen. „Wir werden euch keineswegs trauen und bestimmt werden wir nicht auf eure Befehle hören." Diskutierten sie weiter, ehe ich mich wieder erhob und mich ihnen halbwegs zu wandte. Kopfschüttelnd setzte ich zum Gehen an. Ich musste weiter nach Jack suchen.

„Wir brauchen das Feuer und wir werden es.." -  „Nein. Ihr braucht es nicht" unterbrach ich ihn harsch im Vorbeigehen, drehte mich nochmals um und ließ meinen Blick durch die Runde schweifen. „Glaubt mir. Die Lage ist ernst, das wisst ihr selber. Das Letzte was ihr braucht ist ein Lagerfeuer, welches auf euch aufmerksam macht. Das Letzte was ihr braucht ist ein Festmahl oder sonstiges. Was ihr braucht ist Schutz und Sicherheit." Alle Blicke lagen auf mir; einige gebannt, andere natürlich misstrauisch. „Vergessen wir erstmal die Spanier. Hier draußen wimmelt es nur so von Truppen der englischen Marine. Keine Ahnung woher sie kommen und wieso sie hier sind. Keine Ahnung wieviele es noch sein werden. Aber... Ich möchte euch in Sicherheit wissen."

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... I'm back. Nicht ganz zufrieden, aber i'm back. :-)

Bones - Ewige Jugend Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt