Kapitel 52

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Wie soll man sich fühlen, wenn man hintergangen wurde?

Hintergangen von Menschen, denen du so etwas nie zugetraut hättest.

Wie soll man sich fühlen, wenn man allein gelassen worden ist?

Wenn man das Gefühl hat man wäre plötzlich ganz alleine auf der Welt.

Wie soll man in solch einer Situation reagieren?

In einer Situation in der man sehr wahrscheinlich um sein Leben fürchten muss - eigentlich.

„Mir war natürlich immer bewusst, dass die Verurteilten hingerichtet worden sind - dass sie gehängt worden sind. Natürlich wusste ich, dass ich sesshaft an einem Ort der britischen Kolonien waren. Die angeblich für Recht und Ordnung sorgen. Aber nein! Ich habe nicht damit gerechnet das..." Ich führte meinen Vortrag fort ehe mich James harsch von der Seite unterbrach. „Bitte. Jetzt hör..." - „Nein!" entgegnete ich ihm laut und drängte ihn von mir weg. „Ich habe nicht damit gerechnet, dass weiterhin zahlreiche Piraten, einfache Seeleute, Frauen und auch Kinder gejagt, verurteilt und getötet werden." - „Hat Mister Sparrow dir das erzählt? Er lügt." Governor Swann versuchte sich rauszureden. Er versuchte wirklich mich für dumm zu verkaufen. Wie konnte er nur? Nach alldem was passiert ist?

Natürlich war mir auch bewusst, dass er dies wahrscheinlich tat um mich zu beruhigen - um mir weiß zu machen, dass ich sicher bin.

Doch 'sicher' ? So fühlte ich mich keinesfalls.

„Ihr Blut klebt an euren Händen. Und nicht nur das : Ihr - die Feinde - verbündet euch mit einem weiteren  Feind, der ausgerechnet einer der gefürchtetsten Piraten überhaupt ist, und plant eine hinterhältige Tat ?" - „Nein, das ist nicht wahr. Aber Sparrow möchte, dass du das glaubst." Nahm mich wirklich niemand mehr ernst? Für wen hielten sie mich?

Völlig ratlos sah ich in die einzelnen Gesichter.

„Glaubt mir. Da bin ich ganz allein draufgekommen. All diese Zusammenhänge habe ich erkannt, als Jack mich schon längst verlassen hat." gab ich Governor Swann zu Verstehen.

„Ja.." kam es kurz über meine Lippen und ich schaute nach rechts zu James der mich fragend ansah. „ER hat mich verlassen." fuhr ich fort und warf ihm ein künstliches Lächeln zu. „Und jetzt..." Ich blickte zurück zu Governor Swann und Beckett, der das alles nur stillschweigend genoss. „...jetzt habe ich niemanden mehr."

Governor Swanns Mimik ändert sich ruckartig. Leicht entsetzt aber auch besorgt wandte er sich mir zu und näherte sich. „Aber das ist nicht wahr. Ich - Ich garantiere für deine Sicherheit." - „Ich frage mich nur ob du dazu überhaupt noch in der Lage bist wenn du all das hier geschehen lässt." warf ich ihm vor.

Ich merkte wie er sich anspannte.

Er würde mir wieder eine Predigt halten wollen von wegen es ginge um das Wohl der Menschen, um die Bürger in Port Royal. Es ginge alles nur darum sich und die anderen zu schützen.

Doch ganz so war es nicht mehr.

Hier ging es schon lange nicht mehr darum, die Bürger zu schützen.

Das hier schien etwas persönliches zu sein.

„Wir tun nur das was..." Und selbstverständlich hatte ich in jenem Fall recht. Ruckartig unterbrach ich ihn ehe er seine Predigt fortsetzen könnte. „Sag mir - Wieviele Menschen habt ihr zum Tode verurteilt? Wie geht ihr mit der Tatsache um, dass ihr Piraten und viele Unschuldige verurteilt aber gleichzeitig selber mit ihnen verhandelt?" Allmählich spannte sich die Situation an und ich bemerkte wie Gillette und Groves von Beckett ein Zeichen gegeben wurde, damit sie mich festhalten und zurückhielten.

„So ist das alles nicht gewesen. Wir haben nur getan was für das Wohl der Menschen nötig ist." Ich riss mich aus Gillettes und Groves Griff. „Du redest von dem Wohl Anderer, Schutz und Anstand. Dabei seid ihr alle nichts anderes als HEUCHLER UND LÜGNER." Die letzten Worte brüllte ich ihm förmlich wutentbrannt entgegen - der Person die von Anfang eine Vaterfigur für mich war.

Die Person die mich - ein einfaches dahergelaufenes Mädchen - aufgenommen hatte.

Die sich um mich gekümmert hat, sich um mich gesorgt hat und alles getan hat um mich in Sicherheit zu wissen.

Und um ehrlich zu sein, tat es mir genau deswegen weh ausgerechnet IHM diese Worte an den Kopf zu werfen - wo ich dies doch mit einen der anderen Anwesenden hätte tun können.

Nur war es nunmal Fakt, dass Governor Swann der letzte gewesen ist von dem ich dieses Verhalten erwartet hätte.

Die Tatsache, dass James es tat enttäuschte mich ebenso - doch vielmehr fühlte ich mich von ihm benutzt weswegen ich es nicht wagte ihm in die Augen zu sehen.

„Ich bin dein Vormund! Und du wirst mir Respekt erweisen!" Diese klaren und lauten Worte kamen schnell über seine Lippen, so dass ich kurz zusammenzuckte. Sein zorniger Gesichtsausdruck änderte sich aber in Sekundenschnelle wieder in einen Nachdenklichen und Verletzten. Und genauso sah ich ihn auch an und merkte dabei garnicht wie Gillette und Groves mich wieder in Gewahrsam nahmen.

„Lord Beckett!" ertönte es nur und ein Soldat trat ein, der scheinbar etwas zu berichten hatte. Ich schien mittlerweile vollkommen unnütz zu sein.

Beckett winkte den Soldaten nur zu sich und gab den anderen den Befehl „Entfernt sie!" und zeigte geradewegs auf mich. Gillette und Groves zerrten mich raus, während ich nochmals einen Blick zu Governor Swann warf, der sich betrübt wieder hingesetzt hatte.

Ich versuchte mich zu wehren aber was brachte das eigentlich noch? Ich konnte nirgends hin. „Jetzt hört auf euch zu wehren, Bones. Ihr macht es nur noch schlimm-" Groves konnte den Satz nicht beenden, da James da zwischen gekommen war und mich aus den Griff der Beiden zerrte. „Ihr widmet euch euren anderen Aufgaben." richtete er befehlerisch an die Beiden und zog mich allein weiter. „Komm."

Wo wollte er mich jetzt hinbringen?

Zu den anderen Piraten?

Zu den Gefangenen?

In irgendein Zelt und mich fesseln?

„Lass mich los!" entgegnete ich ihm.

Ich wollte nicht, dass er mich festhielt.

Ich wollte nicht, dass er mich ansieht.

Ich wollte ihn nicht in meiner Nähe wissen.

Komisch, das selbe will Jack auch nicht mit mir.

Von James kam nichts - er schleifte mich weiter.
Erneut versuchte ich mich aus seinem Griff zu reißen, doch es wollte mir nicht gelingen. „Hör auf dich zu wehren." Das waren die einzigen Worte die von ihm kamen.

Vor einem Zelt blieben wir stehen ehe er mich hineinführte. „Jetzt - LASS MICH LOS." zappelte ich und wie aus dem nichts überkam mich die Gefühle. „Beruhige dich doch." - „Nein.Nein.Nein.Nein." Ich stand ihm gegenüber, doch wagte es nicht ihn anzusehen. „Doch, sieh mich an. Sieh mich an!"

Er griff nach meinen Handgelenken.

„Sieh mich an."

Und das tat ich dann auch.

Die Wut überkam mich.

„Du hast mich betrogen." warf ich ihm vor. Wobei es eher eine Tatsache als ein Vorwurf war. Wütend schlug ich ihm dabei auf die Brust. „Ja das hab ich." gab er sogar zu. „Du hast mich belogen." - „Das habe ich." Meine Schläge auf seine Brust machten ihm nichts aus, meine Worte machten ihm nichts aus. Er gab es alles zu. „Du hast gesagt du liebst mich!" - „Das tat ich und das tu ich!"

Diese Antwort hatte mich zunächst zum Schweigen gebracht. Wie konnte er sowas noch behaupten? Nachdem er mir heute Nacht noch versprochen hat alles würde gut werden. Wahrscheinlich hatte er deswegen kurz gezögert gehabt bevor er mir das Versprechen überhaupt gegeben hatte. Entgeistert blickt ich ihn an. Besorgt erwiderte er meinen Blick.
„Wie? Wie kann jemand wie du in der Lage sein zu lieben?" - „Das kann ich Bones. Glaub mir." ernst sah er mich an.

„Dir glauben? Ich habe dir geglaubt. Ich habe dir erst letzte Nacht offenbart, dass ich dir vertraue - da du es in der Vergangenheit nie von mir gehört hast. Und du trittst es mit Füßen."

Bones - Ewige Jugend Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt