Verlangen nach ihm

Kapitel 18

Es war Donnerstag und der letzte Schultag vor den Weihnachtsferien. Die ersten beiden Stunden fielen für mich aus, da der Schulgottesdienst stattfand und ich nicht hinging. Genau wie der Rest der Klasse. Für die nächsten 90 Minuten stand Klassenfrühstück und Schrottwichteln an. Jeder hatte etwas mitgebracht. Als dann alle auf ihren Plätzen saßen, duften wir unsere Geschenke holen. Frederick, der rechts von mir saß, bekam ein Stück Holz auf dem stand 'Ich und mein Holz', worüber er sich sehr freute. Links von mir saß Niki, der mit zehn Minuten Verspätung kam. Zufälligerweise hatte ich ihn gezogen und schenkte ihn ein Weihnachtstermometer und einen Dino in einer Hülle zum rausklopfen. Er freute sich sogar über den Schrott. Lasse bekam einen Plastikflieger zum zusammenstecken. Lasse hatte mich gezogen. Er schenkte mir eine Box mit Stiften, Kleber und einen Schokoweihnachtsmann. War irgendwie klar, dass mein bester Freund keinen richtigen Schrott schenken würde. Danach spielten wir noch mit der ganzen Klasse Tabu, was sehr lustig wurde. Als dann Denny das Wort 'Biocontainer' hatte, zeigte er auf sich und fragte was er sei. Vinny schrie sofort: 'Müll!' Woraufhin Denny meinte: "Ja, aber ein anderes Wort dafür." Oder als Tolga das Wort 'Albatrosse' hatte, wollte er 'Vogel' beschreiben und sagte: "Es kann fliegen." Vinny rief dann sein Lieblingswort: "Dachs!". Es war wirklich lustig. Wir nannten Vinny eigentlich auch meistens 'Dachs', er jedoch besteht auf 'Dachs mit doppelt X' Daxx. Wir liebten seinen Humor. Als ich dran war, erriet meine Gruppe die Wörter: Strafzettel und Feiertage. Niki war sehr gut und ich erriet alle vier Begriffe. Zum Schluss gewannen wir. Unsere Lehrerin ließ uns ganze 15 Minuten früher gehen. Lasse schnappte seinen Weihnachtssack, zog seine Weihnachtsmütze an und wir liefen mit Phillip zu den Parkplätzen.

Zuhause angekommen fuhr meine Mutter sofort weiter, da sie noch einen Friseurtermin hatte. Ich hatte also die nächsten vier Stunden sturmfrei. Ich schmiss mich auf mein Bett, schnappte mein Handy und loggte mich bei Wattpad ein. Ich las ein paar Kapitel einer aktuellen Geschichte, doch meine Gedanken flogen immer wieder zu Herr Dumond. Ich vermisste Marc. Ich konnte es nicht verstehen, ich hatte ihn doch erst vor einem Tag gesehen. Wie konnte ich mich nur so sehr nach ihm sehnen? Nicht nach der Lust oder der Befriedigung. Ich sehnte mich nach ihm. Ihn einfach nur zu sehen. In seine wunderschönen Augen zu blicken. Seine Hand in meiner. Kuscheln. Zärtliche Küsse. Ausgehen, wie ein normales Paar. Doch wir waren kein normales Paar. Sobald uns jemand sah war es vorbei. Ich musste zugeben, mein Herz schmerzte ein wenig bei dem Gedanken. Ich wusste zwar, dass ich ihn bald wiedersehen würde, doch ich hätte ihn am liebsten in dem Moment neben mir gehabt. Ich stand auf, setzte mich an meinen Schreibtisch und fuhr meinen Laptop hoch. Ein Lenovo ideapad 510, das neuste vom neusten, ein Geschenk meiner Großeltern. Nebenbei spielte mein Handy Musik ab. Es lief gerade "Breathe" von Jax Jones. Gerade als ich mich bei meinem Microsoftkonto anmeldete kam meine Lieblingsstelle: "I tell myself I'm not that into you". Meine Gedanken flogen erneut zu Marc. Er sah das zwischen uns nicht als Beziehung, da war ich mir sicher. Für ihn ging es um Befriedigung. Er hatte sicher keine Gefühle für mich. Doch ich konnte nicht wissen was er dachte. Doch solange ich ihm nah sein konnte, würde ich alles für ihn tun. Und vielleicht empfand er doch mehr als Lust für mich? Wie gerne ich bei ihm gewesen wäre. Bevor ich noch mehr nachdachte, legte ich mich erneut in mein Bett. Diesmal mit dem Ziel einzuschlafen. Doch es machte alles schlimmer. Ich konnte nur an Marc denken. Ob er überhaupt an mich dachte? Ich fiel in einen unruhigen Schlaf.

"Everly?!"

Ich schreckte auf. Es war dunkel.

"Ja?", rief ich.

"Komm runter, essen!"

Meine Mutter war zurück. Ich schaute auf die Uhr. Ich hatte drei Stunden geschlafen. Mir fiel ein, dass ich einen Alptraum hatte, doch konnte mich nicht an Details erinnern. Was auch besser war. Verschlafen ging ich die Treppe runter ins Wohnzimmer. Meine Mutter war bei McDonald's vorbeigefahren, weshalb ich mich freute.