Kapitel 32

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"Solange es nicht mein Problem ist, könnt ihr machen was ihr wollt.", mit den Worten ließ uns Herr Fein gehen.

Nach einer Doppelstunde Gemeinschaftskunde beim neuen Referendar Herr Thomas erwartete uns das Wochenende.

Dieses war wie immer viel zu schnell um. Doch die Vorfreude auf Englisch wuchs. Ich trug einen neuen schwarzen Pulli, welcher an den Ärmeln von Ringen zusammengehalten wurde. Anni und Angelika gefiel der Pullover sehr. Auch Lasse feierte ihn, da er Oversize war. Doch von Herr Dumond bekam ich keine Reaktion. Er war unmotiviert und gestresst. Hatte keine Lust zu unterrichten. Mich würdigte er keinen Blickes. Die Doppelstunde über musste er immer wieder Frederick und Lasse ermahnen, damit sie aufhörten miteinander zu reden. Ich fühlte mich wie eine normale Schülerin. Die Nähe zwischen uns war in diesem Moment nicht vorhanden. Doch ich akzeptierte es.

In der zweiten Pause hatte er Pausenaufsicht. Als ich mit Angelika auf die Toilette ging, liefen wir aneinander vorbei und er schenkte mir einen zu langen Blick. Ich sah zuerst weg.

Die letzte Stunde des Tages war endlich erreicht, da die Mittagsschule auf den nächsten Tag verlegt wurde. In Erdkunde sah Herr Pfann ausnahmsweise mal verdammt gut aus. Er trug einen blauen Pullover, eine Jeans und dazu blaue Vans. Er trug selten blau, und sollte dies eindeutig öfters tun. Er hatte die Angewohnheit wenn ihm kalt war, die Ärmel über seine Handgelenke zu ziehen, was eine sehr süße Geste war. Nur um sie dann wenige Minuten später wieder hochzukrempeln und seine muskulösen Unterarme zu präsentieren. In der Stunde befassten wir uns mit Geologie. Stationsweise sollten wir uns Notizen zu verschiedenen Steinen machen. Sprechen war verboten. Er selbst saß hinten im Klassenzimmer und schrieb etwas, während er uns nebenbei beobachtete. Sein Blick lag etwas zu oft auf mir. Ich bemerkte es, auch da sich unsere Blicke öfters kreuzten. Deshalb machte ich das ein oder andere mal in einer provokanten Pose meine Notizen. Ich spürte wie sein Blick mich durch das Klassenzimmer verfolgte und sich in mich brannte.

Fünf Minuten vor Ende beendete er die Aufgabe und suchte jemanden aus, um etwas über einen Stein zu erzählen. Vorne lagen einige.

"Hm, und dann nehmen wir deeennn...", seine Blick schweifte durch das Klassenzimmer.

Jannik meldete sich: "Jannik.", rief er sich selbst auf. Ich senkte den Blick, weil ich schon eine Vermutung hatte.

"Diiieee Everly."

Ich sah auf, unsere Blicke trafen sich. Mit Herzrasen stand ich auf und sah ein letztes Mal auf meinen Zettel.

"Du kannst dein Blatt auch mit nach vorne nehmen.", sagte Herr Pfann nett. Auch wenn er süß lächelte, konnte er ein Sadist sein. Das meinten zumindest die Jungs, die bei ihm Sport hatten. Zehn Runden im Stadion zum warm machen zu laufen war Standard. Ohne mir meine Nervosität anmerken zu lassen, lief ich vor. Mein Haar legte ich leicht zur Seite, sodass man meinen Choker sehen konnte. Er war aus Leder, mit metallener Windung. Sobald ich vorne stand, blickte ich einmal durch den Raum, doch sah niemanden genau an. Herr Pfann stand etwa einen Meter links neben mir, an die Schränke gelehnt und beobachtete mich.

"Also, ich nehme mal Granit.", fing ich an. Dann zählte ich einige Merkmale von Granit auf.

"Und dann zeig uns mal, welcher Granit ist.", forderte mich Herr Pfann lächelnd auf.

"Hm...grau-rötlich...", mein Blick schweifte über die vor mir liegenden Steine. Ich hatte keinen Plan und hielt einfach irgendeinen hoch.

"Nein, der ist es nicht. Na ja, eher grau als rötlich.", seine Nettigkeit hätte mich aus der Fassung gebracht, wenn mein Gehirn gearbeitet hätte. Ich ließ meine Hand über die Steine schweben, als Herr Pfann dann bei einem "Ja.", meinte. Ich nahm den glatten, grau glitzernden Stein hoch.

Verlangen nach ihmWo Geschichten leben. Entdecke jetzt