Gelangweilt schaute ich zur Tafel. Wie gerne ich bei Marc gewesen wäre. Doch dieser war viel zu beschäftigt. Seufzend widmete ich mich dem Arbeitsblatt, welches vor mich gelegt wurde. Ich drehte mich um und schaute zu Lasse. Dieser unterhielt sich mit Frederick und beachtete mich nicht. Mittlerweile war es mit Selina aus. Es hielt nicht mal einen Monat. Wegen einer Stundenplanänderung hatten wir nun Freitagmorgens Mathe und in den letzten beiden Stunden Gemeinschaftskunde. Da wir Ende Mai hatten, standen die Pfingstferien an. Lasse und ich hatten direkt etwas für Montag ausgemacht. Doch in den letzten Stunden vor den Ferien Frau Gaday zu haben war die Hölle auf Erden. Neben mir unterhielten sich Denny und Joshua.
"Denny."
"Hm?"
"Eigentlich hab ich ja gedacht, dass du Schwul bist, aber jetzt hast du eine Freundin."
"Ach, Joshua."
Ohne das Gespräch weiterzuführen widmeten sie sich wieder ihren Aufgaben.
Im Naturwissenschaftsunterricht arbeitete ich mit Frederick zusammen. Herr Fein machte mal wieder Witze und ich merkte, wie sehr ich Lehrer wie ihn vermisste. Auch wenn er oft sarkastisch war und eigentlich Menschen hasste, war er mir sympathisch. Wir kamen auf das Thema 'Multitasking'. Er erklärte uns, dass die Apps die im Hintergrund in unseren Handys liefen, gar nicht parallel laufen konnten, sondern nacheinander. Dann ging er genauer darauf ein, wie es funktionierte.
"Genauso wie bei Menschen. So ungefähr funktioniert unser Gehirn. Wir können nichts gleichzeitig machen, sondern nur nacheinander. Nur stellt unser Gehirn so schnell um, oder schaltet so schnell um, dass es so scheint, als würde man etwas parallel machen.", erklärte Herr Fein. Der fast zwei Meter große, schlanke Lehrer stand lockerangelehnt an seinem Pult vorne und trank aus seiner orangenen Tasse, auf welcher 'KTM' stand. Ein international tätiger österreichischer Motorrad - und Sportwagenhersteller.
"Und Multitasking?", wollte Marian wissen.
"Das gibt es nicht. Das kann niemand. Weder Männer, noch Frauen.", er machte eine kurze Pause, "na ja, Frauen vielleicht schon. Obwohl, eigentlich auch nicht."
Die Blicke wanderten zu mir, da ich das einzige Mädchen in dem Kurs war.
"Frauen können alles, aber nichts richtig.", gab Herr Fein von sich, woraufhin alle lachten. Einschließlich mir. Denn irgendwie war es schon witzig und es war ja nicht gegen mich gerichtet.
"Ich find's toll wenn man einstecken kann.", meinte der allmählich grau werdende Lehrer lachend.
"Ich kann auch einstecken.", fügte er noch hinzu.
"Ja, merkt man.", sagte ich lächelnd.
Ich mochte ihn. Und ich hoffte auch, dass er mich mochte. Er kannte und war fasziniert von der Firma, in der meine Mutter arbeitete. Deshalb hatte ich ihm im Jahr davor einen Kaffeebecher davon mitgebracht. Er war überglücklich und ich hatte den Mann noch nie so lächeln gesehen. Das Glück war jedoch nicht von Dauer, da Herr Rometsch sie hatte fallen gelassen. Er nahm dem armen Mann das Letzte, was ihn glücklich gemacht hatte. Es war vielleicht etwas übertrieben, doch er nützte nur noch den Becher. Er war aus besonderem Material und hielt den Kaffee ewig warm. Ich hätte ihm ja eine neue geschenkt, doch das Problem war, es gab keine mehr. Es war eine einmalige Geschenkaktion für alle Mitarbeiter, weshalb man sie weder nachbestellen, noch kaufen konnte. Doch vielleicht schaffte meine Mutter es ja, noch eine zu bekommen. Ich glaubte, es würde ihn glücklich machen. Als einziges Mädchen wurde ich natürlich nicht bevorzugt - wollte ich auch nicht. Ich räumte genauso auf und machte genauso mit wie die anderen. An meiner Seite immer Lasse und Frederick. Auch auf sexistische Witze konnte ich gut kontern, was mir den Unterricht erleichterte. Als die Doppelstunde sich dem Ende neigte, meldete sich Martin.
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Verlangen nach ihm
Romansa[SchülerinXLehrer] Einst die beste Geschichte zu diesem Thema auf Wattpad, bevor sie gelöscht wurde... unter neuem Namen. Und überarbeitet. Denn sie wollte ihn spüren. Es geht um so viel mehr als nur bloße Berührungen. Ein verbotenes Verlangen nach...