Kapitel 1

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Louis POV

"Jamie, sofort hier her. Räum endlich dein Zeug aus dem Wohnzimmer!", schrie ich genervt durchs Haus, packte die Klamotten, die Zeitschriften und den Laptop, den unser Sohn großzügig im Wohnzimmer verteilt hatte.

"Gleich!", schallte es von oben zu mir herunter und ich explodierte innerlich. Das "Gleich" unseres 18 jährigen kannte ich nur zu gut. Gleich hieß so viel wie, nie.

"Sofort mein Freund, oder ich sage deine Fahrprüfung ab.", rief ich zurück, gratulierte mir zu meinem Schachzug, als ich die trampenden Schritte auf der Treppe vernahm und der junge Mann ins Wohnzimmer schoss.

"Schon gut.", brummte er, nahm mir die Sachen aus den Armen. "Das hat doch niemanden gestört. Das Zimmer ist doch groß genug.", setzte er noch eins drauf und ich zog nur die Augenbrauen nach oben.

"Du weißt, hätte Dad das gesehen, hätte er dir nicht nur mit Prüfungsentzug gedroht, er hätte sie bereits abgesagt, wenn er dich gerufen hätte. Du kennst die Regeln und wir haben sie erst letzte Woche noch einmal ausgiebig diskutiert. Was du in deinen zwei Zimmern machst, ist uns inzwischen egal, aber in unseren Wohnräumen, herrscht Ordnung.", ich sah Jamie an, der inzwischen einen halben Kopf größer war als ich und er grinste frech.

"Als ob du viel besser bist, als ich. Meinst du ich bekomme nicht mit, wenn Dad mit dir schimpft?", innerlich hätte ich explodieren können, aber dummerweise stimmte was er sagte.

"Das tut hier nichts zur Sache.", knurrte ich, verschränkte die Arme vor der Brust.

"Musst du nicht packen, wenn du nachher zu Phoebe und Daisy willst und ihr heute Abend los wollt?", er nickte, seufzte dann.

"Tut mir leid, Daddy.", sein Kopf senkte sich und so war es bisher fast immer gewesen. Wir hatten gestritten, er war frech mir gegenüber gewesen, aber am Ende, am Ende hatte er seinen Fehler doch immer eingesehen und er hatte den ersten Schritt zur Versöhnung gemacht.

Es war halt doch noch immer ein spezieller Bund da, zwischen den nie etwas Ernsthaftes kommen würde.

"Komm schon her, Großer.", sagte ich, öffnete die Arme und fühlte kurz danach, wie sich der große schlaksige Körper an meinen drückte.

"Ich hab dich lieb, Daddy.", flüsterte er, bevor er einen Schritt zurück ging und lächelte.

"Ich dich auch. Aber trotzdem, halt bitte wenigstens hier unten Ordnung und nun, auf gehts.", er wollte gerade los laufe, als ich ihn aufhielt.

"Hier, warte mal kurz.", ich ging in den Flur, nahm meine Geldbörse und zog ein paar Scheine heraus.

"Da ich weiß, dass du so sehr auf ein Auto sparst, für heute Abend ein kleiner Bonus. Hab Spaß und pass auf dich auf.", er machte große Augen, umarmte mich dann gleich nochmal.

"Danke, das werde ich tun. Und auf Phoebe und Daisy natürlich auch.", ich nickte, schmunzelte und kurze Zeit später war er bereits die Treppe nach oben in sein Zimmer verschwunden.

XXX

Ja, er war wirklich groß geworden, erwachsen würde ich es vielleicht noch nicht nennen, aber auf dem Weg dahin. Das er sich das Auto selbst zusammensparen musste, mit einem Job neben der Schule, hatten wir recht früh festgelegt. Wir hatten zwar das Geld, ohne jede Frage und vermutlich hätte er auch sein ganzes Leben keinen Finger beruflich krumm machen müssen, aber wir wollten nicht, dass er ein solches verwöhntes Celebritykind wurde. Entsprechend hatte er bereits mit 16 einen kleinen Nebenjob angenommen und verdiente sich zu seinem Taschengeld etwas dazu.

Außerdem hatte er schon große Pläne, was seine berufliche Zukunft anging. Er interessierte sich ja schon immer sehr für Tiere und er hoffte einen der begehrten Studienplätze für Veterinärmedizin zu ergattern.

What happened after? LS - 4. Teil der HeptalogieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt