Kapitel 33

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Harry POV

Es war mir so unendlich schwergefallen, die Wahrheit zu sagen, die ich all die Zeit so gut hatte verbergen können.

Manchmal hatte ich darüber nachgedacht, wie ich es tatsächlich schaffen konnte, dass keiner meine Mauern durchblickte, aber letztlich war ich froh gewesen.

Ich hatte es verdrängt, versucht es in die hinterste Ecke zu schieben. Anders als bei der Sache mit Nijiro, hatte ich mir aber nie die Chance gegeben, all das zu verarbeiten und dadurch kam es immer wieder hoch, in Situationen, in denen ich dann mit mir ringen musste. Ringen darum, dass niemand sah, dass ich etwas verbarg, ein furchtbares Geheimnis.

„Harry?", Lou lag neben mir, seine Hand hatte er mit meiner verflochten und ich spürte, wie sanft seine Finger über meine glitten.

„Soll ich dich halten?", fragte er leise von der Seite. Er hatte sich im Bett neben mich gelegt, aber mich nicht wie sonst umklammert, oder sich von sich aus an mich geschmiegt, sondern mir meinen Freiraum gelassen, den ich tatsächlich gebraucht hatte.

Ich überlegte einen Moment, fühlte in meinen Körper hinein, bevor ich langsam nickte.

„Ja, ja das wäre schön.", brachte ich leise über die Lippen und spürte, wie Louis mich vorsichtig auf die Seite drehte, sich dann ganz zärtlich an mich anschmiegte, seine Stirn an meinen Nacken drückte.

„Ich fühle mich so schlecht. Ich habe nichts gemerkt.", hörte ich seine Stimme. Sie klang voller Reue, voller Schuld zu mir und ich schüttelte den Kopf.

„Ich wollte es so. Du solltest es nicht merken, niemand sollte es.", gab ich zurück, starrte nach vorn zum Schrank, zuckte kurz ein wenig, als er eine Hand über meine Seite auf meine Brust legte, direkt über mein Herz.

„Aber wir haben uns doch versprochen da zu sein, füreinander.", kam es und am liebsten hätte ich jetzt gesagt, er solle aufhören, doch ich hatte keine Kraft mehr. Die Aussage hatte mir alle Energie geraubt, ich fühlte mich einfach nur noch müde und kraftlos.

„Du bist doch da. Es ist alles gut Lou. Bitte.", war alles was ich noch zu Stande brachte und dann schwieg er und ich fühlte nur Tränen in meinen Nacken laufen.

XXX

Der nächste Morgen war, als hätten wir durchgefeiert. Mein Kopf dröhnte, mir war übel und das Licht, was in das Zimmer schien, tat mir in den Augen weh.

„Ich mache dir Frühstück.", hörte ich Louis sagen, der sich gerade neben mir aus dem Bett erhob und mich kurz ansah.

„Nein. Ich, ich mag nicht.", gab ich zurück, rieb mir über meinen Magen. Er krampfte leicht.

„Aber du musst etwas essen. Du hast gestern schon nicht...", die blauen Augen sahen mich besorgt an, als ich erneut den Kopf schüttelte.

„Später vielleicht. Mir ist übel. Mach mir doch bitte einen Kamillentee.", schlug ich vor, damit er sich nicht unnütz fühlte, nicht noch mehr, als er es vermutlich ohnehin tat.

„Kommst, kommst du dann runter?", er war so unsicher und ich hasste das. Genau das hatte ich nicht gewollt. Ich wollte nicht wie ein rohes Ei behandelt werden.

„Ja. Ich gehe gleich duschen. Alles ist gut. Das Gespräch gestern mit Niklas hat mir noch gutgetan. Bitte, behandele mich ganz normal. So wie du es damals auch wolltest, ja? Ich habe jetzt Jahre lang damit gelebt und ich muss mich nur wieder ordentlich zusammenreißen und alles ist gut.", ich versuchte mich an einem Lächeln, was aber leider missglückte.

„Harry, ich...", setzte er erneut an, doch ein eindeutiger Blick ließ ihn verstummen.

„Lou, es ist in Ordnung. Bitte. Geh runter, die anderen sind bestimmt alle schon auf. Ich, es ist o.k. Ja?", nun nickte er langsam, auch wenn er nicht überzeugt aussah und ließ mich im Schlafzimmer mit meinen eigenen Gedanken und Gefühlen allein.

What happened after? LS - 4. Teil der HeptalogieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt