36 zurück in der Hölle

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Konnte ich sie sterben lassen? Konnte mein Gewissen das mit machen? So sehr ich mich bei ihr rächen wollte, konnte ich es tun? Die Sekunden meiner Gedanken, hatten ihr bereits fast das Leben gekostet. Es fühlte sich an wie Stunden in denen ich abwog, was ich tun sollte.

Ich wendete meinen Blick von ihr ab und weitere Feuerbälle schossen durch den Raum. Unter Stöhnen fielen die Männer von Hydra zu Boden. Als der letzte zu Boden fiel, ließ ich einen letzten Feuerball durch den Raum schießen und ich traf sie. Direkt ins Herz traf ich sie. Ihr Körper verbrannte von innen und die hohen Flammen im Raum verbrannten sie von außen.

Langsam ließ ich mich nach unten und landete sicher auf meinen Füßen. Ich lief vorbei an den Männern, durch die Flammen in ihre Richtung. Natasha war voller Ruß bedeckten und tiefe Verbrennungen schierten ihre Haut. Ihre Augen waren geschlossen und das Feuer hatte bereits Löcher durch ihren Körper gebrannt. Meine Augen flammten Feuerrot auf als ich die Flammen im Raum kleiner werden ließ. Immer weniger, bis das Feuer schließlich vorbei war. Der gesamte Raum war verbrannt, nichts stand mehr.

Ich kniete mich herunter zu Natasha und sah sie an. ,,Du hast es verdient. Nun bist du gestorben, wie meine Familie es einst tun musste." Ein letzter Blick lag auf ihrem Körper, bevor ich mich wieder hinstellte und ihr den Rücken zu wendete. Mit großen, langsamen Schritten lief von ihr weg.

Eine Sekunde speilte ich mit den Gedanken, von diesem Ende des Tages. Eine Sekunde war es das, was ich wollte. Aber dennoch tat ich es nicht. Das Feuer war nun direkt neben ihr. Schnell ließ ich mich wieder auf den Boden gleiten und die Flammen in meinen Händen erloschen wieder, wie auch  die Flammen im gesamtem Raum. Erst jetzt sah ich, was ich getan hatte. Der ganze Raum stand in Rauch, fast keine Möbel waren noch viel mehr als Asche. Doch das schlimmste sah ich erst, als mein Blick ganz links angekommen war. Natasha lag unter dem Trümmer eingeklemmt. Sie hustete schwer, ich erkannte Verbrennungen an ihren Armen und Wunden in ihrem Gesicht.

Auf dem Boden angekommen, dachte ich nicht lange nach. Ich lief los, ich wollte einfach nur zu ihr. Ich wollte ihr helfen, mich bei ihr entschuldigen, sie in den Arm schließen, sie küssen und nie wieder gehen lassen. Mein gesamter Hass und mein Bedürfnis nach Rache, waren erlöschen, als ich aufhörte den Raum in Flammen stehen zu lassen.

Ich war schon fast bei ihr angekommen, als mich etwas am Rücken traf. ,,y/n!", schrie sie mir entgegen. Eine Kugel bohrte sich in meinen Rücken und ich fiel zu Boden. Ich hörte wie jemand von hinten auf mich zu lief. ,,Nat!", das erste Mal, dass ich sie wieder so nennen konnte. ,,Es tut mir leid. Es tut mir so schrecklich leid, Nat." Ich wusste, was als nächstes passieren würde, also ließ ich für diese kurze Zeit, die mir noch blieb, mein Herz sprechen. ,,Ich liebe dich. Mein Hass war größer und die Enttäuschung, dass du nicht mit mir gesprochen hast, aber nichts von dem hat etwas an meinen Gefühlen für dich geändert. Mein Herz war gefangen in der Vergangenheit und all dem, was passiert ist. Das ist jetzt vorbei. Mein Herz gehört wieder dir Nat, ich verspreche es." Ich versuchte mich aufzurappeln, aber es ging nicht.

Mit hustender, rauchiger Stimme rief Nat mir entgegen. ,,Mir tut es auch leid, y/n. Ich habe dich in den letzten Monaten so sehr vermisst. Ich liebe dich..." Mehr konnte ich nicht mehr hören, zwei Männer, offensichtlich die zwei Letzten, die überlebt hatten, packten mich an den Armen und zogen mich nach oben. ,,Nein!", ich schrie und trat um mich. ,,Lasst mich los! Sofort!", ich schrie mir die Seele aus dem Leib, während sie mich weiter nach hinten und somit immer weiter weg von ihr zogen. Tränen liefen über meine Wangen. ,,Lasst mich los." Ich weinte während dem Reden und versuchte mich zu wehren, aber es ging nicht. ,,Ich will nicht, bitte." Ich flehte die Männer an, mich los zu lassen.

Ich wollte nicht wieder zurück zu Hydra, ich wollte zu ihr. Ich wollte zurück zu der Frau, die ich trotz meines Hasses auf sie, über alles liebte. Ich wollte sie endlich wieder in meinen Armen spüren, ihre Lippen auf meinen und ihre Stimme in meinem Ohr. Ich wollte sie, mehr als jemals zuvor. ,,Jetzt halt endlich die Klappe!", einer der Männer tritt mir in die Seite. Ich zischte auf vor Schmerzen. ,,Lasst mich gehen!" ,,Na schön, dann nehmen wir eben deine kleine Freundin mit. Mal sehen, was wir ihr so spritzen können." Ich dachte im ersten Moment, sie würden Scherze machen, aber tatsächlich ließen sie mich los und liefen mit großen Schritten auf Nat zu.

,,Nein!", schrie ich. So sehr ich nicht wieder dorthin zurück wollte, desto mehr wollte ich Nat schützen. Sie sollte nicht an diesen schrecklichen Ort müssen. ,,Lasst sie in Ruhe!" Die Männer drehten sich wieder um. ,,Geht doch." Nat versuchte zu schreien, aber ihre Stimme wurde durch husten unterbrochen. ,,Nein...y/n!" Die Männer hielten mich bereits wieder fest in ihren Griffen. ,,Wir werden uns wieder sehen, Nat. Ich finde wieder zu euch. Ich lie..." Die Schmerzen eines weiteren Trittes erwürgten meine Worte. ,,Jetzt sei doch endlich mal leise. Dein Liebesgerede nervt mich." Bevor sie mich aus dem Gebäude schleifen konnten, hörte ich die vorerst letzten Worte von Nat. ,,Ich liebe dich auch. Wir werden dich finden."

Sie schliffen mich über den Boden, hinaus zu einem Helikopter. Unsanft wurde ich hinein geschmissen und mein Kopf knallte gegen die Wand. Mir wurde schwarz vor Augen und meine letzten Gedanken galten nur Nat.

...

Als ich wieder wach wurde, schliffen mich zwei neue Männer durch die kühlen Flure eines Gebäudes. Ich kannte sie nicht, aber es war der selbe Geruch, wie vor zwei Jahren. Ich war zu schwach, um mich zu wehren. Ich konnte spüren, dass sie mir etwas gespritzt hatten. Anders könnten sie mich nicht kontrollieren. Ich würde sie in tausende Stücke verbrennen lassen und das gesamte Gebäude in die Luft schießen. Doch ich konnte nicht. Mehr als eine kleine Flamme in meiner Hand, konnte ich nicht entfachen.

Wir durchtraten eine große Tür. Der Raum sah genauso aus, wie früher. Neuer Standort, gleicher Raum. Und dort saß er, der Mann dem ich das alles zu verdanken hatte. Der Mann, der mich hat zurück bringen lassen. Andrej Iwanow, niemals hätte ich gedacht, ich müsste ihn wieder sehen, bis zu dem Tag, an dem ich ihn umbringen würde. Doch dieser Tag war nicht heute.

,,Da ist sie ja wieder." Er stand auf und klatschte während er auf mich zu lief. ,,Wie schön dich wieder zu sehen." Ich sah ihn finster an. ,,Sei leise, du brauchst nicht so zu tun, als würdest du dich freuen mich zu sehen. Du willst nur meine Kraft wieder haben." ,,Nicht so frech!" Der Mann neben mir trat mir gegens Schienenbein. ,,Lass sie nur. Ist okay.", erwiderte Andrej. ,,Setzt sie auf den Stuhl." Ich blickte auf. ,,Nein! Andrej, nein. Tu mir das nicht wieder an." Ich konnte nicht wieder auf diesen Stuhl.

Die Erinnerungen ließen mich erschaudern. Ich tritt um mich und versuchte mich los zu reißen, aber meine Kraft war aufgebraucht. Sie stießen mich in den Sessel der Hölle und ketteten mich fest. ,,Nein!" Tränen liefen über mein Gesicht. ,,Bitte!" ,,y/n, ich kenne dich. Anders wirst du mir nicht gehorchen." Ich sah ihm direkt in die Augen. Ich sammelte meine verstreuten Emotionen wieder ein und hatte mich nun wieder im Griff. ,,Versuch es doch, Andrej." Seinen Namen sprach in dabei verachtend aus. ,,Das letzte mal dauerte es lange bis ihr mich hattet, wo ihr mich wolltet. Aber ich habe in den letzten zwei Jahren gelernt wer ich bin und erkannt, wie viel mächtiger ich bin, als ihr mich habt denken lassen. Also versuch es nur, ihr werdet es niemals wieder schaffen."

Andrej sah mich voller Wut in seinen Augen an. ,,Na schön, wenn du meinst." Er machte eine kurze Pause. ,,Schaltet das Gerät ein, höchste Stufe." Ich sagte nichts mehr, ich sah ihn nur an. Meine Blicke sagten ihm mehr als Tausend Worte. Das kühle Metall berührte meine Kopfhaut und ließ eine Gänsehaut über meinen Körper fließen.

Und dann war es so weit. Ungeheure Schmerzen gingen von dem Gerät an meinem Kopf aus. Nicht in Wellen, sondern wie eine schnelle Strömung, drangen sie durch meinen Kopf in meinen Körper ein. Ich schrie und der Schmerz war unbeschreiblich. Sekunden zogen sich zu Minuten und Minuten zu Stunden.

Ich wusste nicht, wie lange ich diese Hölle schon durchleben musste. Ich hatte aufgehört, die Minuten zu zählen. Aber kein einziger der Versuche konnte meinen Verstand durchdringen. Ich dachte an all das, was ich verlieren würde, wenn ich auch nur einen Moment lang Schwäche zeigen würde. Die Avengers, mein neues Leben, Wanda, Bucky, die neu gewonnene Lebensfreude und vor allem Nat. Ich würde sie erneut verlieren und das konnte ich einfach nicht noch einmal zu lassen.

Das Schicksaal hasste uns, aber diesmal würde ich es besiegen. Ich würde keine Schwäche zeigen, ich würde kämpfen, für sie, für uns. Ich werde Hydra nicht in meine Gedanken lassen und ich werde hier wieder rauskommen. Ich würde zurückkehren, zu meiner Familie und zu der Frau, die ich liebte. Und ich würde sie küssen, in meine Arme schließen und nie wieder loslassen.

Gefangen in der Vergangenheit // Natasha Romanoff ff Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt