40 Rettung?

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Mein Bein zappelte auf und ab und ich knibbelte nervös an meiner Nagelhaut. Einige Stellen waren bereits leicht blutig, aber ich konnte vor Aufregung nicht aufhören meine Haut ab zu knibbeln. Gemeinsam mit Wanda und Bucky, welcher am Steuer saß, waren wir einem kleinen Flugzeug und flogen in Richtung Russland. Bereits seit sehr vielen endlos langen Stunden saß ich auf diesem Sitz fest. Ich begann ihn langsam zu hassen. Ich begann alles zu hassen, was in diesem Flugzeug war. Die Sitze, die Fenster, den Kofferstauraum, den kleinen Durchgang der zum Cockpit führte. Einfach alles in diesem Flugzeug begann ich zu hassen.

,,Nat?", Wanda riss mich aus meinen Gedanken. ,,Hey, ist alles gut bei dir?" Ich sah sie mit glasigen Augen an. ,,Was ist los?" Sie setzte sich neben mich und nahm eine Hand von mir, damit ich aufhörte meine Haut kaputt zu machen. Ich sah sie noch immer nur an und konnte spüren, wie meine Augen sich langsam mit Tränen füllten. ,,Nat?", fragte sie erneut nach. Die drei Wörter, die meine momentane mentale Situation beschrieben, formten sich in meinem Kopf und schwirrten dort umher. Ich dachte, es würde mir schwer fallen, sie auszusprechen, aber sie kamen mir leicht über die Lippen. ,,Ich habe Angst." Mein Blick war wieder Starr nach vorne gerichtet.

,,Wovor?", sie fragte zwar, aber eigentlich wusste sie wovor. ,,y/n zu finden oder sie nicht zu finden.", sprach sie also weiter. Ich drückte ihre Hand etwas fester, während ich weiter sprach. ,,Ich weiß es nicht." Es klang absurd, aber so war es. Ich wusste nicht, was schlimmer wäre, sie nicht zu finden und die gesamte Hoffnung, die ich aufgebaut habe, zersplittern zu sehen, oder sie zu finden. Damit meinte ich nicht das Wiederfinden von ihr an sich, sondern die damit verbundenen folgenden Dinge. Wie würde sie regieren? Würde sie mich überhaupt sehen wollen, schließlich hatte ich ihr nicht helfen können. Und Dan war da noch die Aussprache, die das letzte Mal mit unserer Trennung geendet hatte. Das sollte nicht wieder passieren, aber es könnte. Davor hatte ich Angst, all das, was nach dem Wiedersehen folgen wird.

,,Sollte ich mich schlecht fühlen, wenn ich Angst habe, dass wir uns Wiedersehen könnten?" Ich sah sie nun wieder an und meine Stimme zitterte, während eine Träne über meine Wange glitt und am Ende meines Kopfes auf meine Hose tropfte. ,,Nein, das musst du nicht. Denk gar nicht daran, dir das einzureden." Wanda sah mir tief in die Augen und auch in ihren Augen konnte ich die Hoffnung sehen, dass wir sie finden werden.

Sie legte einen Arm um mich und zog mich an sie heran. Obwohl ich es eigentlich nicht zulassen wollte, legte ich meinen Kopf auf ihrem Brustbein ab. Tränen liefen über meine Haut und ich weinte in ihren Pulli hinein. Sie sagte nichts mehr, aber das war vermutlich auch besser, dennoch half sie mir. Ich musste irgendwann eingeschlafen sein, weil als ich aufwachte, waren wir bereits dabei zu landen.

Wanda hatte die gesamte Zeit neben mir gesessen. Ich lag nicht mehr in ihrem Arm sondern auf der anderen Seite meines Sitzes und lehnte meinen Kopf gegen das Fenster. Als ich hinaus und auf das, worauf wir zuflogen sah, war meine gesamte Müdigkeit wie verflogen.

Ein riesiges Gebäude, was aussah wie ein Hochsicherheitsgefängnis, erstreckte sich vor meinen Augen. Es lag fern ab von jeglicher Zivilisation und war ohne Flugzeug oder Helikopter wahrscheinlich gar nicht erst zu erreichen. Es sah ähnlich aus, wie das andere Gebäude von vor zwei Jahren. Langsam senkte sich das Flugzeug und steuerte die freie Fläche neben dem Gebäude an.

Mein Herz begann zu rasen und meine Atmung wurde unregelmäßig. Wanda legte eine Hand auf meine und drückte sie fest. Ich konnte spüren, dass auch bei ihr ähnliche Reaktionen ausgelöst wurden. ,,Wir landen. Schnallt euch bitte an!", rief Bucky uns von vorne zu und wir beide zogen unsere Gurte fest.

Als das Flugzeug etwas holprig auf dem unebenem Boden landete, löste ich den Gurt noch bevor das Flugzeug vollständig zum Stehen kam. Ich sprang auf und rannte zur Tür. ,,Bucky!", schrie ich. ,,Ja, warte kurz." Ich machte einen genervten Ton und trippelte von einem auf den anderen Fuß bis sich die Tür endlich öffnete. Ich sprang runter und bevor die Treppe ausgefahren war lief los.

,,Nat!", schrie Wanda von hinten. ,,Warte!" Ich wusste, dass ich stehen bleiben sollte, aber ich konnte nicht. ,,Natasha!" Ein rotes Energiefeld bildete sich um mich herum und ich konnte mich nicht mehr bewegen. Ich wurde nach hinten gezogen und stand erst neben ihr wieder auf dem Boden, aber los ließ sie mich dennoch nicht. ,,Natasha! Lauf nicht einfach los. Wir gehen alle zusammen, wie abgesprochen." Ihr Unterton verriet, dass sie es ernst meinte und ich nicht versuchen sollte weiter zu laufen.

Als auch Bucky aus dem Flugzeug kam, verschwand das rote um mich herum und wir liefen in schnellen Schritten auf das Gebäude zu. Aber betreten sollte es vorerst nur Wanda. Das war sicherer für alle, wenn sie uns das Zeichen gab würden wir hinterher kommen. Während sie das Gebäude mit Hilfe ihrer Kraft öffnete, warteten Bucky und ich versteckt, aber dennoch nah am Eingang.

Bucky stand die ganze Zeit bereit Wanda zur Hilfe zu kommen, sollte sie diese brauchen. Nur ich musste draußen warten und sollt nur im schlimmsten Fall früher rein als geplant. Auch wenn ich sie dafür hasste, war es vermutlich die beste Entscheidung, da ich mich bei der kleinsten Spur von y/n nicht weiter an den Plan halten würde, sondern mein eigenes Ding durchziehen würde. Das würde nicht nur mich in Gefahr bringen, sondern vermutlich y/n auch nicht retten.

Aufgeregt hockte ich hinter einer kleinen Hecke. Die Zeit verstrich und kein Zeichen von den beiden. Auch Bucky war mittlerweile rein gegangen. Immer wieder spielte ich mit dem Gedanken einfach rein zu rennen, ich konnte es nicht weiter abwarten. Aber ich blieb wo ich war, bis endlich das erstehen Zeichen kam. Ein Geräusch ertönt in meinem Ohr und Wandas Stimme erklang. ,,Nat, komm rein." Das war eigentlich total unnötig, da ich schon los gelaufen war, als sie Verbindung zu meinem Gerät hergestellt hatten.

Ich konnte den Plan des Gebäudes auswendig. Drohnen von Tony hatten mit Hilfe von Bilder einen Plan erstellt den ich mehrfach auswendig gelernt hatte. Ich rannte durch die Gänge, als würde ich es jeden Tag machen. Endlich erreichte ich Wanda und Bucky. Sie nickten mir zu und ich lief direkt weiter. Wir teilten uns auf und rannten alle in unterschiedliche Richtungen. ,,Wenn jemand y/n findet oder irgendetwas anderes, werden zuerst die anderen informiert, bevor ihr handelt.", gab uns Bucky noch einmal durch.

Niemand antwortete darauf, aber wir hatten es alle verstanden. Ich lief weiter, aber mit kam etwas komisch vor. Mir kamen keine einigen Wachmänner entgegen. Ich sah generell niemanden, aber ich hörte Stimmen. Auch Bucky und Wanda war niemand entgegen gekommen und konnten einfach so durchs Gebäude laufen.

Die Stimmen wurden immer lauter, bis ich um die Ecke bog und drei Leute sah. Zwei Jungen und eine Frau. Sie stand mit dem Rücken zu mir, aber alles passte. Die Haare, zwar länger als sonst, aber hier würde es wohl kaum einen Friseur geben, die Größe und ihre Statur an sich. ,,Ich hab sie glaube ich. Kommt her." Ich wartete auf keine Rückmeldung, sondern lief auf sie zu. ,,y/n?" Ich tippte sie an und sie drehte sich um. Ich konnte nichts sagen, sondern sah sie nur entgeistert an. Meine Emotionen spielten verrückt, als sie mir überrascht und aufgeregt in die Augen sah.

Gefangen in der Vergangenheit // Natasha Romanoff ff Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt