2. Besucher

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„Frühjahrsputz?", erkundigte sich Gemma, nachdem Elli mit zwei Tassen wiederkam.
„Sozusagen", meinte Elli und klappte zwei der Stühle auf, damit sie sich setzen konnten. „Ich bin hier gestern erst eingezogen und versuche, ein wenig auszumisten. Scheinbar hat mein Vater ziemlich viel angesammelt."

„Carl war dein Vater?", entfuhr es Gemma.
Elli nickte. „Du kanntest ihn?"
„Hier kennt jeder jeden", antwortete Gemma ausweichend. „War ein wirklich netter Mann."

Elli senkte den Blick und sah in ihre Kaffeetasse. „Ich habe ihn leider nie kennengelernt."
„Das tut mir leid", sagte Gemma mitfühlend. „Und hast du vor das Haus zu verkaufen?"
„Ich werde selbst hier wohnen", antwortete Elli.

„Ach, ich dachte... weil dein Auto in Florida zugelassen ist."
„Nicht mehr lange", entgegnete Elli und nahm einen Schluck Kaffee. „Warum wolltet ihr mich denn erreichen?"

„Klar." Gemma lachte auf. „Die Jungs haben sich dein Auto angeschaut. Eine verstopfte Benzinleitung, die Teile könnten morgen da sein und du könntest es morgen Abend abholen. Die Reparatur würde auf ungefähr 300 bis 350 Dollar kommen."

„Okay, gut", stimmte Elli zu.
„Dann bestell ich das gleich und lass dich hier mal weiter machen." Gemma stand auf. „Danke für den Kaffee."
Elli lächelte. „Ich bin die, die sich bedanken muss."

Sie sah Gemma nach, die zu ihrem Auto lief, welches auf der gegenüberliegenden Straßenseite stand, einstieg und davon fuhr.
Sie trank den Rest ihres Kaffees und brachte die beiden Tassen zurück ins Haus, bevor sie in der Garage damit anfing die Werkbank aufzuräumen.


Clay wartete, bis sich alle um den Tisch versammelt hatten und schloss dann die Türe.
„Was gibt's denn?", wollte Tig wissen.
„Elisabeth Summers", antwortete Clay. „Schon mal gehört?"

Die sechs Männer schüttelten den Kopf.
„Wer soll das sein? Wieder eine, die behauptet einer von uns hätte sie geschwängert?", fragte Jax grinsend.

„Nicht ganz. Ihr habt heute ihr Auto auf den Hof geschoben", sagte Clay. „Gemma war vorhin bei ihr, denn ihr Handy lag noch im Auto und mir ist die Adresse aufgefallen. Carls Adresse und sie ist scheinbar seine Tochter."

Jax' Grinsen war schlagartig verschwunden. „Carl hatte ne Tochter?"
„Und was macht sie hier?", wollte Chibs wissen.
„Laut Gemma ist sie gerade dabei kräftig auszusortieren und will hier wohnen. Sie kannte Carl nicht, keine Ahnung, wie sie jetzt von ihm erfahren hat, aber es wird nicht lange gehen, bis sie beim Ausräumen Carls Clubsachen findet."

„Wir hätten alles ausräumen sollen, nach Carls Tod", meinte Tig, während er sich eine Kippe anzündete.
„Das Thema hatten wir bereits", sagte Clay. „Wir haben entschieden, abzuwarten und dann das Haus zu kaufen. Es geht ja nicht nur um die Sachen darin, wir brauchen den Keller. Wer konnte ahnen, dass es doch einen Erben gibt? Noch einen Monat, dann wäre das Haus versteigert worden."

Er fuhr sich angespannt übers Gesicht. „Juice hat sie überprüft. Keine Verbindungen. Sie ist aus Sarasota, hat dort studiert und in der Firma ihres Stiefvaters im Büro geholfen. Vor einem Monat brach sie das Studium ab, gestern kam sie hier an. Was dazwischen liegt, wissen wir nicht."

„Soll ich ihr einen Besuch abstatten?", schlug Jax siegessicher vor. „Ein bisschen Bettgeflüster."
Clay warf ihm einen warnenden Blick zu. „Genaugenommen gehört sie zur Familie."
„Soll heißen?", wollte Bobby wissen.

„Besuch ja, aber wegen Carls Bike. Ich, Jax und Tig. Sie hat Gemma ja davon erzählt, dass sie Carls Tochter ist, wir wissen es also offiziell. Und als Motorradclub wollen wir natürlich nicht, dass Carls Bike mit unseren Zeichen einfach an irgendwen geht. Wir plaudern ein wenig und fühlen ihr auf den Zahn, bieten unsere Hilfe an. In zehn Minuten."
Damit war die Versammlung beendet.

Ein Leben für den Club? (SoA FF Jax und Elli Teil 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt