Ein Leben für den Club? (SoA FF Jax und Elli Teil 1)

26. Wo ist Elli?

„Hat jemand von euch Elli gesehen oder etwas von ihr gehört?", fragte Jax so laut, dass er sofort die gesamte Aufmerksamkeit aller Anwesenden hatte.
Leider schüttelten auch alle den Kopf.

„Was ist denn?", erkundigte sich Clay.
„Sie ist nicht zuhause und ihr Auto steht nicht da. Das Handy ist aus", gab Jax zurück. „Ich fahr nach Stockton."

„Warte", meinte Clay. „Wollte sie vielleicht noch irgendwo hin?"
Jax schüttelte den Kopf und eine unangenehme Nervosität nahm Besitz von ihm.
„Du gehst nicht allein", bestimmte Clay. „Ich ruf Gemma an, vielleicht hat sie was gehört."

Halfsack kam auf Jax zu. „Wir können meinen Truck nehmen. Damit fallen wir nicht so auf."
Jax war es egal, er wollte einfach nur los, also lief er wieder nach draußen. Halfsack eilte ihm hinterher.

Sie hatten Charming gerade erst verlassen, da meldete sich Clay.
Auch Gemma hatte nichts von Elli gehört.
Schließlich wählte Jax Opies Nummer.

„Hey, was gibt's?"
„Hast du was von Elli gehört? Oder hat sie sich bei Donna gemeldet?", platzte Jax heraus.
„Ähm, nein. Also bei mir nicht. Warte, ich frag Donna."
Einige Sekunden war es in der Leitung mucksmäuschenstill, dann meldete sich Opie mit schlechten Nachrichten.
„Elli hat sich zuletzt am Sonntag bei Donna gemeldet."
„Fuck", stieß Jax aus und fuhr sich nervös durch die Haare.

„Kannst du mir vielleicht mal genauer erklären, was eigentlich los ist?", forderte Opie.
„Elli kam nicht vom College zurück. Ihr Auto ist nicht da, sie hat sich nicht gemeldet und ihr Handy ist aus", ratterte Jax herunter.
„Scheiße. Ist sie vielleicht zu jemandem mit zum Lernen?"
„Dann hätte sie sich gemeldet", meinte Jax und hatte Mühe damit, den Kloß in seinem Hals herunterzuschlucken. „Trotzdem danke."
Auf eine Antwort wartete er nicht mehr, sondern legte auf, bevor seine Stimme brechen konnte.

Er schloss die Augen und spürte das Brennen der Tränen darin.
Auch wenn er Hoffnung hatte, dass Elli tatsächlich unversehrt irgendwo bei einer Studienfreundin zum Lernen war, wusste er doch, dass das nicht der Fall sein würde.
Doch die zwei Möglichkeiten, die realistisch waren, gefielen ihm beide nicht.

Ein Unfall auf dem Heimweg hielt Jax für denkbar, obwohl sich dann mittlerweile sicher jemand gemeldet hätte. Immerhin hätte Elli vor ungefähr sechs Stunden zurück sein sollen.
Ellis Entführung war die zweite Möglichkeit und seine größte Befürchtung.
Eine Angst, die ihm im Hinterkopf saß, seit er wusste, dass Elli in Stockton studieren würde.
Feinde hatte er genug, denen er zutraute, ihn auf diese Weise schwächen oder unter Druck setzen zu wollen.

Er versuchte, die Gedanken zu verdrängen, und machte sich gleichzeitig Vorwürfe, weil er Elli nicht doch einen der Prospects zum Schutz mitgegeben hatte.
Es war das Klingeln seines Handys, das ihn aus seinen Gedanken riss.

„Ja?", fragte er gereizt.
„Ich hab die Überwachungsbänder der Werkstatt durchgesehen", fing Juice an. „Elli hat den Hof heute Morgen gegen 8 Uhr verlassen und kam dann nicht mehr zurück."
„Hmm", brummte Jax. Damit hatte er bereits gerechnet, sonst wäre es jemandem aufgefallen, wenn sie nochmal losgegangen wäre.
„Außerdem habe ich versucht, ihr Handy zu orten. Es ist immer noch aus, aber sobald es sich einschaltet, werde ich benachrichtigt", erklärte Juice weiter.
„Okay." Jax räusperte sich. „Danke."

Dreimal waren sie schon um das Collegegelände gefahren, aber weder von Elli noch von ihrem Auto war etwas zu sehen.
Der Knoten in Jax' Eingeweiden hatte sich kontinuierlich enger gezogen und in ihm hatte sich eine Spannung aufgebaut, die er am liebsten an jemandem ausgelassen hätte.
Kaum hatte er eine Zigarette aus dem Fenster geworfen, zündete er sich die nächste an.

„Fahr zurück", raunte er Halfsack zu, der glücklicherweise nur nickte und nichts dazu sagte.
Er wollte jetzt nicht reden und auch nichts hören.
Deshalb nahm er sein Handy und tippte an Juice eine Nachricht, anstatt anzurufen.