4. Mehr Zeit mit den Sons?

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Die Party war in vollem Gange, als Elli aus Gemmas Wagen stieg.
Wie sie gedacht hatte, war das Gebäude neben der Werkstatt der Treffpunkt der Sons, ihr Clubhaus.

In einer alten Tonne brannte ein Feuer, ein paar Leute standen drum herum. Die Tische und Bänke vor dem Haus waren ebenfalls zum Teil besetzt, von innen hörte Elli Musik.
Es wurde gegrölt, getrunken, gelacht, alle schienen Spaß zu haben.

Während sie Gemma ins Clubhaus folgte, um sich etwas zu trinken zu holen, sah sie sich weiter um.
Jax, Tig und Bobby standen bei der Gruppe um das Feuer. Jeder von ihnen hatte ein leichtbekleidetes Mädel im Arm.
Piney saß drin auf dem Sofa, Juice stand an der Anlage und das Lied wechselte, Clay und Chibs standen an der Bar.
Als sie und Gemma diese erreichten, nahm Clay seine Frau in den Arm und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. Dann nickte er Elli zu.

„Was darfs denn sein?"
Elli sah zu dem Mann hinter der Bar und erkannte Halfsack.
„Ein Bier", antwortete sie.
Innerhalb von ein paar Sekunden stand ein Bier für sie auf dem Tresen.
„Dein Auto ist echt gut in Schuss, für das Alter", meinte Halfsack. „Du scheinst dich gut darum zu kümmern."
„Das hat es auch verdient", gab sie grinsend zurück.

„Hey Prospect, du sollst hier nicht mit den hübschen Ladys flirten, sondern arbeiten", rief Chibs herüber. „Noch zwei Bier und zwei Kurze."
„Sorry", meinte Halfsack.
„Was ist ein Prospect?", fragte Elli Gemma leise.
„Ein Anwärter. Halfsack will in den Club, dafür muss er sich beweisen und jede scheiß Aufgabe erledigen, die die Jungs ihm geben", erklärte Gemma. „Komm, ich will dir noch Luann vorstellen. Sie und Carl standen sich mal sehr nah."


Elli hatte sich amüsiert, wie schon lange nicht mehr.
Den Überblick, was sie getrunken hatte, hatte sie verloren und merkte den Alkohol bereits, es musste schon früh morgens sein und die Party hatte sich deutlich verkleinert.
Als sie ihre leere Bierflasche zurück ins Clubhaus brachte, war sie irritiert. Aus allen Ecken hörte sie Gestöhne, sogar über die Musik hinweg.
Ohne sich genauer umzusehen, stellte sie die Flasche auf die Bar und verließ das Clubhaus wieder.

Ums Feuer standen nur noch wenige Leute, Clay oder Gemma suchte sie vergeblich.
Aber sie fand Juice.
„Ich packs dann", sagte sie zu ihm. „Vielleicht sieht man sich ja mal wieder."
„Bestimmt", gab er grinsend zurück. „Komm gut nach Hause."
Elli nickte, dann lief sie den dunklen Hof entlang zur Straße.

„Du gehst, ohne dich zu verabschieden?"
Erschrocken wandte sie sich nach links, sah den kleinen orangenen Punkt der brennenden Zigarette und hörte leises Plätschern.
Als er an der Zigarette zog, leuchtete die Glut auf und Elli erkannte Jax.

„Ich wollte dich nicht stören", antwortete sie.
„Beim Pissen?", fragte er lallend.
Das Plätschern hörte auf und Augenblicke später hörte sie, wie Jax den Reißverschluss seiner Jeans zuzog.

Elli grinste.
Die Leute hier waren derb, vulgär, versaut, fluchten, soffen und fielen übereinander her, ohne sich von Zuschauern stören zu lassen, aber sie verstellten sich nicht.
Sie waren, wie sie waren, und irgendwie gefiel ihr das.

„Eigentlich habe ich gedacht, du bist gerade mit etwas oder jemand anderem beschäftigt und dabei wollte ich nicht stören", erklärte sie.
„Was nicht ist, kann ja noch werden", meinte er und kam einen Schritt auf sie zu. Wieder leuchtete die Glut seiner Zigarette auf und sie erkannte im orangenen Schein sein Grinsen.
Sie konnte ihr Lachen nicht zurückhalten. „Sehr optimistisch."

„Ich weiß, was ich zu bieten habe", entgegnete er selbstbewusst, während er noch einen Schritt auf sie zukam. „Bisher hat sich noch keine beschwert."
Jetzt stand er so nah vor ihr, dass sie sein Gesicht deutlich sehen konnte.
„Ist das so?", fragte sie. „Dann geh ich jetzt lieber, nicht das ich die Erste bin."
Grinsend drehte sie sich um und lief weiter, spürte dabei Jax' Blick in ihrem Nacken.

Ein Leben für den Club? (SoA FF Jax und Elli Teil 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt