„Ich muss weg", rief Gemma über den Hof.
„Wohin denn?", wollte Opie wissen.
„Stockton", antwortete sie knapp und stieg ohne Erklärung ein.Elli kam aus dem Büro, zündete sich eine Zigarette an und sah Gemma nach.
Sie hatte darauf gehofft, dass ein Anruf vom Knast kam, dass man Gemma sagte, sie könne die Jungs abholen.
Hatte sie diesen Anruf gerade bekommen?
Aber hätte sie das dann nicht gesagt? Sie alle warteten doch darauf, dass die Männer frei kamen.„Hast du was mitbekommen?", fragte Opie sie.
„Nein", antwortete Elli. „Ich hab nur gesehen, dass Gemma telefoniert hat."
„Vielleicht kann sie früher zu Otto", überlegte er.„Ihnen wird schon nichts passiert sein, oder?", fragte Elli leise.
Es war der einzige Grund, den sie sich vorstellen konnte, wegen dem Gemma so schnell wie möglich und ohne Erklärung abhauen würde.
Hätte sie mehr tun müssen? Hätte sie das verhindern können?Sie hatte den Blick auf den Boden gerichtet, versuchte, die Tränen zurückzuhalten, die sich schon wieder in ihren Augen sammelten und merkte erst, dass Opie zu ihr gekommen war, als er tröstend seine Arme um sie legte.
„Sie kommen da wieder raus", meinte er zuversichtlich. „Und ich glaube ihnen, dass sie unschuldig sind."Auch wenn Opie es gut meinte, diese Aussage beruhigte Elli nicht wirklich, denn sie konnte sich schon denken, warum er ihre Frage nicht direkt beantwortete.
Er wusste, wie es im Knast zuging, wie schnell etwas passieren konnte.
Trotzdem hob sie den Blick und sah ihn an.
„Das werden sie", sagte sie leise. Nur in welchem Zustand?
Das Warten zog sich in die Länge und Gemma meldete sich nicht.
Hatte Elli morgens noch das Gefühl gehabt, die Nomads waren gut drauf, merkte sie, dass die Situation auch ihnen mittlerweile aufs Gemüt schlug.
Nachdem Gemma gegangen war, hatte sich Opie noch mit Happy unterhalten und er hatte seine Männer sicher eingeweiht.
Jetzt saßen sie draußen vor dem Clubhaus, zusammen mit Piney, und warteten ebenfalls.Als sie schließlich am späten Nachmittag mehrere Motorräder hörte, glaubte Elli zuerst, sie bildete sich das ein.
Doch die Nomads standen auf, Opie und Halfsack kamen aus der Werkstatt und sobald sie selbst im Türrahmen stand, sahen alle Anwesenden angespannt in Richtung Hofeinfahrt.Der Erste war Clay, dann Chibs, ihnen folgte Jax und die Tränen, die sich diesmal einen Weg über Ellis Wangen bahnten, waren Freudentränen.
Auch Tig und Juice fuhren auf den Hof, hielten wie die anderen drei vor dem Clubhaus und wurden sofort freudig begrüßt.Bevor auch nur eine der vielen Fragen beantwortet war, kam Jax zu Elli, zog sie in eine feste Umarmung und küsste sie.
„Es tut mir leid", flüsterte er zwischen zwei Küssen. „Ich erklär dir nachher alles, jetzt treffen wir uns erst am Tisch."
Vor Erleichterung noch immer sprachlos nickte Elli nur, küsste ihn noch einmal und ließ erst dann von ihm ab.
Mit seinem ihm ganz eigenen Grinsen auf den Lippen lief er hinüber ins Clubhaus, in dem bereits die anderen verschwunden waren.
„Gemma hat sich gemeldet. Sie hat auch keine Ahnung, wer die Kaution bezahlt hat. Unser versucht sein Glück", sagte Clay in der Kapelle.
„Ich könnte mich ins System hacken und nachsehen", schlug Juice vor.
Clay schüttelte den Kopf. „Was, wenn das eine Falle ist? Vielleicht wollen sie genau das und kommen dir so auf die Schliche?"„Wenn du dich einhackst, könnten sie doch auch bei dir rein, oder?", überlegte Halfsack, der diesmal ebenfalls mit an den Tisch durfte.
„Wenn sie gut sind", gab Juice zu.
„Wenn das eine Falle ist, werden sie gut sein", war sich Chibs sicher.
„Zu riskant", dachte auch Opie.„Und wenn es keine Falle war, wer hat uns da rausgeholt und warum? Was erhofft sich derjenige, wenn wir nicht mal wissen, wer er ist?", überlegte Jax laut.
„Ich bin mir sicher, wir werden es noch erfahren", meinte Clay. „Haltet die Füße still, keine weiteren Verhaftungen, keine Risiken. Wir werden dafür sorgen, dass wer auch immer, die 100 Riesen zurückbekommt und wir nicht noch tiefer in dessen Schuld stehen."
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Ein Leben für den Club? (SoA FF Jax und Elli Teil 1)
ФанфікиDer Brief eines Anwalts stellt Ellis Leben auf den Kopf und bringt Steine ins Rollen, die nicht aufgehalten werden können. Lügen, Verrat und Betrug. In Charming will sie damit abschließen, zur Ruhe kommen, wieder klar denken können. Doch das erwei...