17. Abschlüsse

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Elli schüttelte sich, als der erst Tequila ihre Kehle hinunter lief. Mit einem Schluck Bier spülte sie nach.
Jax grinste amüsiert.
Sie boxte ihn spielerisch gegen die Schulter, dann lehnte sie sich an eben diese.

„Es war ein Donnerstag", fing sie an. „Nach Mister Marshs Brief habe ich ihn angerufen und ungefähr einen Monat später flog er von Kalifornien nach Florida für ein Treffen. Wir trafen uns in einem Restaurant und er eröffnete mir, dass mein leiblicher Vater Carl gestorben wäre und ich als seine Tochter rechtliche Erbin wäre. Da ich nichts von Carl wusste, glaubte ich ihm zuerst nicht und dachte, er sei ein Betrüger. Log Leuten vor, sie hätten etwas geerbt und dann musste man eine Gebühr bezahlen, mit der er dann verschwand. Er versicherte mir, dass dem nicht so sei und ich auch nichts zu zahlen hätte. Trotzdem ging ich, bevor er mir das Erbe eröffnen konnte. Ich wollte zuerst mit meiner Mutter sprechen. Auf dem Weg zu ihr rief ich meinem Freund Paul an und sagte ihm, dass ich später kam. Irgendwie war ja doch was an dem dran, was Mister Marsh erzählt hatte, und ich habe mich auf ein längeres Gespräch eingestellt. Aber meine Mutter flippte sofort aus. Der erste Satz war gleich, dass Carl nur mein Erzeuger wäre, mehr nicht. Es folgte Beschimpfungen und Flüche. So kannte ich sie gar nicht und ich glaube, ich hätte bei ihr echt noch was lernen können. Das meiste jedoch habe ich schon wieder vergessen. Zum einen, weil es einfach unglaublich war, zum anderen hat der Alkohol danach nachgeholfen. Irgendwann kam Richard, mein Adoptivvater, wie ich mittlerweile weiß. Er hat versucht, Ruhe reinzubringen und mir zu erklären, dass es für ihn nie einen Unterschied gemacht hat, dass ich nicht sein leibliches Kind war. Aber ich hatte mich schon so rein gesteigert, ebenso wie meine Mum, dass ich gar nicht zuhören wollte. Ich meinte, ich würde das Erbe antreten und meine Mum entgegnete, dann würde sie mich aus ihrem Testament streichen. Das brachte das Fass zum überlaufen. Es ist mir scheißegal, ob ich etwas von ihr erbe oder eben nicht. Aber alleine diese Dreistigkeit mir zu drohen, weil ich etwas von meinem leiblichen Vater haben wollte, wobei ich ja selbst noch nicht wusste, um was es ging, zeigte mir, was meiner Mutter wirklich wichtig ist im Leben. Geld, Reichtum, Ansehen. Ich ging, früher als gedacht. Als ich dann in die Wohnung kam, hörte ich leise Musik aus dem Schlafzimmer und fand darin meinen Freund Paul mit meiner Freundin Sara."

Sie nahm Jax die Zigarette aus der Hand, die er sich gerade angezündet hatte, und zog daran.
„Hast du ihnen wenigstens ne richtige Szene gemacht?", fragte er und nahm sich eine neue Zigarette.

Elli schüttelte den Kopf und stieß den Rauch aus. „Ich hab gelacht. Ich konnte nicht anders, es brach einfach so aus mir raus. Tränen liefen mir über die Wangen und ich hab gelacht wie ne Verrückte. Dann hab ich ein paar Klamotten gepackt und bin gegangen, ohne ein Wort mit den beiden zu wechseln. Ich kam in einem Hotel unter und plünderte die Minibar. Sie war leer, ich voll und fiel ins Bett. Das war dieser eine verhängnisvolle Donnerstag."

„Ein beschissener Donnerstag", befand Jax.
„Als ich am nächsten Mittag aufwachte, hatte ich 32 verpasste Anrufe und 17 Nachrichten auf dem Handy. Ich warf es ins Klo, das kam mir irgendwie passend vor." Sie lachte kurz und Jax grinste.

„Dann ging ich los, kaufte mir ein neues Handy und rief Mister Marsh an. Wir trafen uns erneut, er zeigte mir Bilder vom Haus und erklärte mir, was alles zum Erbe gehörte, und ich nahm es an. Das Wochenende verbrachte ich überwiegend in Bars, von denen ich wusste, niemand, mit dem ich zu tun hatte, würde einen Fuß da hinein setzten. Am darauffolgenden Montag ging in zu meinen Kursen, leider auch Sara, die ich von dort kannte. Wahrscheinlich war es eine Kurzschlussreaktion, aber als nach Ende meiner Kurse auch noch Paul auf dem Campus auftauchte und beide mit mir reden wollten, lief ich direkt zur Collegeverwaltung und brach mein Studium ab. Ich hatte keine Lust darauf, Sara noch bis August beinahe täglich sehen zu müssen. Ich wollte einfach meine Ruhe. Am nächsten Morgen, als Paul arbeiten war, ging ich in unsere Wohnung, packte, was ich wirklich brauchte, legte den Schlüssel auf den Tisch und ging. Meine beste Freundin, Mary, starb vor drei Jahren, war betrunken zu einem Kerl ins Auto gestiegen, der leider ebenfalls getrunken hatte und einen Unfall baute. Wir hatten geplant, in den Semesterferien zwei Wochen nach New York zu fliegen, wozu es leider nicht mehr kam. Nachdem ich in Sarasota alles gepackt hatte, fuhr ich zum Flughafen und stieg in den nächsten Flieger nach New York. Ich ging überall dorthin, wo Mary hin wollte. Und ich merkte, dass mir die Entfernung zu Florida guttat. Zurück in Sarasota, blieb ich noch ein paar Tage, klärte einige Dinge mit der Bank, wegen Versicherungen, telefonierte mit Mister Marsh, dass er alles vorbereitete, und traf mich mit der Vermieterin, von der ich eigentlich die Praxisräume ab Sommer mieten wollte. Ich erklärte ihr, dass ich umzog und mein Angebot deshalb zurückzog. Da sie aber Weitere hatte, war es halb so wild. Meinen Tipp, sich nicht für Sara zu entscheiden, wenn ihr Ehemann ihr etwas bedeuten sollte, nahm sie gerne an. Dann fuhr ich los nach Charming. Jeden Tag nur ein paar Stunden mit vielen Pausen, mehr hätte mein Auto sicher nicht geschafft. Den Rest kennst du. Ich kam an und lernte euch kennen."

Ein Leben für den Club? (SoA FF Jax und Elli Teil 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt