3. Kennenlernen

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„Elli will etwas über Carl erfahren, ich denke damit können wir ihr weiterhelfen. Sie hat mich nach seinem Grab gefragt und Jax hat angeboten sie morgen hinzubringen. Sie soll danach zum Familienessen kommen und wir werden ihr von Carl erzählen", meinte Clay.

Wieder hatte sich der Club am Tisch in der Kapelle getroffen.
„Und danach zur Party?", hakte Tig nach.
Clay zuckte mit den Schultern. „Kommt drauf an, wies läuft. Sie ist ganz nett, aber auch zurückhaltend. Ich kann sie nicht einschätzen."

„Und was war da jetzt mit den Mayans?", wollte Piney wissen.
„Elli meinte, die fahren öfter mal vorbei, mehr nicht. Trotzdem werden wir die Sache im Auge behalten. Wir sind in Charming und sie haben hier nichts verloren."
Clay fuhr sich über den Bart. „So zum Auftrag heute Nacht. Jax, Tig, Chibs, Bobby. Unser wartet am alten Lagerhaus auf euch. Kein Risiko."
Die vier nickten und kurz darauf verließen sie das Clubhaus.


Elli hatte den Kleiderschrank ihres Vaters ausgeräumt.
Das meiste hatte sie in Tüten verpackt, um es der Wohlfahrt zu spenden, ein Teil wanderte in den Müll und dann war da noch eine Weste.
Eine Lederweste.

Wie bei Clay, Jax und Tig waren auf der Rückseite der Sensenmann und der Schriftzug „Sons of Anarchy California MC" zu sehen.
Auf der Vorderseite, über den Brusttaschen, gab es weitere Aufnäher.
„Redwood Original" auf der einen Seite, auf der anderen „Men of Mayhem" und „Sons of Anarchy".

Sie hatte die Weste auf einen Kleiderbügel an die Schlafzimmertüre gehängt. Diese wäre eine platzsparendere Erinnerung an Carl, als das Motorrad.
Aber Elli wollte zuvor Clay fragen, ob sie die Weste überhaupt behalten durfte.

Wie er gesagt hatte, es wurde viel über Motorradclubs erzählt, was davon stimmte, wusste sie nicht. Aber laut den Aufnähern an dessen Weste, war er der Präsident, also sollte sie sich wohl an ihn halten.
Außerdem hatte sie das Gefühl gehabt, mit ihm könnte sie sich ernsthaft unterhalten und vielleicht würde er ihr noch genaueres über Carl erzählen.

Morgen, sagte sie sich. Für heute war Feierabend und ihr Bett wartete.


Wieder war sie nach ihrem Geschmack viel zu früh aufgewacht, saß mit einem Kaffee und einer Zigarette schon um kurz nach acht auf der Veranda.
Aus den umliegenden Häusern kamen nach und nach ihre Bewohner, Kinder liefen hinab ins Zentrum, Autos fuhren davon, wahrscheinlich zur Arbeit.
Ein paar Leute liefen vorbei, die einen mit Hunden, die anderen zügig joggend, eine Frau mit Kinderwagen und Kleinkind an der Hand.

Doch keiner von ihnen grüßte und Elli bekam höchstens einen misstrauischen Blick zugeworfen.
Ach ja, diese Kleinstadtidylle, dachte sie sarkastisch.
Wer seinem Nachbarn nicht schon im Sandkasten eine Schaufel über den Kopf gezogen hatte, würde wahrscheinlich nie dazugehören.

Doch ihr war es egal.
Immerhin hatte sie so ihre Ruhe und blieb auch vor den üblichen Befragungen der Nachbarschaft verschont.
Sie hatte nicht vor in nächster Zeit über ihre Vergangenheit zu sprechen. Es war eher an der Zeit sich Gedanken um die Zukunft zu machen.

Wie sollte es weitergehen?
Sollte sie weiter studieren? Ihren Traum weiter verfolgen?
Oder etwas ganz neues anfangen?
So oder so, zuerst musste mal ein Job her, denn bis zum nächsten Semester ging es noch eine Weile und egal, wie sie sich entschied, sie wollte nicht nur von ihren Ersparnissen leben.


Um kurz vor fünf zog sie ihre Schuhe an und verließ ihr Haus. Ihr Auto müsste fertig sein.
Ob Jax wirklich mit ihr zum Friedhof fahren würde?
Wenn nicht, würde sie doch nochmal Clay darum bitten, ihr zu beschrieben, wo ungefähr das Grab lag.
Sollte sie ein paar Blumen mitnehmen?
Sie wusste nicht mal, ob es dort eine Vase gab.

Ein Leben für den Club? (SoA FF Jax und Elli Teil 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt