24. Zeitraffer

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Natürlich hörte Elli es gerne, dass sie ihr Geld so schnell zurückbekommen sollte.
Das Wichtigste aber war, dass Jax nicht zurück in den Knast musste und auch wenn es bisher noch nicht offiziell war, so fiel ihr doch ein riesiger Stein vom Herzen.

Gerne gesellte sie sich noch für eine Weile zu den Männern ins Clubhaus, lernte Tom und Andy ein wenig besser kennen, die scheinbar an diesem Abend keine Aufgaben aufgedrückt bekamen, und erfuhr so auch von den Plänen des Clubs, dass die beiden am Samstag in ihr Haus einziehen würden.

Aber nicht nur die beiden bedankten sich mehrmals bei ihr, sondern auch die anderen Männer, ebenso wie Gemma, die vorbeigekommen war.
Und als kleines Dankeschön hatte diese für Elli ein Geschenk.

Die Weste ihres Vaters, von Halfsack gereinigt, mit neuen Patches, in einem schönen Holzrahmen, hinter einer Glasscheibe, um sie an die Wand zuhängen. Es war genauso, wie Elli sich das vor Pablos Einbruch vorgestellt hatte.

Gerührt strich sie sich ein Tränchen aus dem Augenwinkel und schon wurde die nächste Runde Bier und Schnaps verteilt.


Die Woche verlief ziemlich ruhig.
Clay, Juice, Tig, Opie, Halfsack und Jax hatten genug Arbeit in der Werkstatt, Bobby, Piney und Chibs beschäftigten die neuen Prospects und Happy hielt sich mit seinen Nomads größtenteils bei Luanns Produktionsfirma auf.

Elli hatte bereits am Mittwochabend ihre Klamotten und Habseligkeiten zusammengepackt und zu Jax gebracht.
Die persönlichen Unterlagen ihres Vaters hatte sie ebenfalls eingepackt und mitgenommen. Diese konnte sie auch bei Jax durchgehen und die beiden Prospects ging das nichts an.
Jetzt stand dem Einzug der beiden nichts mehr im Wege, auch wenn sie vorerst mit dem Campingtisch und den Klappstühlen vorliebnehmen mussten.

Am Donnerstagabend fuhren ein paar der Jungs eine Tour, Jax ließ dabei den anderen den Vortritt und blieb daheim.
Elli nutzte den ruhigen Abend und sprach mit ihm über ihre Zukunftspläne.
Ihren Traum weiter zu verfolgen, aufs College zu gehen, eine Praxis zu eröffnen.

Jax fand es gut, dass sie sich Gedanken darüber machte und sich an den Colleges der Umgebung bewarb.
Für die Arbeit im Büro der Werkstatt würde sich schon jemand anderes finden.

Als am Freitag ein Polizeiauto auf den Hof der Werkstatt fuhr, stieg Ellis Puls schlagartig an.
Ging es um die Anzeige gegen die Jungs, die dann doch nicht gestellt wurde?
Hatten sich diese Typen doch noch gemeldet?
Oder ging es um die Sache mit Paul?
Gefunden hatte man sicher nichts, was sie damit in Verbindung brachte, denn sie hatte nichts getan, dennoch breitete sich ein mulmiges Gefühl in ihrem Magen aus.
Bis zu diesem Vorfall mit Paul hatte sie noch nie etwas mit der Polizei zu tun gehabt.

Zusammen mit Clay kam der Polizist zum Büro.
„Hallo, Elli", grüßte Chief Unser und lächelte freundlich.
Der Knoten in ihrem Bauch löste sich augenblicklich. So würde er doch nicht lächeln, wenn er schlechte Nachrichten hätte.
„Guten Morgen, Chief Unser", entgegnete sie ebenso freundlich.

„Da ich mich sowieso noch mit Clay unterhalten muss, wollte ich gleich persönlich Bescheid geben, dass die Sache mit Paul Drex erledigt ist. Er hat sich wohl mit der falschen Frau eingelassen und ihr eifersüchtiger Ehemann hat ihm einen Schlägertrupp auf den Hals gehetzt. Du hast nichts damit zu tun, das ist eindeutig geklärt."

„Vielen Dank", meinte Elli erleichtert.
Clay legte Unser eine Hand auf die Schulter. „Dann lass uns rein gehen."
Durchs Büro liefen die beiden in den kleinen Flur und verschwanden im Aufenthaltsraum.
Gut gelaunt und mit einer Sorge weniger, machte sich Elli wieder an die Arbeit.


Die Party am Abend war wie all die anderen davor, zumindest fast.
Wie die Male zuvor machte sich Elli auf zickige Sprüche oder andere Angriffe seitens Mandy gefasst, als sie diese kommen sah, doch verwundert musste sie feststellen, dass diese nur freundlich grüßte.
„Ist die krank?", raunte Donna ihr zu.
„Sieht so aus", meinte Elli und traute der ganzen Sache nicht.

Doch so sehr sie auch darauf wartete, Mandy verhielt sich ruhig, flirtete weder Jax an, noch drückte sie ihr irgendwelche Sprüche rein.
Hatte sie es also endlich akzeptiert, dass Jax vergeben war?
Es machte zumindest den Anschein, als Mandy zu später Stunde mit Tom in dessen Zimmer verschwand.


Während die Prospects ihre wenigen Sachen am Samstag in Ellis Haus brachten, war diese mit Donna unterwegs.
Im Möbelhaus fanden sie schnell ein Sofa und eine Esszimmergarnitur, danach gingen sie im Einkaufszentrum auf Schnäppchenjagd.
Erst gegen Abend kamen sie mit mehreren vollen Tüten zurück zu Jax, bei dem auch Opie auf Donna wartete.

Grinsend ließen sich die Männer über Frauen aus, die nie genug von Kleidung und Schuhen bekommen konnten.
Doch als Elli eine Tüte von Victoria's Secret anhob und meinte, sie könne ja einen Teil zurückbringen, schüttelte Jax schnell den Kopf.
Opie lachte auf, aber als auch Donna eine Tüte dieses Geschäfts zeigte, sprang er vom Sofa, schnappte sich Donnas Hand und meinte, sie müssten jetzt schnell nach Hause.


Die Wochen vergingen.

Zwischen Elli und Jax lief es gut. Nur selten kam Jax von einer Tour zurück und wollte wirklich seine Ruhe, doch wenn, dann kam Elli damit klar.

Die Arbeit im Büro lief und nachdem Tom und Andy, die immer wieder Ellis Post mitbrachten, ihr eine Zusage des Colleges in Stockton mitgebracht hatten, hatten sie auch eine Lösung dafür gefunden, wie es mit der Arbeit weiterging.

Kurse hatte sie dienstags und donnerstags den ganzen Tag sowie Freitagvormittags.
Montags, mittwochs und Freitagnachmittags würde sie weiterhin im Büro sein, sollte ihr das mit dem Lernen nicht zu viel werden.

Einzig die Tatsache, dass sich Elli so zweieinhalb Tage die Woche in Stockton aufhielt, gefiel Jax nicht.
Aber Elli war sich sicher, darüber müsste er sich keine Gedanken machen. Sie wäre ja nur auf dem Campus.
Er stimmte zu, ihr keinen der Prospects als Begleitschutz mitzugeben, solange sie es ihm sofort sagte, wenn ihr etwas komisch vorkam.

Die beiden Prospects hatten sich eingelebt, hatten sich in Ellis Haus um die neuen Möbel und die Hollywoodschaukel gekümmert.

Halfsack hingegen wurde Anfang August als Vollmitglied aufgenommen. Deshalb wurde eine riesige Party am See geschmissen, die eigentlich am Freitagabend stieg, von der aber manche, unteranderem auch Jax und Elli, erst am Sonntagnachmittag zurückkamen.

Mandy hatte eine Weile etwas mit Tom, doch passte es offensichtlich nicht lange und sie hielt sich seitdem vom Clubhaus fern.

Was die Sons hin und wieder im Keller ihres Hauses zwischenlagerten und welchen Geschäften sie nachgingen, bekam Elli nicht mit.

Ging es nach ihr, lief in ihrem Leben gerade einfach alles gut und sie freute sich darauf, ihr Studium endlich zu beenden, denn sie hatte auch schon Räumlichkeiten für eine Praxis in Aussicht. 

Ein Leben für den Club? (SoA FF Jax und Elli Teil 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt