79. Kapitel

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Philipp 'Phil' Grey
By LuanaWhite

Letzte Nacht hatte ich nicht viel schlafen können. Ich hatte Tiana mein Bett überlassen damit sie sich ausruhen konnte. Sie hatte immerhin gestern einen großen Schritt getan und ihr Rudel verlassen. Ich hatte es mir auf der Couch gemütlich gemacht, aber Schlaf hatte ich nicht wirklich gefunden.

Ich dachte über alles nach was passiert war. Echt verrückt. Aber ich wusste das war erst der Anfang. Max würde das, was geschehen war, nicht ohne Folgen lassen, dessen war ich mir sicher. Und dann plötzlich hatte Tiana aufgeschrien. Ich war schnell zu ihr ins Schlafzimmer gelaufen um nachzusehen was los war, aber sie hatte nur einen Alptraum gehabt.

Diese junge Frau war mit den Nerven völlig fertig und ich hatte sie in meine Arme gezogen um sie zu beruhigen. Sie bat mich darum sie nicht allein zu lassen. Mir war etwas komisch dabei, weil ich Tiana ja eigentlich gar nicht kannte, aber dann hatte ich mich doch neben sie gelegt und in meinen Armen war sie tatsächlich wieder eingeschlafen.

Am nächsten Tag hatte ich Tiana mit runter in das Grey's genommen. Ich hatte ihr vorgeschlagen erstmal in der Wohnung zu bleiben, aber sie hatte darauf bestanden ein wenig zu helfen. Doch dann fiel mir ein dass Jose heute eigentlich die Frühschicht hätte, doch nach gestern würde sie bestimmt nicht kommen. Nach diesen Zauber sollte sie sich unbedingt ausruhen.

Ich überlegte Cassie oder Georgia anzurufen, aber dann begann Tiana bereits den ersten Kunden zu bedienen. Das brachte mich ein wenig zum Schmunzeln. Sie war eine tolle Frau.

Zunächst half ich Tiana etwas sich im Grey's zurecht zu finden, aber sie hatte den Dreh relativ schnell raus und dann half ich Louis in der Küche, da zur Mittagszeit immer die Hölle los war.

Cassie, die um 12 Uhr mit ihrer Schicht begann, war sehr überrascht über ihre neue Kollegin, doch die beiden schienen gut miteinander auszukommen. Seth war auch kurz nochmal während unserer Arbeit vorbei gekommen und hatte Tiana wie abgemacht Kleidung gebracht.

Alles in allem verlief der Tag ohne größere Probleme und Tiana schien die Arbeit sogar Spaß zu machen. Georgia kam um acht Uhr für die Spätschicht und ich entführte Tiana für eine kleine Pause nach draußen auf den Parkplatz.

"Ich kann es gar nicht in Worte fassen, wie glücklich ich bin hier zu sein. Danke Phil, wirklich. Du gibst mir nochmal die Chance für ein gutes Leben. Danke" bedankte sie sich bei mir und strich sich ihr braunes Haar aus dem Gesicht.

Ich lächelte sanft und lehnte mich etwas gegen die Hausmauer. Tiana war wirklich eine sehr schöne und liebenswürdige Frau, aber ich musste vorsichtig sein. Ich wollte nicht dass mir wieder das selbe passierte wie bei Jenn damals, das würde ich nicht verkraften, und doch erinnerte ich mich immer wieder wie sie letzte Nacht in meinen Armen geschlafen hatte.

"Du brauchst mir nicht danken. Wie bist du überhaupt bei Max gelandet? Warum bist du nicht schon früher von ihm weg?" erkundigte ich mich bei ihr und versuchte zu ignorieren, dass mich etwas an ihr auf magische Weise anzog.

Tiana strich sich eine Strähne hinters Ohr, und ich beobachtete ihre Geste aufmerksam.
"Meine Eltern waren gestorben und wollten unbedingt, dass ich in Sicherheit bin. In einem Rudel. Tristan versprach meinem Vater auf dem Sterbebett immer auf mich Acht zu geben. Dann sind wir durch Zufall Max begegnet.

Er war damals ganz anders gewesen und hat sofort gemeint, ob wir seinem Rudel beitreten wollen. Und wir haben ja gesagt und naja, du weißt ja, was aus ihm geworden ist. Ein machthungriges Monster und um sein Rudel zu erhalten, wollte er, dass ich ihn heirate und ihm Kinder schenke.

So wollte er sich auch seinen Stand als Alpha sichern." erzählte sie mir. Das war eine traurige Geschichte und es tat mir so unbeschreiblich leid. Aber ich wusste wie es war alles zu verlieren, doch was Max mit Tiana anstellen wollte, das ging viel zu weit. Er wollte sie tatsächlich mit seiner Macht als Alpha zwingen ihn zu heiraten, obwohl sie das gar nicht wollte. Grauenvoll.

"Es tut mir so leid, Tiana. Wirklich. Und wenn Tristan erledigt hat, was auch immer das ist, was werdet ihr dann tun? Werdet ihr die Stadt verlassen?" fragte ich sie weiter und hoffte aber, dass sie es nicht tun würde. Tiana aber schien auf meine Fragen etwas ratlos zu sein und zuckte mit ihren Schultern.

"Ich weiß es nicht, Phil. Eigentlich gefällt es mir hier sehr gut und ich möchte nicht weg. Ich weiß noch nicht einmal, wann ich Tristan wieder sehen werde. Aber mal sehen. Vielleicht gibt es ja etwas, was mich hier hält." antwortete sie und lächelte mich etwas schüchtern an. Ich begann auf Tiana's Worte zu schmunzeln, aber ich versuchte da nichts hinein zu interpretieren.

"Ich bin sicher dass du ihn bald wieder in deine Arme schließen kannst, Tiana. Tristan wirkte auf mich wie jemand, der schon auf sich aufpassen kann." versuchte ich die Wölfin etwas zu beruhigen und sie lächelte schüchtern während sie nickte. Dann wollten wir wieder in die Bar gehen, als uns beiden ein wölfischer Geruch auffiel, der näher kam. Vielleicht war das ja Tristan?

Aber als der Werwolf näher kam, erkannten wir dass es leider nicht Tristan war, oder eher zum Glück. Der fremde Wolf war in einem katastrophalen Zustand und der Geruch von unglaublich viel Blut strömte in meine Nase. Er hatte tiefe Schnittwunden am Bauch, die nicht aufhören wollten zu bluten. Auch von einer Kopfwunde aus floss Blut über sein Gesicht. Er schleppte sich nur mit Mühe vorwärts und schien an seine letzten Kraftreserven angekommen zu sein.

"Ich brauche Hilfe." flehte der Mann in unsere Richtung und ging erschöpft zu Boden. Ich war völlig geschockt als ich diesen fremden Typen erblickte, mit lauter Wunden an seinem Körper die nicht heilen wollten. Werwölfe hatten eigentlich Selbstheilungskräfte, aber da dies bei diesem Kerl nicht zu wirken schien, musste irgendwas den Heilungsprozess aufhalten. Tiana und ich liefen sofort zu ihm um ihm hoch zu helfen und ihm zu stützen.

"Kennst du ihn?" fragte ich Tiana. Natürlich dachte ich zuerst, er wäre vielleicht einer von Max's Rudel, aber nachdem sie verneinte, zögerte ich gar nicht lange und wir brachten ihn durch den Hintereingang des Grey's, um ihn erstmal in meine Wohnung hoch zu bringen.

"Was ist mit dir passiert?" fragte ich den Fremden besorgt und wir liefen gemeinsam die Treppen nach oben. Wer steckte hinter diesen Angriff? Wer hatte ihm das angetan?

The Sisters Chronicles - New AlliesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt