8. Kapitel

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Philipp 'Phil' Grey
By LuanaWhite

Die letzten Tage waren grauenvoll gewesen. Als Seth und ich erfahren hatten, was Christopher Graham nun wieder angerichtet hatte... Arme Bianca. Dieses Schicksal hatte sie nicht verdient. Genauso wenig wie Jenn. Die beiden Schwestern hätten sich niemals auf die Vampire einlassen dürfen, dann wäre das alles nicht passiert. Wenn Bianca sich nur für Seth entschieden hätte und Jenn für mich...

Aber Gefühle waren nun mal wie sie waren. Man konnte sie nicht ändern und auch nicht beeinflussen. Es hatte lange gedauert bis ich das verstanden hatte und inzwischen war ich auch über meine Gefühle für Jenn hinweg. Sie würde immer einen besonderen Platz in meinen Herzen haben, aber ich akzeptierte nun, dass ich nicht der Richtige für sie war. Sie war jetzt ein Vampir und das würde sowieso niemals funktionieren.

Und Bianca... Sie war wie meine kleine Schwester irgendwie geworden. Seit Jenn weg war, hatte sich unsere Freundschaft verfestigt und ich fühlte mich für sie verantwortlich. Doch jetzt war sie ebenso ein Vampir und ich fühlte mich wie ein Versager. Dabei sollte ich stark sein, ein Alpha. Für Seth. Er verkroch sich nur mehr in seiner Wohnung. Klar, ich könnte ihm befehlen nach vorne zu blicken, aber das war nicht meine Art. Ich würde ihm nie etwas aufzwingen, so wie Max es bei seinem Rudel machte. Seth musste selbst einen Weg finden damit klar zu kommen, dass seine beste Freundin gestorben und als Vampir zurück gekommen war.

Seit Tagen hatte ich nun niemand mehr gesehen. Die Garrisons hielten sich wegen ihrer Eltern bedeckt, und die Grahams waren damit beschäftigt ihren Vater in Schach zu halten und Bianca an ihr neues Leben zu gewöhnen. Doch ich hatte mich noch nie so allein gefühlt.

Vor meinen Angestellten versuchte ich den Schein zu waren. Alles sollte seinen gewohnten Gang gehen. Louis, Cassie und Georgia hatte ich erzählt, dass Jenn sich wegen privater Probleme eine Auszeit genommen hat und deswegen nicht mehr zur Arbeit kam. Das stimmte ja auch irgendwie. Und was Bianca betraf...

"Sie hat ein paar schwierige Prüfungen vor sich und arbeitet deshalb erstmal nicht um sich auf die Uni zu konzentrieren." erzählte ich Cassie die mich ungläubig ansah, aber was besseres fiel mir nicht ein.

"Wieso glaube ich dir nicht, Phil? Aber du hast wohl deine Gründe. Aber trotzdem. Wir brauchen Verstärkung. Georgia und ich können nicht alles allein machen. Wir brauchen eine weitere Kellnerin, Phil." erklärte sie mir und ich nickte.

"Gut. Ich werde eine freie Stelle aushängen, in Ordnung?" versuchte ich die Blondine zu beruhigen. Sie nickte nun ebenfalls und ich holte Stift und Papier hervor und schrieb einen Aushang dass wir Personal suchten und hing es an die Fensterscheibe neben dem Eingang. Genau in diesem Moment kam mein Schützling Seth herein. Er hatte tatsächlich seine Wohnung verlassen. Ich war so froh ihn zu sehen und konnte nicht anders als ihn in meine Arme zu ziehen. Das brauchte nicht nur er, sondern auch ich.

Sofort erwiderte Seth meine Umarmung und endlich fühlte ich mich nicht mehr allein. Dann lösten wir uns voneinander und ich führte ihn zu meinem Büro, damit wir in Ruhe sprechen konnten.
"Sorry, wegen den letzten Tagen. Ich bin völlig fertig. Aber wie geht es dir?" fragte Seth mich und setzte sich an meinen Schreibtisch.

"Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Ich kann das völlig verstehen. Hätte ich nicht das Grey's, dann hätte ich vermutlich genauso reagiert wie du, Seth. Ich kann es auch immer noch nicht glauben dass das passiert ist und jetzt alle zwei Schwestern Vampire sind. Die eine bei den Grahams, die andere bei den Garrisons.

Es hätte niemals so weit kommen dürfen. Ich hätte die beiden beschützen sollen. Es tut mir leid, dass ich kein besserer Alpha für dich bin. Es hatte seinen Grund, warum ich so lange allein war." antwortete ich Seth und holte eine Flasche Whiskey und zwei Gläser aus einem Schrank, und schenkte uns beiden ein

Seth kniff etwas die Augen zusammen.
"Das ist nicht wahr, Phil. Du bist ein guter Alpha und bist immer für mich da. Du bist wie ein Vater für mich. Ohne dich wäre ich durchgedreht als frischer Werwolf. Und du hast dich immer gut um Jenn und Bianca gekümmert.

Niemand konnte voraussehen, was passiert. Aber es ist doch immer noch Bianca und es ist auch immer noch Jenn und wir sind Familie, oder? Das ändert sich doch nicht mit ihrem Wesen." sagte er ruhig und leerte sein Glas auf Ex.

Ich seufzte etwas aus und nickte. Die beiden hatten immer noch ihre Seelen, so wie andere Vampire, aber eine Sache hatte sich sehr wohl verändert.

"Im Prinzip schon, Seth. Nur mit einem Unterschied. Sie haben jetzt einen unstillbaren Hunger auf Blut und die Welt ist ein All-you-can-eat Buffet. Nicht alle Vampire schaffen es wie Ares oder seine Brüder die Kontrolle zu behalten. Und Vampire verlieren auch im Laufe der Zeit ihren Respekt vor der Sterblichkeit. Ich hoffe natürlich dass die beiden stark genug sind um ihre Menschlichkeit zu bewahren, aber... Sie sind jetzt Vampire. Ob es uns gefällt oder nicht." erklärte ich meinen Sohn bitter.

Seth rieb sich nachdenklich die Stirn. Bestimmt konnte er sich nicht vorstellen, dass die Schwestern jemals so sein würden.

"Ich glaube nicht, dass das passieren wird. Dafür sind die beiden viel zu gut. Ares und ich sind ja richtig gute Freunde geworden. Er würde niemals zulassen, dass Bianca nicht mehr Bianca ist." erklärte er mir.

"Jenn ist doch inzwischen gut in ihrer Kontrolle und Ares meinte, dass Bianca auch schnell lernt. Das ist doch ein gutes Zeichen oder?" fragte Seth mich anschließend hoffnungsvoll.

Ich schenkte mir ein weiteres Glas Whiskey ein um dieses auf Ex zu leeren. Ich hoffte natürlich er hatte recht, aber viele Vampire war der Blutrausch schon zu Kopf gestiegen und vor allem an den Garrisons hatte man das ja gesehen. Fin wurde zu einem richtigen Psychopathen und er hatte ständig eine Spur aus Leichen hinterlassen.

Ja, inzwischen hatte er sich verändert. Aber da sah man doch nur, wie schnell sich jemand ändern konnte. Und ich befürchtete, auch an den Carter Schwestern ging sowas nicht spurlos vorbei. Es war bestimmt leichter sich dem Hunger hinzugeben als ständig dagegen ankämpfen zu müssen.

The Sisters Chronicles - New AlliesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt