Kapitel 52

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"Oh na wartet..." rief Paddy und rannte seinen beiden jüngeren Nichten lachend hinterher, schnappte sich eines der Mädchen um es auf den Arm zu heben und herumzuwirbeln. Verträumt saß ich an einem der Tische und beobachtete Paddy dabei wir er mit den beiden zwischen den anderen Gästen herumtollte. Wie unbeschwert und frei er dabei wirkte... kaum zu glauben das es tatsächlich mal Zeiten in seinem Leben gab, in denen das einfach nicht möglich war. Ich will mir garnicht vorstellen wie es ist, auf Schritt und Tritt verfolgt zu werden. Permanent in aller Munde zu sein, von aller Welts Augen beobachtet....ständig muss man aufpassen was man macht, was man von sich gibt und vor allem auch wie man es von sich gibt.....ansonsten wird einem das Wort im Mund herum gedreht und alles so verbreitet wie es sich eben besser verkauft.

Wenn Paddy mit seiner Familie früher auf der Bühne stand, haben sie eine einwandfreie Show abgeliefert..... haben tausende Menschen mitgerissen und sie mit ihren Liedern tief im Inneren berührt. Aber was niemand erahnen konnte dass all das nur eine Facette war, eine Maske.... um verbergen zu können wie es ihnen, unter all dem Druck der Öffentlichkeit, wirklich ging.

Mein Herz zog sich schmerzlich zusammen als ich darüber nachdachte, wie allein sich Paddy in manchen Situationen gefühlt haben muss. Allein weil er nie wissen konnte wer sich tatsächlich für ihn interessierte....und unter solchen Umständen, Vertrauen zu anderen Menschen aufzubauen....ist durchaus schwieriger. "Oh Gott...." wurde ich aus meinen Gedanken gerissen und ich beobachtete Maite belustigt dabei wie sie einen großen Schluck Wasser zu sich nahm.

Verdammt....Maite war eine echte Powerfrau. Man konnte deutlich sehen das sie es liebte zu tanzen, unwillkürlich musste ich an das Konzert auf der Loreley denken...ausgelassen tanzte sie da auch zur Musik und steckte mit ihrer guten Laune die gesamte Masse an. "Schon ewig hab ich nicht mehr so abgetanzt" lachte sie, stellte das Glas auf den Tisch und ließ sich sichtlich erschöpft auf dem Stuhl neben mir fallen. Eine Weile schaute ich sie einfach nur lächelnd an....was ihr natürlich irgendwann aufgefallen war. "Was ist?" fragte sie mich deshalb und ich schüttelte nachdenklich den Kopf. "Naja....das hier, ist immer noch so unglaubwürdig. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich schwören dass all das hier nur meiner Phantasie  entspricht....." lachte ich auf und zuckte mit den Schultern. "Es ist aber die Realität" merkte Maite grinsend an und nickte eifrig. Wieder musste ich lachen und wurde dann nachdenklich.....wie so oft in letzter Zeit wünschte ich meine Familie könnte all das hier miterleben. Mein Vater wäre vielleicht nicht so begeistert, zumindest würde sich seine Begeisterung in Grenzen halten....aber meine Mum und meine Schwester wären sicher wahnsinnig glücklich. "Woran denkst du?" fragte Maite dann und holte mich somit wieder in die Gegenwart zurück. Ich überlegte einen Moment und lächelte dann "Daran, das meine Familie....vorallem aber meine Mum und meine Schwester dich lieben würden" antwortete ich und Maite grinste breit. "Ich freu mich schon sie kennenzulernen" gab sie von sich, was mich erschrocken innehalten ließ. Sichtlich angestrengt kämpfte ich mit den aufkommenden Tränen.....Paddy und Maite hatten sicher viel über mich gesprochen aber die Tatsache das sie nichts vom Tot meiner Familie wusste, überraschte mich ehrlich gesagt schon ein wenig. Maite musste bemerkt haben das mich ihre Aussage irgendwo aus der Fassung gebracht hatte und wollte gerade zum sprechen ansetzen als ich ihr zuvor kam. "Sie sind gestorben....." flüsterte ich und Maites Augen weiteten sich. "Oh....das tut mir sehr Leid, wirklich!" entschuldigte sie sich und rückte ein Stück näher um nach meiner Hand zu greifen. "Das wusste ich nicht....Paddy hat mir diesbezüglich auch nichts gesagt" versuchte sie sich zu rechtfertigen doch ich schüttelte den Kopf. "Du brauchst dich nicht entschuldigen...." lächelte ich und drückte einmal sanft ihre Hand. "Trotzdem....tut mir wirklich Leid" gab sie erneut von sich und man merkte ihr an das sie sich damit unwohl fühlte....aber das musste sie nicht. Ich hätte nicht damit gerechnet das Paddy ihr davon nichts erzählt hatte....schließlich wusste sie, sogar noch vor mir, was Paddy für mich empfand. "Komm!" sprang ich auf, zog sie grinsend nach oben und eilte mit ihr auf die Tanzfläche. Schluss mit dem Trübsal blaßen....Meine beste Freundin war frisch verheiratet und das war schließlich ein Grund zum feiern. Die Zeit verging wie im Flug und ehe ich mich versah war die Dunkelheit längst eingebrochen...die neisten Gäste hatten sich bereits verabschiedet und auch wir wollten so langsam den Heimweg antreten. "So das hätten wir" lächelte Leo erleichtert und verschloss nun die Tür zur Kammer in der wir zuvor alles an Stühlen und Tischen untergestellt haben. "Meine Füße bringen mich um" wimmerte ich und zog seufzend meine Higheels aus um kurz darauf in meine Sneaker zu schlüpfen. Grinsend wurde ich von Paddy gemustert, der dies wohl mehr als amüsant fand und die Kombination aus festlich und sportlich etwas genauer betrachtete. "Beeindruckend" merkte er an, was mich nur auflachen ließ. "So....meine Mädels sitzen bereits im Auto und fertig für heut" kam Maite mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck, was aber schnell zur Verwunderung umschlug und sie dazu veranlasste irritiert zwischen uns her zu sehen. "Wie? Seid ihr schon fertig?" fragte sie halb im Kreis um sicher zu gehen. "Japp" grinste Alessya und auch sie schien für heut echt erledigt zu sein. "Jetzt will ich nur noch heim....und den Tag gemütlich mit einem Bier ausklingen lassen" seufzte sie und alle stimmten ihr zu. Nachdem Alessya ihre Adresse in das Navigationsgerät von Maite eingegeben hatte, fuhren wir auch schon los. Eigentlich wollte Maite sich mit ihren Mädels schon viel früher verabschieden....allerdings hatte Alessya sie gebeten über Nacht zu bleiben. Da Paddy und ich letzte Nacht bereits zusammen in meinem Zimmer geschlafen hatten könnte Maite mit ihren Mädels in dem anderen Gästezimmer übernachten. Die Hochzeit war vorbei...wer weiß wie lang ich noch die Gelegenheit dazu hatte Zeit mit ihm zu verbringen. Schließlich müsste er sicherlich bald wieder seinen Terminen nachgehen müssen...

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