Kapitel 30

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Seit Stunden lief ich planlos durch die Gegend....fuhr mit der Bahn hin und her nur um nicht nachhause gehen zu müssen. Ian wartete sicher dort auf mich....aber ich konnte ihm jetzt nichts erklären, ich konnte ihm nicht sagen das Paddy und ich uns geküsst hatten und mir nun klar geworden ist das ich mich in ihn verliebt habe. Ich halte mich selbst schon für verrückt....was würde Ian denn dann von mir halten? Die letzten Wochen habe ich mir selbst nur etwas vorgespielt, mir vorgemacht ich würde etwas für Ian empfinden was über Freundschaft hinaus geht....Gott ich fühlte mich so schlecht! Nachdenklich lehnte ich mich gegen das Geländer der Brücke und schaute auf die Wasseroberfläche des Flusses, wie konnte ich auch nur so naiv sein? Ich habe es doch die ganze Zeit über gewusst und doch habe ich es mir nicht eingestehen wollen. Warum habe ich nicht auf meine beste Freundin gehört? Jetzt habe ich es doch völlig versaut....Paddy ist keine Ahnung wo, verheiratet und empfindet sicher nicht dasselbe für mich, wie ich für ihn. Das wäre durch die Tatsache das er verheiratet war auch völlig absurd....Tränen füllten meine Augen und ohne mir überhaupt die Mühe zu machen, sie irgendwie zu unterdrücken ließ ich diese einfach laufen. Na super, Lee! Wie doof bist du eigentlich? Wie kannst du dich auch in einen verheirateten Mann verlieben der dazu noch berühmt ist? Das ist doch klar das dies niemals auf Gegensetigkeit beruht....und man allein immer als Verlierer da steht. Die Zeit verging und noch immer lief ich ziellos umher ohne eigentlich auch nur einen Hauch einer Ahnung zu haben wohin ich gehen sollte. Auf meinem Handy waren mittlerweile mehr als 20 verpasste Anrufe....alle von Ian. Gott war ich feige, ich schaffte es weder ihm in die Augen zu sehen und zu sagen was Sache war, noch ans Telefon zu gehen. Schließlich hatte Ian aufgegeben und mein Handy blieb stumm. Der tiefblaue dunkle Himmel verwandelte sich allmählich in ein helles Lila und ohne es überhaupt realisiert zu haben war ich die ganze Nacht lang herum gelaufen. Erschöpft ließ ich mich auf einer Parkbank nieder und starrte in den frühen Morgenhimmel, wie sollte ich all das nur Ian erklären? Ich würde mich doch niemals trauen ihm je unter die Augen zu treten....und vorallem was sollte ich ihm sagen? Die Wahrheit? Das zwischen mir und Paddy etwas passiert war, was nicht hätte passieren dürfen? Das ich mich in Paddy verliebt habe obwohl es ein 'Wir' niemals geben wird? Ich hatte mich heute schon lächerlich genug gemacht....damit würde ich den Vogel definitiv ganz vom Ast schießen. Seufzend nahm ich mein Handy aus der Jackentasche. Kurz vor Sechs, 13 Narichten und 24 verpasste Anrufe.....ich schloss meine Augen. Verdammt, wieso muss auch immer alles so kompliziert sein?

'Lee, wo bist du? Es tut mir Leid wenn ich dich damit überrumpelt habe. Geh an dein Handy'

'Lee, bitte! Geh ran, lass mich wenigstens wissen das es dir gut geht'

'Lee wo bist du? Bitte es tut mir Leid. Lass uns reden!'

'Lee, wo bist du? Wir machen uns alle Sorgen um dich! Ruf mich an sobald du diese Naricht gelesen hast. Al'

Ich atmete tief durch, steckte das Handy zurück in meine Jackentasche und stand dann auf. Ich konnte nicht ewig herum laufen....irgendwann musste ich mich sowieso dem ganzen stellen. Ian hatte eine Erklärung verdient, schließlich war ich es....die einfach so ohne weiteres das Weite gesucht hatte.
Ich war am anderen Ende der Stadt...quasi am Arsch der Welt, ich suchte mir ein Taxi welches Gott sei Dank nicht lang nach sich suchen ließ und fuhr nachhause. Ich hoffte das Ian längst Zuhause war und nicht an meiner Wohnung auf mich wartete.....
Ich würde Ian alles erklären, nur bräuchte ich erstmal ein wenig Zeit für mich. Das ich Ian so verletzt hatte, tat mir Leid und wenn ich gekonnt hätte würde ich all das Rückgängig machen. Ian war ein toller Kerl, er hatte es nicht verdient so hintergangen zu werden. "So...da wären wir" riss mich der Taxifahrer aus meinen Gedanken und hielt vor dem Haus meiner Wohnung. Weit und breit war nichts von Ian zu sehen....ich hoffte nur, er würde nicht im Hausflur sitzen. Etwas nervös, gab ich dem Taxifahrer das Geld, stieg aus und lief zur Haustür um die Tür zu öffnen. Ich lief leise die Stufen drauf bis in die zweite Etage, mein Herz schien für einen kurzen Moment auszusetzen als ich eine Person schlafend gegen meine Wohnungstür gelehnt liegen sah. Doch als ich genauer hinschaut erkannte ich, das es sich um Alessia handelte. Hatte sie die ganze Nacht hier verbracht? "Alessia" flüsterte ich und rüttelte sanft an ihr. Verwirrt schaute sie mich an, riss dann aber ihre Augen auf. "Lee...da bist du ja" rief sie erleichtert und stand auf. "Wo warst du denn? Ian hat mich angerufen und mir gesagt du seist einfach weggelaufen.....habt ihr euch gestritten?" fragte sie und ich schüttelte den Kopf. "Was ist dann passiert?" fragte sie weiter und schien von Ians Antrag nichts gewusst zu haben. Ich schloss die Wohnungstür auf, zog meine Jacke aus und warf diese unachtsam auf die Kommode im Flur. "Jetzt erzähl schon....hast du ihm von dir und Paddy erzählt?" wollte sie weiter wissen und wieder schüttelte ich den Kopf. "Nein" seufzte ich und lies mich auf die Couch fallen. "Ich habe mich in Paddy verliebt...."

Kein Leben ohne DichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt