Kapitel 57

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Nachdenklich lag ich nun bereits seit einiger Zeit wach und starrte an die Decke....ich wollte nicht aufstehen.....denn dann würde die Zeit nur schneller vergehen und ehe ich mich versah müsste ich mich von Paddy verabschieden....und das wollte ich nicht.....noch nicht. Bei dem Gedanken das Paddy und mich bald wieder tausende Kilometer voneinander trennten, zog ein stechender Schmerz durch meinen Körper....ich konnte förmlich spüren wie allmählich die Leere in meinem Inneren zurückkehrte und sich langsam den Weg nach oben kämpfte um sich dort schließlich völlig auszubreiten. Ich war noch nicht bereit dafür....ich bezweifelte  ohnehin das man überhaupt je bereit sein würde jemanden gehen zu lassen den man liebte. Ja, ich weiß das wir uns wieder sehen würden.....aber ist es nicht so, das man am Anfang einer Beziehung, sowieso am liebsten jede freie Minute miteinander verbringen möchte? Grad der Anfang einer Beziehung ist doch der Grundstein für alles weitere....oder etwa nicht? Was wenn die Gefühle, die er für mich hat weniger werden weil wir so selten Zeit miteinander verbringen? Wenn die Gefühle plötzlich weg sind, bevor  überhaupt erst alles richtig angefangen hat? Seufzend schloss ich die Augen und verschränkte meine Arme vor dem Gesicht. Egal wieviele Gedanken ich mir darüber machen würde....So eine Art Beziehung war mir neu.....und ich hatte null Erfahrungen was eine 'Fernbeziehung' betraf.... "Lee? Kommst du frühstücken?" riss Paddy mich dann aus meinen Gedanken und ich zuckte erschrocken zusammen. Sein Kopf hatte er nur durch einen minimalen Türspalt gesteckt und musterte mich nun aufmerksam. Paddy bemerkte natürlich das ich schon wieder mit meinem Gedanken kämpfte und betrat das Zimmer. Lächelnd kam er auf mich zu, legte sich auf den Bauch neben mich, stütze sich mit dem Ellenbogen auf der Matratze ab und beugte sich über mich. Seine Hand platzierte er auf meiner Wange, während er mit seinem Daumen zärtlich auf und ab strich. "Ich verspreche dir, wir werden uns so schnell wie möglich wieder sehen" flüsterte er und ich drehte mich nun zu ihm. "Ich weiß" antwortete ich ihm und schloss für einen kurzen Moment meine Augen.  "Es ist nur....-" begann ich, musste mich aber erstmal sammeln damit ich nicht los heulte. "Ich wusste ja worauf ich mich einlasse....aber es fällt mir so unheimlich schwer dich gehen lassen zu müssen. Schon der Gedanke daran mich nachher von dir zu verabschieden und das wir uns dann für unbestimmte Zeit nicht wiedersehen werden....." versuchte ich zu erklären doch hatte das Gefühl kläglich zu scheitern. "Vertrau mir einfach...." flüsterte Paddy und zog mich näher an sich heran. Seufzend lehnte ich meinen Kopf gegen seinen Oberkörper, während er mir einen sanften Kuss auf die Wange drückte. "Für mich wird es genauso schwer....ich würde am liebsten alles absagen, um hier, bei dir bleiben zu können.....-" gab er von sich, schnell sah ich zu ihm auf und schüttelte energisch den Kopf. "Das würde ich aber niemals von dir verlangen" fiel ich ihm ins Wort...denn auch wenn ich mir nichts sehnlichster wünschte, als das er einfach bei mir bleiben könnte....würde ich seinem Traum als Musiker niemals im Weg stehen. Ich hatte mich in Paddy verliebt, wissend das er einen außergewöhnlichen Beruf hatte und viel unterwegs sein würde. "Ich weiß....und dafür liebe ich dich umso mehr" gab er lächelnd von sich und schloss mich in eine innige Umarmung. Einige Zeit lagen wir dort, eng umschlungen und keiner sagte mehr ein Wort. Auch wenn der Abschied immer näher rückte und sich alles in mir dagegen sträubte....versuchte ich es auszublenden, kuschelte mich näher an ihn heran und lauschte ruhig seinen Herzschlag.

Wir lagen noch einige Zeit so da und genossen die Zweisamkeit....

Wenn man mir vor etwa einem Jahr erzählt hätte, das all das hier geschehen würde....hätte ich denjenigen höhst wahrscheinlich für verrückt erklärt.
Und umso mehr ich darüber nachdachte, desto surrealer fühlte es sich an....hier zu liegen, in seinen Armen.

Millionen Frauen auf der ganzen Welt träumten davon....und ja, auf gewisse Art und Weise war ich sogar eine von ihnen....mit dem klitze kleinen Unterschied, das ich tatsächlich die Chance bekam diesen zu leben.

Auch wenn wir wirklich alles versuchten um den Abschied irgendwie hinaus zu zögern....spielte die Zeit gegen uns und ehe wir uns versahen war es auch schon soweit.

Mein Herz wurde schwerer und schwerer, während ich Paddy dabei beobachtete wie er auch das letzte Gepäck in seinem Auto verstaute.
"Ich schätze das wars dann" gab er leise von sich, schloss den Kofferraum und drehte sich zu Leo. "Wohl wahr, Schade!" gab Leo von sich, machte einen Schritt auf Paddy zu und schloss ihn in eine freundschaftliche Umarmung. In den letzten Tagen waren die beiden zu echten Freunden geworden....worüber ich sehr froh war.

"Danke, für alles" erwiderte Paddy seine Umarmung und grinste frech. "Das nächste Mal geht Barbecue und Bier auf mich...." Leo lachte und nickte. "In Ordnung"

"Danke das du gekommen bist" lächelte Alessya, nachdem sich Paddy nun auch zu ihr gedreht hatte und schloss ihn ebenfalls in ihre Arme.
Wie müssen wir sie in den Wahnsinn getrieben haben? Zwei Verliebte, die es ohne Hilfe einfach nicht hinbekommen haben zueinander zu finden.....

Und dann, dann war der Zeitpunkt gekommen..... Paddy löste die Umarmung, drehte sich zu mir und kam mit langsamen Schritten auf mich zu....ich hasste es Abschied zu nehmen. Von jemanden getrennt zu sein den ich liebte....mir stiegen Tränen in die Augen, nur mühsam schaffte ich es sie zurück zu halten. Ein gemeines Stechen zog durch meinen Körper und bohrte sich tief in mein Herz. Sanft nahm Paddy meine Hände in seine und schüttelte nachdenklich den Kopf. " Was würde ich tun um die Zeit mir dir zusammen.... anhalten zu können" flüsterte er so das ich wirklich Schwierigkeiten hatte ihn zu verstehen. Auch ihm fiel es schwer, das konnte ich nicht nur sehen sondern auch deutlich spüren. "Ich verspreche dir, jede Möglichkeit werde ich nutzen um bei dir zu sein...." gab er von sich und schaute mich dann an. Spätestens jetzt hatte ich den Kampf gegen meine Tränen verloren, beinahe unbemerkt schlichen sie über meine Wangen und perlten schließlich an meinem Kinn ab. Außer einem lautlos Nicken bekam ich nichts zu Stande.....ein riesiger Klos hatte ich in meinem Hals gebildet und ich befürchtete jeden Moment zu ersticken. "Ich liebe dich" flüsterte Paddy, nahm mein Gesicht sanft in seine Hände und strich mir die Tränen so gut es ging weg. "Ich liebe dich auch" flüsterte ich ebenfalls, wobei es sich eher wie ein krächzen angehört haben muss. Zärtlich legte er seine Lippen auf meine und löste sich dann widerwillig von mir.

Nun stand ich da....wie ein Häufchen Elend und sah dabei zu wie Paddy in sein Auto stieg, den Motor startete und schließlich die Auffahrt hinunter fuhr. Undefinierbare Gefühle, irgendwie ein Gemisch aus Angst, Trauer, Freude, Liebe und Sehnsucht machte sich in mir breit....Während Paddy langsam die Straße entlang fuhr und schließlich aus meinem Blickfeld verschwand.

Für wie lang wir uns nicht sehen würden....wussten wir beide nicht....wohin uns das alles führen würde ebenso wenig...aber wir wussten beide, daß wir mehr als bereit waren das heraus zu finden.....




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