Kapitel 15

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Was für ein Tag.....zum ersten mal seit meiner Zusammenarbeit mit Paddy war ich mehr als erledigt. Die letzten Tage hatten mir schlussendlich auch noch den Rest an Kraftreserven geraubt so das ich nun nichts sehnlichster wollte, als mich einfach ins Bett zu legen. Ich war heilfroh darüber, das heut außer dem Konzert nichts weiter anstand. Ich stellte das Wasser in der Dusche ab und kletterte hinaus.....ein echter Hindernisparcour, wenn man bedachte wie eng alles hier drin war. In den letzten Tagen habe ich mich nur für die nötigsten Dinge in Paddys Nähe begeben....ich war krampfhaft dabei das Geschehene irgendwie zu vergessen und meine Zusammenarbeit mit ihm in den Vordergrund zu stellen. Ja es tat weh....doch ich ignorierte es und ließ mir nichts anmerken. Paddy schien all das viel leichter zu fallen.....denn dieser tat so als wäre nie etwas gewesen. Nun ja, das hatten wir ja schließlich auch so besprochen. Prima....nun lag ich hier in meinem Bett, war eigentlich tot müde und dennoch bekam ich kein Auge zu. Mein Kopf war voll.....und wollte einfach nicht abschalten. "Du hast doch wohl nicht vor zu schlafen" riss mich eine bekannte Stimme plötzlich aus meinen Gedanken und ich blickte überrascht auf. "Alessya?" brachte ich gerade so raus und meine Müdigkeit war mit einem Schlag komplett verschwunden. "Na wenigstens erkennst du mich nach all den Wochen noch" lachte sie und schloss die Tür des Busses hinter sich. Ich kletterte aus meinem Bett, eilte auf sie zu und fiel ihr um den Hals. "Oh Gott....ich freu mich so, was machst du hier? Alles okay Zuhause? Ist was passiert?" überhäufte ich sie mit Fragen und schloss genüsslich meine Augen. "Nein, alles gut! Sven meinte....es wäre vielleicht mal ganz gut wenn jemand dir nahestehendes, zu Besuch wäre. Ian konnte nicht....und ich lass mich nicht zweimal bitten meine beste Freundin sehen zu können" erklärte sie und wir lösten uns voneinander. "Jetzt zieh dir mal was an, womit wir uns auf die Straße trauen können....ich will die Stadt erkunden!" lachte sie und deutete auf meine Schlafsachen. "Unfassbar, es ist Mittag und du hast bereits deine Schlafklamotten an" schüttelte sie den Kopf, musste dann aber lachen. Ich zog mir schnell meinen Jogginganzug drüber und verließ dann mit ihr den Bus. "Wo ist eigentlich Paddy?" fragte Alessya schließlich. Ich zuckte mit den Schultern und versuchte mir nicht anmerken zu lassen was die Erwähnung seines Namens in mir auslöste. Allerdings hatte ich da wohl die Rechnung ohne Alessya gemacht. Sie war meine beste Freundin, natürlich merkte sie wenn etwas nicht stimmte. " Ich glaube bei einem Radiointerview...." versuchte ich dennoch abzulenken. "Alles okay?" forschte Alessya nach und musterte mich skeptisch. "Ja...was soll sein?" nickte ich schnell.....und Alessya gab sich vorerst mit meiner Antwort zu Frieden. Natürlich brannte mir all das, was passiert war auf der Zunge.....natürlich wollte ich meiner besten Freundin alles darüber erzählen und mir gegebenfalls einen Rat geben lassen.....aber sie war hier um mich zu sehen, das war es was jetzt wichtig war. Es sollte um uns beide gehen....nicht um die Arbeit, nicht um die Konzerte und auch nicht um Paddy. Alessya und ich verbrachten den ganzen Nachmittag in der Stadt, es tat so gut sie wieder bei mir zu haben. Sie hatte mir in den letzten Wochen gefehlt.....und das machte mir ihre Anwesenheit jetzt nur um so deutlicher.
Sie erzählte mir von ihrem Freund Leo, wie sie sie sich kennen gelernt hatten, sie erzählte mir von der Arbeit....und von Ian. Sven hatte zwischenzeitlich nachgefragt ob wir Lust auf einen Pizzaabend im Bus hätten. Während ich am liebsten abgesagt hätte, fand Alessya diese Idee natürlich super. Sven hatte Alessya angeboten, die Tour ebenfalls ein paar Tage zu begleiten. Wie lang sie nun tatsächlich bleiben würde wusste sie selbst noch nicht. Ich hoffte nur das sie die nächsten Tage nichts mitbekam....ich hatte ehrlich gesagt keine Lust erklären zu müssen warum ich einen verheirateten Mann geküsst hatte, der zumal noch Weltberühmt gewesen war und so ganz nebenbei als der absolute Teenieschwarm der 90er galt. Gegen Abend machten wir uns dann auf den Weg zurück zum Bus, wo Paddy und Sven bereits mit zwei übergroßen Pizzen auf uns warteten. "Oh wow...." gab Alessya von sich und begrüßte die beiden mit einer kurzen Umarmung. "Da seid ihr ja endlich, wir dachten schon wir müssten die beiden Pizzen ohne euch verdrücken" lachte Sven und klopfte auf den Platz neben sich. "Quatsch...." grinste Alessya und setzte sich zu den beiden an den Tisch, was ich ihr gleich tat. Es fiel mir ehrlich gesagt richtig schwer, mir nicht anmerken zu lassen wie  mich Paddys Nähe aus der Fassung brachte. Und so sehr ich mich auch bemühte.....ich wusste das ich Alessya niemals etwas vormachen konnte. Dafür kannte sie mich einfach zu gut.....ich musste hier raus, wenigstens für einen kurzen Moment. Nur um einen klaren Kopf zu bekommen.....auch wenn ich große Zweifel daran hatte das dies in dieser Situation überhaupt möglich war. "Entschuldigt ihr mich kurz?" fragte ich und ohne eine Antwort abzuwarten stand ich auf und verließ den Bus. Nur ein paar Minuten länger und ich wäre da drin durch gedreht. Wie schaffte er es, einfach so zu tun als wäre alles wie immer? 

Kein Leben ohne DichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt