VIER

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Am nächsten Morgen stand ich wie immer sehr früh auf. Ich war es nicht gewohnt lange zu schlafen, meinem Körper reichten wenige Stunden als Erholung aus. Ich musste mich erstmal orientieren, denn ich konnte es immernoch nicht glauben, dass ich nicht mehr mit Mesut unter einem Dach lebte. Mein Blick fiel zur Seite und seine nackte Brust stach mir ins Auge. Was fällt ihm ein sich so neben mich zu legen? Doch etwas fiel mir auf, er hatte ein Tattoo auf seiner Brust. Ein "Y" mit einen kleinen Herz. Für wen stand dieses "Y"? Stand es vielleicht für Yagmur? Länger wollte ich darüber nicht nachdenken, denn es war mir auch egal für wen es stand. Langsam stand ich auf, um ihn nicht zu wecken.
Im Badezimmer angekommen machte ich mich fertig und zog mich an. Was sollte ich jetzt tun? Runter gehen? Und dann? Verzweifelt ging ich im Badezimmer hin und her. Nach langem rumgrübeln, entschied ich mich erstmal runterzugehen. Das alles war so ungewohnt, zu Hause würde ich jetzt das Frühstück für Mesut vorbereiten.
In der Küche angekommen stand seine Mutter schon am Herd. Als sie merkte das jemand die Küche betrat drehte sie sich um.
"Günaydin kizim hayirdir niye kalktin?" (Morgen mein Kind, wieso bist du schon wach?), fragte sie mich.
Ich: "Ben pek uyumam (ich schlafe selten lang) ich stehe meistens so früh auf."
Sie lächelte mich an und sagte: "Afferin sana kizim, kiz dedigin uyumaz öyle uzun uzun." (Sehr gut mein Kind ein Mädchen sollte nicht so lange schlafen)
Ich lächelte sie auch an und bot ihr meine Hilfe an. Sie sagte mir was ich tun soll. Wir redeten nebenbei über Gott und die Welt und ich erfuhr, dass sie Cennet hieß. Und ihr Mann, also mein Schwiegervater hieß Ahmet. Sie wollte, dass ich sie Anne (Mama) nenne, was auch selbstverständlich war. Nach all den Jahren wieder Anne zu sagen, war so ein komisches Gefühl. Es fühlte sich schön und sehr wohl an.
Nach ungefähr 20 Minuten kam auch Yagmur runter.
Verschlafen gab sie ein "Morgen" von sich und half uns dabei das Frühstück zu Ende zu bringen. Beide waren sehr gute Menschen, das spürte ich. Obwohl ich bis heute nicht viele gute Menschen in meiner Umgebung hatte. Außer Cihan.. Was er jetzt wohl macht? Ob er sich fragt wo ich bin? Ich wünschte ich könnte ein letztes mal mit ihm sprechen. Er war mir ans Herz gewachsen, wie ein großer Bruder. Er war einer der Einzigen mit dem ich normal sprechen konnte.
Cennet Anne: "Hadi kizim (Auf mein Kind) geh und weck Ömer."
Oh ne wie soll ich ihn wecken? Ich hoffe so sehr, dass er schon wach ist. Ich nickte kurz und machte mich auf den Weg in 'unser' Schlafzimmer.
Vor der Tür blieb ich erstmal stehen und drückte langsam die Türklinke runter. Langsam betrat ich den Raum und musste mir mitansehen, wie er grade dabei war sich anzuziehen. Obenrum war er noch frei, zwar hatte ich ihn schon so gesehen, aber es war mir unangenehm ihn so anzustarren. Ich blickte sofort runter und murmelte schnell: "Das Frühstück ist fertig." Und verlies auch ganz schnell das Zimmer.

Gemeinsam frühstückten wir und ich merkte, dass ich seit Jahren zum Ersten mal gemeinsam mit einer Familie an einem Tisch saß. Viel wurde nicht gesprochen, nur das Nötigste. Ich wusste, dass sein Vater mich nicht so schnell akzeptieren würde. Das war auch normal unter diesen Umständen. Wer würde das denn akzeptieren wollen?
Nachdem Frühstück räumten wir alles auf und ich machte mich mit Yagmur an den Abwasch.
Yagmur: "Wie alt bist du eigentlich?"
Ich: "20 und du?"
Yagmur: "Ich bin 19. Wenn ich mir so überlege, kann ich gar nicht ans heiraten denken in dem Alter.. Also ich meine wie hast du gemerkt, dass es soweit ist?"
Ich musste kurz überlegen, was sollte ich jetzt sagen?
Ich: "Ich denke wenn man liebt ist alles egal. Da denkst du dir nicht, es ist noch zu früh. Ich hatte niemanden außer Ömer, er war mein einziger Halt auf dieser Welt."
Yagmur: "Wie süß ihr beide seit. Ich hoffe ich kann auch irgendwann so sehr lieben.."
Ich: "Das wird schon irgendwann. Die Liebe deines Lebens kommt nur einmal und wenn du sie verpasst geht sie für immer."
"So ist das, deshalb werde ich dich nie gehen lassen.", sagte seine Stimme hinter uns. Er lächelte mich an und ich lächelte ihn kurz auch an.
'Bis du mich nicht mehr brauchst.', dachte ich mir innerlich.
Yagmur grinste breit und wackelte mit ihren Augenbrauen: "Abi seit wann bist du denn so ein Charmeur."
Ömer: "Seit dem mein Herz seinen Besitzer gefunden hat.", sagte er grinsend.
Wenn ich jetzt nicht wusste, was für ein Arschloch er war, würde ich das alles süß finden.
Yagmur: "Vay vay vay Abi so kenn ich dich gar nicht."
Also war ich nicht die Einzige, die ihn als Arschloch sieht.
Ömer: "Sus kiz (sei leise) wie redest du überhaupt mit mir."
Yagmur: "Ok bro sorry.", sagte sie und hob die Hände.
Man sah ihnen an, dass die beiden sich liebten und auch gut verstanden. Ich wollte auch schon immer Geschwister haben, mit denen ich mich gut verstand. Aber leider war ich ein Einzelkind. Der Rest des Tages verlief ganz normal ohne irgendwelche Probleme.

Es war nun bereits eine Woche vergangen, seitdem ich in diesem Haus wohne. Viel hatte sich nicht geändert. Ich versuchte so gut wie möglich Abstand von meinem Ehemann zu halten. Nur Nachts waren wir alleine im Zimmer. Doch nicht mal dann sprachen wir. Manchmal ging er Nachts einfach weg und kam gegen Morgen wieder. Ich fragte ihn nie danach, wirklich interessieren tat mich das auch nicht. Ich konnte mir wohl oder übel schon vorstellen, wo er sich Nachts amüsierte..
Ich saß grade auf dem Bett und dachte über meine Zukunft nach, bis er das Zimmer betrat.
Ömer: "Anne und Baba wollen, diese kleine Feier wirklich machen. Sie findet am Samstag statt, damit du Bescheid weißt.", sagte er monoton.
Ich nickte einfach nur, ich hatte bei ihm sowieso kein Recht auf Mitsprache. Seine Eltern wollten unbedingt, dass eine offizielle Feier stattfindet, an dem wir unsere Ehe preisgeben können. Für mich war das alles so unnötig, aber ich konnte verstehen, dass seine Eltern darauf bestanden.
Nachdem er das Zimmer verlies klopfte es an der Tür.
Ich: "Gel.." (Herein)
Yagmur steckte ihren Kopf hinein: "Hast du Zeit yenge (Schwägerin)?"
Ich: "Klar komm rein canim (Liebes)."
Sie setzte sich zu mir.
Yagmur: "Am Samstag findet eure kleine Hochzeit statt."
Ich: "Biliyorum (ich weiß), Ömer hat es mir eben gesagt."
Yagmur: "Freust du dich schon?"
Ich: "Ja ich glaube schon.", sagte ich gezwungen lächelnd.
Yagmur: "Weißt du schon was du anziehst?"
Ich: "Nein nicht wirklich.."
Ich hatte sowieso kaum etwas zum anziehen.
Yagmur: "Super ich nämlich auch nicht. Das heißt wir gehen morgen einkaufen."
Ich war ihr echt dankbar, ohne sie wäre es hier viel schlimmer. Sie ist mir so sehr ans Herz gewachsen in dieser kurzen Zeit. Wir redeten noch etwas und dann ging sie auch schon. Yagmur studierte Medientechnik, aber besuchte ihre Vorlesungen nicht sooft. Sie meint, dass sie die Notizen, schon von irgendwem bekommt. Das war nur vom Vorteil für mich..
Nachdem sie weg war legte ich mich ins Bett und versuchte zu schlafen. Nach einigen Stunden war ich immernoch wach und hörte wir er das Zimmer betrat. Er war am telefonieren und das einzige was ich mitbekam war: "Bin gleich da Baby." Und weg war er. Ich wusste es doch! Er war einfach nur ekelhaft. Auch wenn das keine echte Ehe war, hätte ich erwartet das er seine Bedürfnisse zügelt. Was habe ich auch erwartet? Ein Arschloch bleibt immer ein Arschloch..

Und das war das nächste Kapitel, ich hoffe es hat euch gefallen Ich brauche Meinungen Leute!

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