ACHTZEHN

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Ich öffnete blinzelnd meine Augen, da ich etwas an meinem Gesicht spürte. Ömer verteilte federleichte Küsse auf meinem Gesicht. Lächelnd öffnete ich meine Augen ganz. Er lächelte mich auch an und hauchte ein "Morgen" nah an meinem Gesicht.
Ich: "Morgen."
Ömer: "Ich wollte dich nicht wecken."
Ich: "Nein, nein. Ich muss mich sowieso auf die Arbeit vorbereiten."
Er verdrehte seine Augen: "Du musst nicht arbeiten Hevin. Ich verdiene doch genügend Geld."
Ich: "Ich möchte auch etwas tun Ömer."
Ömer: "Du machst dir umsonst Schwierigkeiten."
Ich: "Es macht mir aber Spaß.."
Ömer: "Iyi o zaman ne diyim." (Aja gut dann kann ich nichts sagen)
Somit standen wir auf und bereiteten uns vor.

Die ganze Woche verging gewöhnlich und es passierte nichts besonderes. Das einzige was sich geändert hat ist meine Liebe zu Ömer. Sie wird jeden Tag größer. Heute war Freitag und somit der Tag von Mihri's Henna-Abend. Morgen würde ihre Hochzeit stattfinden. Die Jungs veranstalten eine Art Junggesellenabschied. Ich halte nicht viel von dieser Idee, aber konnte Ömer das nicht abraten. Es würde eine kleine Feier sein, nur ihre Freunde und ein paar Bekannte würden da sein. So war Mihribans Wunsch. Yagmur und ich waren gestern noch einkaufen. Sie hatte sich ein schlichtes schwarzes Kleid gekauft und ich hatte mir ein schönen Bleistiftrock, mit einer schönen Bluse geholt. Yagmur machte mir grade die Haare und nebenbei fragte ich sie ein wenig aus: "Und was läuft jetzt zwischen euch?"
Sie verstand sofort was ich meine und antwortete mir.
Yagmur: "Viel besser als vorher. Er hat mir seine Liebe bewiesen Yenge, ich zweifle nicht mehr daran."
Ich: "Freut mich canim wirklich. Siehst du irgendwann wendet sich alles zum Guten."
Das war auch bei mir der Fall, fürs Erste.
Yagmur: "Ja so ist es wirklich. Er will sogar meinen Bruder kennenlernen."
Ich: "Ist doch toll, dass ist ein Zeichen dafür, dass er es ernst meint."
Yagmur: "Ja aber du weißt doch wie Abi ist. Er würde mich umbringen, wenn ich sage, dass ich einen Freund habe."
Ich: "Irgendwann wird die Zeit sowieso kommen.."
Yagmur: "Ja ich überlegs mir nochmal."
Ich: "Mach das.."
Yagmur: "Wohin wollen heute Abi und so?"
Ich: "Keine Ahnung, wenn ich das nur wüsste. Einerseits will ich es gar nicht wissen, wer weiß was die alles anstellen. Ich muss ihm vorher mal eine Predigt halten."
Yagmur fing an zu lachen und somit steckte sie mich auch an.

Ich war bereits fertig und schminkte mich noch zu Ende. In dem Moment kam Ömer ins Schlafzimmer und schaute zu mir. Fertig mit der Schminke stand ich auf und schaute meinem Mann in die Augen. Er sah so gut aus, mit seinem weißen Ralph Lauren Hemd und der passenden dunkelen Jeans dazu. Er hatte die ersten Knöpfe seines Hemdes aufgelassen und trug dazu eine passende Uhr. Wieso musste er so gut aussehen? Ich konnte es gar nicht glauben, dass dieser Mann mir gehörte. Wer weiß, von wie vielen Frauen er angestarrt wird heute Abend. Dieser Gedanke machte mich wütend! Während ich in Gedanken war, bemerkte ich gar nicht, dass er vor mir stand. Er fasste mich an meiner Taille und zog mich zu sich. Leicht küsste er meine Nasenspitze und hauchte nah an meinem Gesicht: "Cok güzelsin.." (Du bist so hübsch)
Mein Herz beschleunigte sich natürlich sofort. Sein Geruch benebelt meine ganzen Sinne. Wie konnte eine Person so eine große Macht über mich haben?
Er wollte meine Lippen berühren, doch ich drehte meinen Kopf um, sodass seine Lippen auf meiner Wange landeten. Fragend blickte er mich an.
"Du ruinierst meinen Lippenstift.", sagte ich schmollend.
Er grinste nur, nahm mein Kopf in seine Hände und presste seine Lippen auf meine. Während dem Kuss grinste er immernoch. Ich wollte seinen Kuss nicht erwiedern, aber konnte mich nicht beherrschen. Er setzte seine Zunge ein und bat um Einlass, die ich ihm gewährte. Unsere Zungen verschmolzen ineinander. Er lies von meinem Gesicht ab und führte seine Hand an meine Taille. Er zog mich noch enger an sich, obwohl wir schon einander klebten. Ich legte meine Hände un seinen Hals und ging ihm mit einer Hand durch die Haare. Leicht zog ich daran, was ihn zum Grinsen brachte. Schweratmend löste ich mich von ihm. Seine Stirn lag an meiner und er atmete schwer ein und aus. Ich öffnete meine Augen und lachte darauf los. Seine Lippen waren total rot.
Ömer: "Wieso lachst du Hexe jetzt?"
Ich: "Hahah schau mal in den Spiegel!"
Er schaute in den Spiegel und lachte auch.
Ich: "Ich habs dir doch gesagt!", sagte ich immernoch lachend.
Ömer: "Deine Lippen sehen auch nicht besser aus." Er grinste mich an und auch ich schaute in den Spiegel.
"Alles wegen dir!", sagte ich streng: "Jetzt muss ich nochmal was drauf machen."
Ich nahm ein Abschminktuch und wischte erstmal ihm die Lippen sauber. Er schaute mir dabei grinsend in die Augen. Konnte dieser Junge nicht einmal ohne Grinsen? Er hat immer ein Dauergrinsen auf seinem Gesicht.
Nachdem ich fertig mit seinen Lippen war, machte ich auch meine Lippen sauber. Ich nahm mir den roten Lippenstift in die Hand, doch Ömer nahm es mir aus der Hand. Fragend blickte ich ihn an.
Ömer: "Das betont deine Lippen zu sehr!
Ich: "Dein ernst?"
Ömer: "Natürlich mein ernst. Du brauchst kein Lippenstift drauf zu machen. Deine Lippen sind schon so anziehend."
Ich zeigte ihm den Vogel und nahm mir ein anderes in die Hand. Das war natürlich ein wenig heller. Es war ein zartes rosé.
Ömer: "Das ist schon besser."
Ich schaute ihn genervt an.
Ömer: "Schau mich nicht so an, ich werde heute nicht bei dir sein. Da kann ich dich nicht so alleine lassen."
Ich: "Ich sag doch auch nichts zu deinem Aussehen.. Welches die ganzen Blicke der Frauen auf dich reißen wird." Den letzten Satz murmelte ich zum Ende hin. Doch natürlich hörte er das und grinste mich breit an.
Ömer: "Bist du etwa eifersüchtig?"
Ich: "Nö!"
Ömer: "Na dann ist ja gut. Was hälst du eigentlich davon, wenn ich noch ein Knopf meines Hemdes öffne?"
Ich kochte innerlich vor Eifersucht und sein Satz brachte mich zum überkochen!
Ich: "Bist du verrückt? Dann zieh es doch ganz aus! Mach lieber mal deine Knöpfe zu!!"
Ömer: "So viel zum Thema Eifersucht."
Ich: "Pff mach doch was du willst!"
Ich drehte ihm den Rücken zu und er lachte mich aus. Arsch!
Und plötzlich fühlte ich seine Arme um meinen Bauch. Er küsste meinen Hals und zog mein Geruch in sich hinein.
Ömer: "Hayatim (Mein leben) ich sehe nur dich. Der Rest der Frauen, ist für mich tabu. Meine Augen sehen nur dich. Es gibt keinen Grund zur Eifersucht."
Ich drehte mich zu ihm.
Ich: "Dasselbe gilt auch für mich."
Ömer: "Ja aber wenn dich ein Bastard anmacht, kannst du dich nicht wehren. Du weißt nicht zu was alles diese Männer fähig sind. Ich weiß doch was für Gedanken Männer haben. Ich könnte jeden einzelnen umbringen, der nur auch ein Gedanke an dich verschwendet."
Wie süß konnte ein Mensch nur sein? Er weiß jedesmal wie er mich rumkriegt.
Ich: "Tamam lass uns dieses Thema beenden. Erzähl mir mal lieber, wohin es heute Abend geht?"
Ömer seufzte: "Ich hab keine Ahnung mein Engel. Sirac plant alles, wir haben ihm alles überlassen."
Das kann ja mal gut enden. Ein Single plant die Jungesellenfeier.
Ich: "Ich hoffe du tust nichts falsches. Versprich mir, dass du dich beherrschst und nicht viel trinkst."
Er lächelte mich an und sagte: "Versprochen." Gleich danach platzierte er einen Kuss auf meine Stirn..

Mittlerweile waren wir auf der Feier. Ömer hatte Yagmur, meine Schwiegermutter und mich abgelassen. Wir waren grade dabei jeden zu begrüßen. Das war die Hölle! Ich wurde jedem vorgestellt und musste jedesmal höflich lächeln. Als wir dann endlich mit der Begrüßungszeremonie fertig waren setzten wir uns zu den Mädels. Auch ihre Eltern waren gekommen. Mihri's Mutter und Schwester begrüßten mich herzlich.
Melis flüsterte mir zu: "Na wie ist es so jeden zu begrüßen und höflich zu lächeln?"
Ich verdrehte die Augen und sie grinste nur.
Ich: "Ich glaube ich werde nicht noch einmal zu einer Hochzeit gehen."
Sie lachte und steckte mich nach einer Weile auch an.

Der Abend hatte begonnen, auch Mihri war mittlerweile da. Wir tanzten, bis unsere Füße wehtaten. Es war an der Zeit der Henna-Zeremonie. Wir kreisten um Mihriban und die berühmten Henna-Volkslieder ertönten laut aus den Boxen. Alle warteten gespannt darauf, dass Mihriban anfing zu weinen. Hayal führte ihren Kopf auch unter das rote Tuch.
Hayal: "Aglamiyor gelin." (die Braut weint nicht)
Sie nahm ein Mikrofon zur Hand und wollte singen. Hayal hatte eine sehr schöne Stimme.
"Bu Gece son gecem olsun, yataginda yatir Anam, elime kina yaktiklar ver elini öpem Anam, ver elini öpem Anam. Gelin oldum gidiyorum göz yaslarim akar Anam. Bu gece son gecem olsun, al koynuna yatir Anam, al koynunda yatir Anam.."
(Heute soll es meine letzte Nacht werden, lass mich in deinem Bett schlafen Mama. Sie haben mir Henna auf meine Hand aufgetragen, gib mir deine Hand Mama, ich küsse sie. Ich bin eine Braut geworden und gehe mit Tränen Mama. Das soll meine letzte Nacht werden, lass mich in deinen Armen schlafen Mama..)
Das Lied was sie gesungen hatte traf mich so sehr, dass ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten konnte. Es war ein so trauriger Moment, vorallem zu sehen, wie ihre Mutter weinte. Auch Mihri hatte angefangen zu weinen und ihr wurde Henna aufgetragen. Gleichdanach umarmte sie ihre Mutter und beide weinten gemeinsam, fast der ganze Saal weinte. Ich wünschte ich konnte mich von meiner Mutter auch ein letztes mal verabschieden. Wir alle umarmten sie danach auch, damit die Stimmung sich lockerte wurden Volkslieder zum tanzen aufgelegt. Alle fingen wieder an zu tanzen. Ich musste schmunzeln über diese Situation. Eben waren wir noch am weinen und jetzt tanzen und lachen wir. Wie sagt ein türkisches Sprichwort so schön; "Hem aglarim, hem giderim." (Ich weine, aber ich gehe auch.) Der Abend verlief ganz schön, bis wir einen lauten Schuss hörten. Einen Schuss, der meine Ohren betäubte. Mihribans Augen füllten sich und sie schaute geradeaus. Ich folgte ihren Blicken und mein Puls erhöhte sich mit einem Male.

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