DREIUNDDREIßIG

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Seine Stimme weckte mich am Morgen auf. Er hatte seine Hand auf meinen Bauch gelegt und sprach zu unserem Baby. Ich wollte nicht das er bemerkt, dass ich wach bin und hielt deshalb meine Augen geschlossen und hörte seinen Worten zu: "Bebegim (Mein Baby) deine Mutter will mir nicht verzeihen. Was soll ich tun? Ich bin so verzweifelt.. Deine Mutter musste eine schwierige Zeit durchmachen, aber ich hatte ihr versprochen, dass alles gut wird. So wird das auch sein.. Ich bin so froh, dass du hier drinne bist. Wenn du auf die Welt kommst wird alles wieder schöner. Aber bisdahin ist noch ein wenig Zeit. Davor muss ich noch das Herz deiner Mutter heilen. Seni cok seviyorum bebegim.." (Ich liebe dich mein Baby)
Er küsste meinen Bauch, wodurch ich eine Gänsehaut bekam. Dann stand er auf und ging aus dem Schlafzimmer. Wo wollte er hin? Mein Blick ging zur Uhr und wir hatten erst 9 Uhr. Seine Worte trafen mich sehr.. Ich wollte ihm doch auch verzeihen, aber die Angst und die Schmerzen sind zu groß.. Er wollte diesen Kuss doch nicht oder? Er liebt mich, daran habe ich kein Zweifel mehr. Aber konnte ich ihm vertrauen..?

"Jetzt setz dich doch mal hin Hevin!", sagte Yagmur jetzt schon genervt.
Ich: "Wieso denn? Warum möchtest du jetzt meine Haare machen?"
Yagmur: "Ich habe etwas im Internet gesehen und möchte es an deinen Haaren versuchen. Bitteeeee!", bettelte sie mich an.
Ich verdrehte die Augen und setzte mich auf den Stuhl, den sie bereits schon aufgestellt hatte.
Ich: "Du hast echt keine Hobbys Yagmur."
Sie lachte und gab mir einen Klapps auf den Kopf: "Hey hey nicht frech werden."
Ihr lustiger Ton brachte mich zum lachen und sie stimmte mir ein.
Wo war eigentlich Ömer? Wir hatten mittlerweile 13 Uhr und er war immernoch nicht da. Ich machte mir langsam Gedanken, aber ihn anrufen würde ich auch nicht. Ich entschied mich dazu Yagmur zu fragen: "Abin nerde biliyormusun?" (Wo ist dein Bruder?)
Yagmur: "Keine Ahnung der ist seit heut Morgen nicht da. Habe ihn auch bis jetzt nicht gesehen."
Ich: "Komisch, sonst würde er doch immer Bescheid geben."
Yagmur: "Er ist bestimmt mit Musti oder so.. Mach dir jetzt keine Gedanken."
Wäre das doch so leicht. Meine Gedanken kreisen nur um ihn. Nicht mal für eine Sekunde hält mein Gehirn die Klappe..

"Voila! Und fertig bin ich!", sagte sie endlich. Sie hatte mich auch nebenbei geschminkt, ein Experiment sollte das sein und ich war ihr Versuchskaninchen. Ich schaute endlich in den Spiegel und musste wirklich staunen. Sie hatte gute Arbeit geleistet! Meine Haare hatte sie zu einer lockeren Hochsteckfrisur frisiert. Und das Make-up war echt super. Sie hatte meine Augen stark betont, aber hielt dafür meine Lippen dezent.
Ich: "Das sieht echt super aus! Du solltest lieber mal ein Laden eröffnen und dort dein Talent zeigen, anstatt Medientechnik zu studieren!"
Sie lachte und verbeugte sich spielerisch leicht vor mir. Ich klatschte in die Hände und gleichdanach fielen wir in ein Gelächter. Als wir uns wieder eingekriegt hatten sagte ich: "Und wer macht mir jetzt diese ganze Schminke weg?"
Yagmur: "Wir machen das nicht weg!"
Ich war verblüfft: "Wie?"
Yagmur: "Wir werden jetzt ein wenig raus gehen und shoppen!", sagte sie begeistert und bewegte ihre Augenbrauen hoch und runter.
Ich: "Du bist verrückt! Ich kann doch nicht so rumlaufen! Das ist eher ein Abendmakeup Yagmur! Und meine Haare?! Die Leute denken ich bin aus einer Hochzeit geflohen!"
Yagmur: "Bitte Hevin! Die Leute werden dein Make-up und deine Haare sehen und dich danach fragen verstehst du? Vielleicht kann ich dann wirklich Geld mit meinem Talent machen."
Sie guckte mich bettelnd an und ich seufzte: "Na gut.."
Sie umarmte mich und kreischte auf. Yagmur: "Hadi zieh dich schnell an und dann können wir auch schon los."
Ich nickte und als sie weg war, zog ich mir eine helle Jeans und ein lockeres T-shirt an. Es war echt warm draußen. Ein bisschen laufen würde mir und meinem Baby gut tun.

Wir saß jetzt in einem Cafe und unterhielten uns. Irgendetwas war komisch, Yagmur verhielt sich komisch. Sie hatte etwas im Kopf. Ich wusste aber nicht was.
Ich: "Sagst du mir jetzt was sich in deinem Kopf abspielt?"
Sie war verblüfft von meiner Frage und stotterte: "W-Wie?"
Ich: "Ich weiß doch, dass du irgendetwas planst! Zu erst die Haare, dann das Make-up und jetzt schaust du die ganze Zeit auf die Uhr."
Yagmur: "I-ich hab dir doch gesagt, dass ich etwas versuchen wollte.."
Ich unterbrach sie: "Und du stotterst!" Ich hob eine Augenbraue in die Höhe.
Sie kaute auf ihrer Unterlippe und bekam danach eine Nachricht.
Yagmur: "Komm lass uns gehen."
Ich: "Yagmur!!"
Yagmur: "Uff Hevin du stellst zu viele Fragen! Vertraust du mir nicht?"
Ich: "Natürlich vertraue ich dir!"
Yagmur: "Dann auf! Wir müssen los."
Ich stellte keine weiteren Fragen mehr und lies es einfach auf mich zukommen. Ich vertraute ihr..

Wir kamen irgendwo an, wo ich noch nie war. Sie zog mich an der Hand hinter sich her. Gemeinsam betraten wir ein Gebäude und gingen zusammen in ein Raum rein. Ich verlor so langsam mein Geduldsfaden! Wo waren wir? Wieso waren wir hier? Sie sollte mich endlich aufklären!
Ich: "Yagmur! Sagst du mir endlich wieso wir hier sind? Ich bin schwanger Yagmur und du weißt wie schnell meine Stimmung schwanken kann!"
Yagmur: "Dreh dich um!"
Ich tat was sie mir befohl und mein Atem stockte. Meine Augen wurden groß und mein Mund öffnete sich leicht. Dort stand ein sehr sehr schönes Hochzeitskleid! Es war ein Traum für jede Frau. Ich merkte wie die Tür aufging und drehte mich um. Melis, Hayal, Mihri und Rojin kamen rein. Yagmur war aufeinmal verschwunden. Sie waren alle sehr schick gekleidet und bei mir machte es so langsam 'Klick.' Meine Augen wurde groß und tränten leicht.
Hayal: "Hallo! Nicht weinen du ruinierst dein Make-up!"
Wegen der Verrückten mussten wir alle lachen. Ich konnte es immernoch nicht fassen! Würde ich jetzt wirklich dieses traumhafte Hochzeitskleid anziehen?
Melis: "Hadi zieh dich aus kizim (Mädchen)! Alle warten schon auf dich!"
Ich: "A-Alle?"
Sie lachten mich eiskalt aus!
Mihri: "Wirst du gleich sehen.", sagte sie grinsend.
Sie halfen mir dabei das Hochzeitskleid anzuziehen. Als ich fertig war schaute ich mich im Spiegel an und automatisch füllten sich meine Augen. Es sah wirklich traumhaft aus. Rojin stand dicht hinter mir und und fuhr mit ihrer Hand über meinen Rücken: "Cok güzel oldun canim!" (Du siehst sehr hübsch aus meine Liebe)
Ich musste lächeln, drehte mich um und umarmte sie lange. Danach umarmte ich auch die anderen und bedankte mich bei ihnen.
Hayal: "Hör auf dich zu bedanken! Wir müssen jetzt raus komm!"
Ich sag ja dieses Mädchen ist verrückt!
So langsam bereitete sich die Aufregung in mir. Mein Herz schlug immer schneller und meine Beine fingen an zu zittern. Als die Tür geöffnet wurde, stand mein Schwiegervater davor. Er lächelte mich aufrichtig an und ich küsste seine Hand. Er platzierte gleichdarauf einen Kuss auf meine Stirn. Danach hielt er mir seinen Arm hin und ich hackte mich ein. Mein Schwiegervater war bereits 57 Jahre alt, aber er sah aus wie 40. Das Aussehen hatte Ömer aufjedenfall von seinem Vater. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass mein Schwiegervater als junger Mann sehr gut aussah, denn er tat es immernoch. Wir betraten gemeinsam die Halle und ich schaute mich um. Alle klatschten in die Hände und ich war echt verwundert. Es waren bestimmt mindestens 150 Gäste anwesend. Mehr als die Hälfte kannte ich nicht mal. Wann hatte Ömer das alles geplant? Mein Herz drohte mir rauszuspringen. Und dann sah ich ihn. Er stand in der Mitte der Tanzfläche und schaute mit großen Augen zu mir. Seine Blicke fesselten meine Blicke und ich konnte einfach nicht wegschauen. Wie sehr liebe ich diesen Mann? Konnte man das denn überhaupt in Worte fassen? Als wir bei ihm ankamen, überreichte mein Schwiegervater meine Hand an meinen Mann. Er nahm meine Hand in seine und zog mich leicht zu sich. Schon ertönte eine Tanzmusik im Hintergrund und ich legte meine Hand um seine Schulter. Die andere Hand war fest in seiner. Immernoch schauten wir uns in die Augen. Es kam mir so vor, als ob es nur mich und ihn gibt. Der Rest war ausgeblendet.
Ömer: "O kadar güzelsin ki, hicbir kelime güzelligini hitap edemez." (Du bist so hübsch, keine Worte würden deine Schönheit beschreiben können)
Mein Herz, welches schon schnell schlug, raste jetzt völlig. Ich konnte kein Wort herausbringen.
Ömer: "Kannst du mir verzeihen Kücügüm?" (Meine kleine)
Ich lächelte leicht und sagte: "Wir verzeihen dir.."
Er grinste mich breit an und platzierte einen langen Kuss auf meine Stirn..

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