VIERZEHN

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Wir waren bei Aysel Teyze angekommen und begrüßten die Familie. Niemand wusste von dem Vorfall zwischen Ömer und Eren bescheid. Was natürlich besser war. Eren war zum Glück auch nicht im Haus. Ich wollte mir nicht vorstellen, was passiert, wenn er kommen wird. Ich hoffe nur, dass sich Ömer wenigstens halbsweg benenehmen kann, da es sonst Unverschämt gegenüber seiner Tante sein würde. Die Stimmung war im Moment noch angenehm. Jeder sprach mit jedem und es herrschte eine schöne Atmosphäre. Während die Männer über Politik und Fußball sprachen, redeten die Frauen über Gott und die Welt. Da Aysel Teyze keine Tochter hatte servierten Yagmur und ich den Tee. Yagmur war schon vorgegangen und ich nahm noch die letzten Sachen und verlies die Küche. Mit einem mal blieb ich wie angewurzelt stehen. Eren kam gerade die Tür rein.
Eren: "Hevin.."
Ich erwachte durch seine Stimme aus meiner Starre und wollte an ihm vorbeigehen. Er jedoch stoppte mich indem er mich an meinem Arm festhielt. Ich schaute auf seine Hand die auf meinem Arm lag und gleichdanach in sein Gesicht.
Ich: "Lass mein Arm los.", zischte ich.
Eren: "Hevin ben- (ich) cok üzügünüm.. (Mir tuts leid..)
Ich: "Lass los Eren bitte, bevor Ömer..-"
"Lass sofort los du Bastard!", er unterbrach mich. Seine Stimme war nicht laut, aber sie war so bedrohlich und er klang so gefährlich, dass mich Eren sofort losließ. Ömer zog mich am Arm hinter sich und baute sich vor mir auf.
Eren: "Ömer hör mir zu..."
Ömer: "Was willst du mir noch sagen lan? Karima göz diktin serefsiz!" (Du hast ein Auge auf meine Frau du Ehrenloser!)
Eren: "Ich kann nichts gegen meine Gefühle!"
Seine Worte machten Ömer nur noch wütender und er packte Eren am Kragen. Er sprach durch seine Zähne: "Öldürtmek mi istiyorsun lan kendini?!" (Willst du das ich dich umbringe?)
Mich überkam die Panik. Ich wollte nicht, dass jemand uns so sieht. Ich legte meine Hand auf Ömer's Arm.
Ich: "Ömer bitte lass ihn los, bevor jemand etwas mitbekommt."
Er schaute mir tief in die Augen und ich bemerkte, dass er sich ein wenig beruhigte. Erneut drehte er sich zu Eren und knurrte wütend: "Ich ermahne dich das letzte mal! Wenn ich noch einmal sehe, dass du dich meiner Frau näherst garantiere ich für nichts!"
Schlagartig lies er ihn los und schubste ihn dabei leicht nach hinten. Mir warf er einen Blick zu, was heißen sollte, dass ich ins Wohnzimmer gehen soll. Natürlich gehorchte ich ihm sofort und wir setzten uns auf unsere Plätze. Nach einigen Minuten kam Eren herein. Weder ich, noch Ömer würdigten ihm einen Blick. Die Familien bemerkten die angespannte Spannung zwischen Ömer und Eren, sagten aber nichts dazu. Der weitere Verlauf des Abends war zum Glück ereignislos. Ab und zu spürte ich die Blicke von Eren auf mir, aber ignorierte diese gekonnt. Ich verstand ihn einfach nicht. Hatte er denn gar keinen Anstand? Es war einfach nur ekelhaft! Er durfte mich gar nicht mit diesen Augen sehen..
"Biz kalkalim artik..", (Wir sollten gehen..) sagte Ömer und signalisierte mir mit seinen Blicken, dass ich aufstehen soll.
Aysel Teyze: "Wohin oglum (mein Junge) es ist doch noch früh?"
Ömer: "Wir müssen noch irgendwohin Teyze (Tante).. Kusura bakma." (Tut mir leid..)
Er stand auf und somit verabschiedeten wir uns von allen. Meine Schwiegereltern und Yagmur blieben noch dort. Er hatte gelogen, wir mussten nirgendswo hin. Als wir im Auto waren haute er wütend auf das Lenkrad.
Ömer: "Wie kann man nur so ehrenlos sein?! Und dann kommt er auch noch und erzählt mir von seinen Gefühlen! Dieser Hund!", zischte er.
Ich: "Sakin ol.." (Beruhig dich..)
Ömer: "Wie? Sag mir wie soll ich mich beruhigen, wenn mich mein eigener Cousin so hintergeht??"
Ich: "Es wird nichts bringen, wenn du dich hier umsonst aufregst versteh es doch!"
Er sagte nichts mehr und startete das Auto. Ich konnte ihn verstehen, Eren war eine Person aus seiner Familie. Ich hätte es auch niemals erwartet.

Zu Hause angekommen, wollte ich eigentlich sofort hoch, aber Ömer hielt mich davon ab.
Ömer: "Lass uns einen Film schauen.."
Ich: "Ich gehe mich umziehen.."
Und gleichdanach ging ich hoch. Wir waren jetzt allein zu Hause. Ich wollte keine Zeit mit ihm verbringen. Es war mir unangenehm nach dem Kuss. Ich konnte mir immernoch nicht erklären, wieso er das getan hat. Hat er vielleicht auch Gefühle für mich? Aber wieso sagt er es nicht? Auch wenn dieser Kuss keine Bedeutung für ihn hatte, war es für mich genau das Gegenteil. Ich konnte an nichts anderes mehr denken, als an seine Lippen. Auch wenn er mit mir sprach, schaute ich manchmal auf seine Lippen. Ich glaube ich werde noch verrückt..
Fertig angezogen ging ich runter und setzte mich auf die Couch. Er zog eine Augenbraue hoch und schaute mich grimmig an.
Ich: "Was?"
Ömer: "Wieso setzt du dich nicht zu mir?!", fragte er mich vorwurfsvoll.
Ich: "Wieso sollte ich?"
Er verdrehte die Augen: "Komm her!"
Ich: "Nein! Und jetzt mach einen Film auf oder ich gehe wieder hoch!"
Ömer: "Inatci keci!" ( sowie: Sture Zicke!)
Ich zeigte ihm daraufhin meine Zunge.
Ömer: "Keserim o dilini!" (Ich schneide dir deine Zunge ab!)
Ich sagte nichts mehr und er lachte aufeinmal: "Zwar brauche ich deine Zunge für andere Dinge aber auch egal.."
Sein Lachen wurde durch meine Blicke und meinen roten Kopf nur noch lauter. Ich nahm ein Kissen und warf es gegen sein Kopf. Er war so ein Arsch. Mit einem mal stand ich auf und sagte: "Schau den Film selbst!"
Er zog mich sofort an der Hand neben sich und sagte: "Ok, Ok ich höre auf. Lass uns jetzt anfangen."
Ich: "Ich möchte auf meinen Platz."
Ömer: "Pssht der Film fängt jetzt an."
Und somit saßen wir nebeneinander und schauten uns den Film an. Es war eine Romantik-Komödie und eigentlich sehr interessant. Jedoch gab es Szenen, wo ich lieber nicht hingeschaute hätte. Ich drehte mein Kopf weg als die Hauptdarsteller im Bett landeten und hörte Ömer's brummen. Er lachte mich erneut aus. Nah an meinem Ohr hauchte er: "Das machen Verliebte so."
Ich: "Du musst es ja wissen, ich mein du bist es ja gewöhnt! Ich fühl mich unwohl wenn ich mir sowas angucke. Biz senin gibi alisik degiliz tabi.." (Wir sind natürlich nicht so daran gewöhnt wie du..)
Er küsst leicht meinen Kopf und dreht mein Gesicht zu sich: "Und glaub mir das liebe ich an dir.."
Er schaute mir tief in die Augen. Hat er gerade gesagt er liebt das an mir? Liebt er mich? Was sind das für herrliche Gefühle in mir? Allahim mein Herz springt mir gleich aus der Brust! Dieser Mann ist einfach unbeschreiblich. Er sieht so gut aus und wenn er auch noch so spricht, bringt er mich total aus der Fassung. Er näherte sich wieder meinen Lippen. Kurz vor meinen Lippen hielt er inne und diese Zeit nutzte ich, um auszuweichen. Ich wollte nicht, dass er mich nochmal küsst, ohne jegliche Bedeutung. Er kratzte sich am Hinterkopf, anscheind wusste er auch nicht was er sagen könnte. In diesem Moment ging die Haustür auf. Ich war meinen Schwiegereltern in dem Moment so dankbar. Ich stand hastig auf und begrüßte sie. Mein Schwiegervater wendete sich sofort zu Ömer: "Was sollte das eben Ömer? Wieso seit ihr so früh aufgestanden? Senin Eren'le aranda ne var?" (Was ist das zwischen dir und Eren?)
Ich merkte wie er sich bei seinem Namen anspannte. Es wäre unpassend seinen Eltern die Wahrheit zu sagen, dass wusste er auch.
Ömer: "Beni o herifle bidaha muhatap etmeyin. Tek istegim bu sizden. Uzak dursun bizden, aramizda olan bisey lütfen sen karisma Baba. (Ich will mit diesem Typen nichts mehr zu tun haben. Das ist das einzige was ich möchte. Er soll sich fernhalten von uns, das ist etwas zwischen uns Papa.)
Ahmet Baba: "Ne demek lan uzak dursun? (Was heißt hier er soll sich fernhalten?) Das ist dein Cousin!"
Ömer: "Er ist nichts mehr für mich weder ein Verwandter, noch ein Freund! Sen karisma Baba, birak aramizda kalsin olanlar! Yoksa bu aileler icin hic iyi olmicak!" (Misch dich nicht ein Papa, lass das Geschehene verdeckt bleiben! Sonst wird das nicht gut für die Familien enden!)
Wütend ging er durch die Wohnzimmertür und verlies das Haus. Ahmet Baba schrie ihm zwar noch hinterher, aber er war schon weg. Es war besser, dass er ging, sonst würde er sich mit seinem Vater nur streiten.
Ahmet Baba: "Weißt du was los ist Hevin?"
Ich zuckte unschuldig mit den Schultern und sagte: "Ich denke es ist besser, wenn ihr es nicht wisst.."
Er seufzte und verlies auch das Wohzimmer. Gleichdanach ging ihm Cennet Anne kopfschüttelnd hinterher.
Yagmur: "Was habe ich verpasst?" Kritisch schaute sie mich an.
Ich: "Bosver (Egal) ist nicht so erzählenswert."
Yagmur: "Komm schon! Abi würde niemals wegen einer Kleinigkeit mit Eren streiten."
Ich: "Frag deinen Bruder wenn er kommt.", sagte ich grinsend.
Yagmur: "Oh du bist so gemein Hevin! Du weiß ganz genau er würde es mir niemals sagen."
Ich: "Vielleicht doch. Er sollte es dir lieber sagen Yagmur.."
Ich zwinkerte ihr zu und lachte. Gleichdanach ging ich hoch ins Schlafzimmer. Yagmur schimpfte mir noch hinterher, aber ich ignorierte es gekonnt. Ich denke nicht, dass es Ömer gefallen würde, wenn ich es ihr erzähle. Vorallem wollte ich nicht, dass alle wegen mir gegen Eren sind. Oben angekommen legte ich mich aufs Bett und dachte über die vergangenen Monate nach. Wie sich alles mit einem Schicksalsschlag ändern kann. Ich hätte niemals gedacht, dass mein Leben sich so krass verändern würde. Vorallem das ich eine neue Familie haben werde. Ich hoffte so sehr, dass ich von nun an glücklich werden konnte. Meine Augenlieder wurden langsam schwer und nach einigen Minuten fiel ich dann auch in den Schlaf..

Durch einen Laut wurde ich wach. Ich bewegte mich im Bett und spürte wie sich Ömer ins Bett legte.
Ömer: "Sorry wollte dich nicht wecken."
"Schon ok.", murmelte ich und fuhr fort: "Wie viel Uhr haben wir?"
Ömer: "23 Uhr.."
Ich: "Wo warst du solange?"
Ömer: "Bei Musti, haben ein wenig gezockt."
Ich sagte nichts mehr dazu..
Ömer: "Hevin?"
Ich: "Hmm?"
Ich war schon wieder im Halbschlaf und nahm ihn kaum wahr.
Ömer: "Kann ich dich umarmen?"
Ich wusste gar nicht was ich im Halbschlaf tat und kuschelte mich einfach an ihn ran. Er schlang seine Arme um meinen Körper und drückte mir noch einen Kuss auf den Kopf. Mit einem Lächeln schlief ich endgültig ein.

Es waren bereits erneut zwei Tage vergangen und wir hatten Samstag. Zwischen Ömer und mir hatte sich nicht viel geändert. Ich wusste nicht was sich in seinem Kopf abspielte..
Heute würden wir in ein Freizeitpark fahren mit allen zusammen. Ich freute mich einerseits die Mädels zu sehen, doch andereseits müssten wir wieder das perfekte Paar spielen. Was solls, ich hoffe es würde ein schöner Tag werden.
Ömer: "Wo ist mein weißes Polo-Shirt?"
Ich: "Da wo du es gelassen hast."
Er verdrehte die Augen und suchte weiter. Als er dann fündig wurde sagte er: "Wer hat das hierhin gelegt?"
Ich: "Du selbst! Wer sonst?"
Er zog es sich über und ging ins Bad. Ich nutze diese Gelegenheit und zog mich um. Genau als ich fertig war kam er.
Ömer: "Habe ich gerade verpasst wie du dich umgezogen hast?"
Ich: "Du bist ein Arsch!"
Er lachte und ich wollte an ihm vorbei gehen, doch er packte mich am Arm und stoppte mich. Seine Blicke wurden wieder ernst: "Wie lang wird das noch so weitergehen?"
Ich: "Bis du diese Ehe beendest."
Er guckte mich wütend an: "Schlag dir das aus dem Kopf! Hör auf mir diesen Satz die ganze Zeit unter die Nase zu reiben!"
Ich lachte bitter auf: "Ich bin kein Spielzeug Ömer! Du kannst nicht mit mir spielen! Istedigin zaman gel deyip, istemedigin zaman git diyemessin anliyormusun?! (Du kannst nicht immer dann wenn du willst komm sagen und wenn du nicht mehr willst geh sagen!) Du machst mir Hoffnungen und lässt mich im nächsten Moment fallen! Wie soll ich dir vertrauen? Wie soll ich lernen dir zu vertrauen?!"
Ich wollte eigentlich noch einiges sagen, aber er packte mein Gesicht und legte seine Lippen auf meine. Erneut fanden Explosionen in meinem Körper statt. Was macht dieser Mann mit mir? Er löste sich im nächsten Moment von mir.
Ömer: "Irgendwie musste ich dich zum Schweigen bringen."
Er macht mich so wütend! Diese Küsse bedeuten ihm doch genauso wenig wie ich ihm bedeute!
Ich: "Du bist so.." Ich fand keine Worte für ihn!
Ömer: "So gutaussehend? So sexy? So unwiderstehlich?"
Wie konnte man nur so eingebildet sein!
Ich: "Du kannst mich nicht immer dann küssen wenn dir danach ist! Mach das nie wieder!"
Ömer: "Wieso dir gefällt es doch auch?!"
Ich: "Du bist unmöglich.", sagte ich und schüttelte meinen Kopf. Er würde mich niemals verstehen. Ich verlies das Schlafzimmer und ging zu Yagmur. Ich war froh, dass sie mitkam, sonst müsste ich die Fahrt mit diesem Arsch alleine verbringen.

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