NEUNUNDDREIßIG

757 19 0
                                    

Die Wochen und Monate flogen dahin und der Tag von Yagmur's Verlobung rückte immer näher. Mit den Monaten wuchs auch mein Bauch immer. Ich war schon im 8. Monat und man konnte mich förmlich rollen, vorallem war ich nur ein 1.60m und das machte die ganze Sache ein wenig schwieriger.
Wir waren gerade dabei Yagmur's Verlobungskleid abzuholen. Sie musste es nur noch schnell anprobieren. Die Verlobung würde in drei Tagen, am Samstag, stattfinden. Wir hatten uns wieder alle versammelt und warteten gespannt darauf, dass Yagmur mit ihrem Kleid aus der Kabine kam. Als sie dann endlich raus kam, weiteten sich meine Augen. Das Kleid sah so schön aus an ihr, vorallem die Farbe. Es war ein schönes weinrot, welches ihrer braunen Hautfarbe sehr passte.
Yagmur: "Was sagt ihr?"
Ich: "Was kann man schon sagen, cok güzelsin.." (Du siehst sehr schön aus)
Sie grinste über beide Ohren und bekam auch Komplimente von den anderen. Mein Handy klingelte und ich entfernte mich ein wenig.
Ich: "Efendim?" (ja)
Ömer: "Schatz wo seit ihr?"
Ich: "Immer noch im Laden.. Ama cikariz birazdan. (Aber wir gehen gleich)
Ömer: "Ich komme dich dann gleich abholen.."
Ich: "Brauchst du nicht.. Wir fahren gleich zu Mihri nach Hause. Komm dann dahin."
Ömer: "Tamam fährt langsam."
Ich: "Machen wir, bis dann."
Als ich aufgelegt hatte waren die anderen auch schon fertig. Wir verließen den Laden und stiegen in das Auto von Mihriban.
Hayal: "Kannst du mich zu Hause absetzen bitte."
Mihri: "Sacmalama (rede kein Schwachsinn) du kommst schön mit."
Hayal: "Bitte Mihriban ich möchte nicht. Onun yüzünü görmek istemiyorum." (Ich möchte sein Gesicht nicht sehen.)
Ich: "Du kannst doch nicht immer abhauen von ihm. Nereye kadar gidecek bu böyle Hayal?" (Wie lang wird das noch so weitergehen?)
Hayal: "Weiß ich nicht, ich habe keinen Einfluss auf meine Gefühle..", sagte sie genervt.
Die beiden hatten sich immer noch nicht vertragen und ich hatte Angst, dass es auch nicht mehr zur Versöhnung kommt. Sie tat mir so leid, denn ich wusste, dass sie ihn noch wie verrückt liebte. Umgekehrt genauso, aber beide waren so stur, dass keiner den ersten Schritt wagte. Wir hatten oft versucht sie zu versöhnen, aber es endete immer mit einem großen streit, deshalb beließen wir es dabei.
Keiner konnte danach was sagen und wir liesen Hayal zu Hause ab. Als wir bei Mihriban zu Hause ankamen, waren die Jungs schon da. Ömer überstürzte mich direkt: "Wie geht's euch?" Er streichelte mit seiner Hand meinen Bauch und küsste mich anschließend auf die Stirn.
Ich: "Iyiyiz askim bugün oglun sakin." (Gut schatz heute ist dein Sohn brav)
Ömer: "Pasam benim.", (mein Pasha), sagte er grinsend.
Musti: "Wenn seine Kindheit seinem Vater ähnelt wünsche ich dir viel Glück und Geduld."
Alle fielen in ein Gelächter. Mir wurde schon oft gesagt, dass die Kindheit von Ömer furchtbar war. Er war ein anstrengender und frecher Bursche. Ich hoffe, dass dies bei unserem Sohn nicht so wird.
Ich: "Ay Allah korusun!" (Gott behüte!)
Ömer: "Kommt so schlimm war meine Kindheit auch nicht."
Serkan: "Ja ja komm bizde yedik." (Wer's glaubt..)
Mihri: "Setzt euch ich stelle schnell Tee auf."
Serkan: "Wo ist Hayal? War sie nicht mit euch?"
Ich merkte wie Mert in die Realität zurück kam, als er ihren Namen hörte. Der arme tat mir so leid, genauso wie sie mir leid tat.
Melis: "Sie hatte was zu erledigen. Wir haben sie zu Hause abgelassen."
Mert: "Sie ist zu feige um mir in die Augen zu sehen.", murmelte er vor sich hin, wobei keiner von uns seine Aussage kommentierte.

Der Abend verlief sehr harmonisch, auch wenn Mert uns früher verließ. Er meinte er hat noch was vor, aber wir wussten alle, dass er ging weil Hayal nicht da war. Er fühlte sich wie das fünfte Rad am Auto unter uns. Wir mussten eine Lösung finden, so konnte das definitiv nicht weitergehen!

Der Tag der Verlobung war gekommen und es herrschte eine große Aufregung. Vorallem Cennet Anne war schon seit heute Morgen auf den Beinen. Die arme konnte sich nicht einmal hinsetzen. Die Mädels waren mit Yagmur noch beim Friseur.
Da ich als Erste fertig war, holte mich Ömer schonmal ab. Ich lag in unserem alten Schlafzimmer und erholte mich ein wenig. Jeder kleine Schritt war mittlerweile eine Qual für mich. Meine Füße waren erneut angeschwollen. Ich ermüdete so schnell und wurde auch sofort schlapp. Heute war mein kleiner Mann auch etwas unruhig. Ich wollte aber Ömer davon nichts anmerken lassen. Er sollte die Verlobung seiner Schwester genießen.
Mit einem mal ging die Tür auf und mein Mann betrat das Zimmer.
Ömer: "Wie gehts meinen Lieblingen?"
Ich: "Besser.. Meine Füße tun noch ein wenig weh."
Er setzte sich an das Ende des Bettes und hob meine Beine hoch. Danach setzte er meine Beine auf sein Schoß und massierte meine Füße.
Ich: "Du bist der Beste Mann, den man haben kann.."
Ömer: "Hmmm das höre ich gerne, aber ich möchte später einen Kuss als dankeschön."
"Gerne.", sagte ich grinsend. Die Massage tat so gut. Er wusste, wie er mich verwöhnen konnte.
Nach der Massage begaben wir uns aus dem Schlafzimmer. Ömer hatte noch einige Sachen zu tun und ich würde nach meiner Schwiegermutter sehen. Sie war wie üblich in der Küche.
Ich: "Anne soll ich dir helfen?"
Cennet Anne: "Yok kizim (nein mein kind) geh und ruhe dich aus. Wir wollen so in einer Stunde zur Halle fahren."
Ich: "Tamam (ok) wenn was ist ruf mich."
Sie nickte und ich ging ins Wohnzimmer, wo ich Mert alleine sitzen sah. Das perfekte timing, um mit ihm über Hayal zu reden. Ich setzte mich zu ihm und er lächelte mich an.
Mert: "Ich weiß gar nicht wie so eine Schönheit wie du mit Ömer verheiratet sein kann."
Ich musste lachen und haute ihm leicht gegen die Schulter: "Duymasin." (Er solls nicht hören)
Mert: "Ist doch die Wahrheit!"
Ich: "Komm schon hakkini yeme kocamin (übertreiben wir nicht) er sieht eigentlich ganz schön gut aus."
Mert: "Ja eigentlich und uneigentlich?"
Ich grinste und sagte: "Hör doch auf.."
Diesmal fiel er in ein Gelächter. Nachdem er sich eingekriegt hatte fragte ich ihn: "Was wird aus dir und Hayal?"
Sein Lächeln verschwand komplett und seine Augen verloren ihren glanz.
Mert: "Sie hat sich entschieden ihren Weg zu gehen und mir bleibt wohl nichts anderes übrig, als meinen Weg zu gehen."
Ich schüttelte meinen Kopf und legte meine Hand auf seine Schulter.
Ich: "Mert du weißt wie wichtig Hayal für mich ist. Sie ist neben Melis und Mihriban eine Schwester für mich, die ich nie besaß. Durch sie habe ich erneut gelernt zu vertrauen und zusammenzuhalten. Hayal war immer die stärkste unter uns. Sie hat ihre Gefühle nie preisgegeben. Sie hat alles in sich hineingefressen und ihre Gefühle unterdrückt. Ich sollte dir das alles vielleicht nicht erzählen, aber sie hat einen Schritt von dir erwartet, einen Schritt in die Zukunft. Der Druck ihrer Eltern, der Druck der Gesellschaft und der Druck ihrer Gefühle wurden einfach zu viel für sie und sie explodierte an dem Tag. Ihre Worte waren nur aus Wut gesagt, dafür würde ich meine Hand ins Feuer legen. Selbst ein Blinder würde sehen, wie sehr sie dich liebt, genauso umgekehrt.. Leg deinen Stolz und deine Beharrlichkeit mal beiseite und geh zu ihr. Gib euch beiden eine Chance. Yoksa ikinizede yazik olucak ve bana inan birgün cok pisman olacaksiniz." (Sonst werdet ihr es beide irgendwann sehr bereuen.)
Meine Predigt scheint zu wirken, denn er war am überlegen. Ich hoffte wirklich, dass er zu Besinnung kommt.
Mert: "Ich liebe sie immer noch wie verrückt und ich glaube du hast recht. Ich hatte Angst, ihr einen Antrag zu machen, da ich dachte sie wäre nicht bereit dazu. Hätte ich das gewusst..."
Ich: "Jetzt weißt du es.."
Er lächelte: "Danke Hevin."
Ich: "Immer wieder gerne.. Geh sie jetzt vom Friseursalon abholen und kommt Hand in Hand zum Festsaal! Dito?!"
Er grinste und stand hastig auf: "Dito!"
Und schon war er weg. Ich betete dafür, dass Hayal ihre Sturheit aufgibt und ihm verzeiht. Dann würden alle wieder glücklich werden.

Mittlerweile waren wir im Saal angekommen und begrüßten die Gäste. Ich sah von weitem wie Melis, Mihri, Serkan und Musti kamen. Die Mädels sahen wunderschön aus.
Mihri: "Oh man Hevin wie süß du in diesem Kleid aussiehst."
Ich grinste: "Ja zum rollen schön."
Wir lachten alle und Musti sagte: "Du hast dich gerade selber gedisst."
Ich: "Besser als wenn ihr das tut."
Serkan: "Wo ist Ömer?"
Ich: "Er müsste gleich kommen.. Anne hat das Tablett wo die Ringe drauf sollten zu Hause vergessen. Er ist's holen gegangen."
Melis: "Die Arme, wer weiß wie durcheinander ihr Kopf im Moment ist."
Musti: "Eee kiz vermek kolay degil." (Es ist nicht leicht für eine Mutter, wenn die Tochter kurz vor der Ehe steht)
Ich: "Öyle.." (So ist es)
Serkan: "Ooo schaut mal zu Tür, wer da kommt."
Alle blickten geschockt dahin und ich grinste siegessicher. Hayal und Mert kamen Hand in Hand in unsere Richtung.
Hayal: "Mund zu Mihri."
Mihri: "I-ihr seit wieder.. Hää?.. Seit wann?"
Mert: "Seit heute, ich habe es nicht länger ohne eure verrückte Freundin ausgehalten."
Er zwinkerte mir dabei zu und ich grinste ihn an. Alle beglückwünschten die beiden und Hayal kam zu mir. Sie flüsterte mir ins Ohr: "Ich weiß, dass deine Finger darinstecken und bin dir dankbar dafür."
Ich grinste sie an und sagte: "Habe ich gerne gemacht."
Schlussendlich kam auch Ömer und nörgelte die ganze Zeit rum, da er nochmal nach Hause fahren musste.
Ich: "Schatz jetzt beruhig dich doch mal.. Deine Mutter kann auch nichts für, sie muss sich ja um alles kümmern."
Ömer: "Ich sag ja nichts!"
Ich: "Nein du beschwerst dich nur seit Stunden!"
Ömer: "Das liegt alles daran, dass ich noch kein Kuss heute bekommen habe von dir!"
Ich: "Keine Angst ich werde dich mit Küssen behäufen wenn wir zu Hause sind."
Ich zwinkerte ihm zu und er hauchte mir ins Ohr: "Ich kanns kaum erwarten."

Nachdem Yagmur und Anil kamen fing die Feier an. Es wurde getanzt, gegessen und gelacht. Eine übliche türkische Verlobungsfeier. Yagmur sah wunderschön aus und man sah ihr das Glück an. Ihre Augen strahlten völlig. Das einzig störende war die Unruhe meines Baby's. Es bewegte sich andauernd und machte seiner Mama Schwierigkeiten beim tanzen. Ich wollte niemandem was anmerken lassen und behielt es für mich. Alle waren glücklich und genießten den Abend. So sollte das auch bleiben..

Als auch dann endlich die letzten Gäste gingen, blieben nur noch wir zurück. Mert plante eine Aftershow-Party, es sollte auch gefeiert werden, dass sie sich wieder versöhnt hatten. Ich hielt nicht viel von der Idee, da ich wirklich kaputt war. Ich musste nach Hause und mich hinlegen. Ömer und die anderen jedoch war begeistert und ich wollte ihnen den Abend nicht verderben.
Ich: "Ich bin k.o. Leute! Meins Füße machen das nicht mehr mit.."
Mert: "Dann lasst uns es auf nächste Woche verschieben."
Ich: "Nein! Ich möchte euch den Abend nicht versauen, ich werde sowieso jetzt schlafen gehen. Vorallem bin ich nächste Woche im 9. Monat, da ist es zu riskant noch feiern zu gehen."
Ömer: "Hevin hat Recht geht feiern ihr seit noch jung." Er grinste die Gruppe an und wendete sich an mich: "Oder Schatz?"
Ich: "Du bist auch noch jung! Sende git lütfen Ömer. (Geh du auch bitte Ömer.) Das ist der Tag deiner Schwester."
Ömer: "Sacmalama (red kein Schwachsinn), als ob ich dich alleine zu Hause lasse!"
Ich: "Ich werde doch sowieso jetzt schlafen gehen, was soll den schlimmes passieren?!"
Ömer: "Nein Hevin. Ende der Diskussion!"
Natürlich lies ich nicht nach und diskutierte mit ihm, bis er nachließ. Ich wollte nicht, dass er wegen mir sein Abend nicht genießen kann. Seit meiner Schwangerschaft kümmert er sich nur noch um mich. Er hatte es verdient einmal sorglos den Abend ausklingen zu lassen.
Somit hatte er mich nach Hause gefahren und brachte mich noch extra bis zur Haustür. Er wollte sich anschließend mit den anderen treffen.
Ömer: "Icim hic rahat degil. Aklim sende kalcak." (Ich hab ein mulmiges Gefühl, meine Gedanken werden bei dir sein)
Ich: "Schatz ich werde jetzt schlafen gehen. Ich möchte, dass du den Abend genießt hörst du? Du hast es mehr als nur verdient."
Gleichdarauf platzierte ich einen Kuss auf seine schönen Lippen.
Ömer: "Wenn was ist ruf mich sofort an."
Ich verdrehte die Augen und nickte: "Los geh jetzt.. Ich möchte endlich ins Bett."
Er drückte mir noch einen flüchtigen Kuss auf die Lippen und ging. Bevor er einstieg winkte er mir zu und raste davon. Ich stieg sofort die Treppen hoch und zog mich um. Ich war total fix und fertig, sodass ich mich nur flüchtig abschminkte. Gleichdanach legte ich mich ins Bett, ohne weitere Gedanken schlief ich auch ein.

Mitten in der Nacht wachte ich durch starke Schmerzen auf. Ich spürte eine nässe zwischen meinen Beinen und mich traf der Schock. Meine Fruchtblase war geplatzt!

Hör auf dein Herz❤Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt