DREIZEHN

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Immernoch wie angewurzelt stand ich da. Wieso musste er jedesmal abhauen wenn es ernst wird? Wieso hatte er so Angst vor meiner Reaktion? Ich sammelte mich und versuchte einen klaren Gedanken zu fassen. War jetzt alles wieder im grünen Bereich, weil die Wahrheit ans Licht gekommen ist?! Er hatte seine Entscheidung getroffen. Er hatte es einmal gesagt, wer gibt mir die Sicherung, dass er es nicht noch einmal sagt? Ich will mich nicht noch mehr an ihn binden. Irgendwie würde ich es schon schaffen ihn zu vergessen und baue dann ein neues Leben auf.
Ich hörte wie die Tür unten zuknallte. Ömer könnte es nicht sein, da ich sein Auto nicht kommen hörte. Also musste es entweder Yagmur oder meine Schwiegereltern sein.
Am besten ich sehe einfach nach.
Yagmur: "Kimse yokmu?" (ist keiner da?), schrie sie durchs Haus.
Ich trat aus dem Schlafzimmer.
Ich: "Ben varim." (Ich bin da)
Yagmur: "Oh hey Yenge, wo sind die anderen?"
Ich: "Ich weiß nicht wo Anne und Baba sind, aber Ömer ist eben weg."
Yagmur: "Wohin?"
Ich: "Keine Ahnung, wir haben uns ein wenig gestritten."
Yagmur: "Oh ok.. Ist es sehr schlimm?"
Ich: "Nein das wird schon wieder."
Ich denke nicht, dass es wieder wird, aber was solls.
"Lass uns schonmal das Abendessen vorbereiten.", sagte ich noch schnell.
Yagmur: "Oki ich gehe mich schnell umziehen, fang du schonmal mal an."
Somit machte ich mich auf den Weg in die Küche. Ich überlegte die ganze Zeit was ich kochen könnte. Ich mache einfach Reis mit Fleisch, eine Suppe als Vorspeise und Salat als Beilage. Das würde schon reichen. Nach wenigen Minuten kam auch Yagmur dazu und fing mit dem Salat an.
Ich: "Wie läufts eigentlich mit dem Typen aus der Uni?"
Yagmur: "Schönnnnn.", zog sie das Wort in die Länge. "Ich glaube wir sind jetzt ein Paar."
Ich: "Du glaubst?"
Yagmur: "Ja also er hat mich noch nicht so richtig gefragt, aber ich weiß, dass er mich liebt. Und ich liebe ihn auch, das ist doch das wichtigste oder?"
Ich: "Ja natürlich ich hoffe er weiß deine Liebe zu schätzen."
Erneut musste ich an Ömer denken. Er schätzt meine Liebe nicht. Nein! Er zereißt mein Herz und trettet auch noch drauf.
Yagmur: "Ich hoffe es auch.."

Gemeinsam saßen wir alle beim Abendessen. Meine Schwiegereltern waren bei irgendwelchen Bekannten, deswegen waren sie am Nachmittag nicht daheim. Ömer war mittlerweile auch da. Ihm würdigte ich aber keinen Blick, während seine Blicke mich durchbohrten. Ich konnte kaum richtig essen unter seinen Blicken.
Ahmet Baba: "Eline saglik Hevin kizim cok güzel olmus yemekler." (Danke Hevin das Essen schmeckt super)
Ich: "Affiyet olsun.." (Guten Appetit)
Ich war froh darüber, dass ihnen das Essen schmeckte.
Zusammen räumten wir den Tisch auf und machten mit Yagmur den Abwasch. Sie stellte nebenbei Tee auf und servierte es im Wohnzimmer. Nachdem wir fertig waren, gesellten wir uns auch zu ihnen. Gemeinsam schauten wir uns einen Film an, wobei ich mich kaum auf den Film konzentrieren konnte, da meine Gedanken um den Kuss schwirrten. Auch Ömer schaute ab und zu, zu mir. Er interessierte sich auch kaum für den Film.
Als der Film endlich endete standen seine Eltern auf und gingen schlafen. Auch Yagmur gähnte die ganze Zeit, weshalb sie auch aufstand.
Yagmur: "Ich gehe auch ins Bett, bin sau müde.. Gute Nacht."
Ich: "Gute Nacht canim."
Ömer: "Nacht."
Jetzt war ich alleine mit ihm. Am besten wäre es, wenn ich auch ins Bett ging. Ich schäme mich so sehr vor ihm.
Ömer: "Willst du was bestimmtes gucken?"
Ich: "Nein.. Ich wollte sowieso schlafen."
Somit stand ich auf, wobei er auch sofort aufstand und schnell sagte: "Dann lass uns zusammen ins Bett."
Er schaltete den Fernseher aus und wir gingen zusammen hoch. Ich ging ins Bad und zog dort meinen Pyjama an. Anschließend legte ich mich zu ihm ins Bett.
Ömer: "Hevin.", hauchte er meinen Namen, was mir eine Gänsehaut verschaffte: "Ich.. Also der Kuss.."
Ich unterbrach ihn: "Bitte Ömer lass es einfach."
Ich hatte kein Bock auf sein unsinniges Gerede. Er konnte seine Bedürfnisse nicht zügeln und hat mich geküsst. Jetzt möchte er sich da raus reden..
Ömer: "Hör mir doch mal zu.."
Ich: "Ich möche darüber nicht reden, versteh es doch! Das alles wird sowieso bald enden. Es hat kein Sinn unnötig zu diskutieren."
Ömer: "Was heißt hier es wird sowieso bald enden?"
Ich: "Erinnerst du dich nicht mehr? Du wolltest das Spiel doch beenden??", fragte ich ihn vorwurfsvoll.
Ömer: "Das habe ich nur aus Wut gesagt!"
Ich: "Im Endeffekt hast du es doch gesagt! Das ist sowieso das beste für uns alle."
Mehr sagte er nicht mehr. Ich versuchte irgendwie einzuschlafen und mir geling es dann auch irgendwann.

Mittlerweile waren zwei Tage vergangen, ich versuchte Ömer so gut wie möglich zu ignorieren, denn nur so könnte ich ihn vergessen. Die Arbeit lenkte mich zum Glück ab. Dort kam ich auf andere Gedanken und konnte aus dem gewöhnlichen Alltag herauskommen. Nachdem ich Feierabend hatte, verliesen wir mit Diyar zusammen das Cafe. Er erzählte mir grade über einen peinlichen Vorfall, den er neben seiner Freundin erlebte.
Diyar: "Yerin dibine girdim man." (ich könnte im Erboden versinken)
Ich fiel in ein lautes Gelächter: "Das hast du nicht gesagt?"
Diyar: "Doch man! Das war so peinlich Hevin. Die denkt jetzt voll ich sei ungebildet."
Ich: "Oh man Diyar, das musst du irgendwie grade biegen."
Erneut übertonte mein Lachen meine Worte.
Diyar: "Lach doch nicht du Hexe."
Er nahm mein Kopf zwischen seinen Arm und verunstaltete mir meine Haare.
"Ey lass das du Idiot.", kam es von mir. Doch bevor ich auch blinzeln konnte, wurde er von mir weggezogen und Ömer packte ihn am Kragen. Meine Augen rissen sich auf. Was tut er da? Was bildet er sich eigentlich ein?
Ömer schaute ihn wütend und kampfbereit an.
Ömer: "Wer gibt dir das Recht meine Frau so anzufassen?"
Er sprach durch seine Zähne und ich merkte wie angespannt und wütend er war.
Diyar: "Beruhig dich mal man!"
"Ömerr", fauchte ich ihn an: "Lass ihn sofort los!"
Er schaute mich gar nicht an und nahm keine Sekunde seinen Blick von Diyar.
Ömer: "Cevap versene lan!" (Antworte!)
Diyar wurde das alles zu viel und er schubste Ömer von sich. Bevor er ihn wieder angreifen konnte ging ich dazwischen und drückte ihn an seine Brust nach hinten.
Ich: "Ömer! Versteh doch nicht alles falsch! Das war nur freundschaftlich!"
Er schaute mir immernoch nicht ins Gesicht. Immernoch blickte er wütend zu Diyar.
Ömer: "Es ist mir scheiss egal obs freundschaftlich war oder nicht! Du wirst in Zukunft deine Finger von meiner Frau lassen! Hast du mich verstanden?"
Diyar: "Das was du denkst könnte niemals zwischen Hevin und mir passieren! Vertraust du deiner Frau gar nicht? Ich bin kein ehrenloser, der sich an verheiratete Frauen ranmacht! Ich bin glücklich vergeben und würde auch nicht wollen, dass jemand meine Freundin anmacht!" Er stoppte kurz schaute mich an und sagte: "Bis morgen Hevin!"
Er drehte sich um und ging. Ich schüttelte einfach meinen Kopf und lies von ihm ab. Er kam mir hinterher und packte meine Hand. Mit einem Ruck zog er mich an sich.
Ömer: "Ich vertraue dir."
Ich: "Ich sehe es.", sagte ich ironisch.
Ömer: "Ich meine es ernst! Als ich gesehen habe, wie er dich berührt hat, sind bei mir alle Sicherungen durchgebrannt."
Ich: "Du bist ihm eine Entschuldigung schuldig."
Er lachte bitter auf: "Niemals! Wenn er in einer Beziehung ist, soll er sich aus so verhalten. Was fässt er meine Frau an??"
Ich: "Er hat eine Freundin und ist glücklick! Mich sieht er als eine Schwester, mehr ist da nicht! Sieh es endlich ein. Außerdem nimm deine Ehemann-Rolle nicht so ernst. Bald bist du wieder Single und kannst tun und lassen was du willst."
Mit diesen Worte kehrte ich ihm den Rücken zu und stieg in sein Auto. Es dauerte ein wenig, bis er auch einstieg. Er fuhr mit Vollgas los und linderte seine Wut, mit dem Gaspedal. Sein Handy fing plötzlich an zu klingeln. Er ging ran, was mich aufregte, da er gerade am Fahren war.
Ömer: "Ja?.. Wir werden nicht kommen!.. Es gibt keinen Grund Anne (Mama), ich hab keine Lust.. Off! Ist Ok! Wir sind in zehn Minuten da!"
Er war gereizt, dass sah man an seinem Gesichtsaudruck. Er atmete tief ein und aus. Seine Hände wurden weiß, da er sich fest an das Lenkrad krallte. Was war schon wieder los?
Ich: "Ne dedi Anne?" (Was hat Mama gesagt?)
Er schnaubte: "Sie fahren zu Aysel Teyze, (Eren's Mutter) wir sollen auch hin."
Toll dachte ich mir! Ich hoffte nur, dass der Abend gut verläuft..

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