SIEBENUNDDREIßIG

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Heute war es soweit, Anil's Familie wird um Yagmur's Hand bitten. Sie würden auch ihre 'Versprechungsringe' anziehen und in drei Monaten würde die Verlobung stattfinden. Zwar war Ömer am Anfang dagegen, da ich dann fast im 9 Monat schwanger wäre, aber einen anderen Saal konnten sie nicht finden. Die ganze Familie war aufgeregt und liefen wie wild durchs Haus. Ich durfte nichts machen! Ich fand das total unangenehm, einfach rumzusitzen, denn sogar mein Schwiegervater tat irgendetwas. Mir war sowieso total langweilig und deshalb stand ich auf und ging in die Küche um nach Cennet Anne zu sehen.
Cennet Anne: "Kizim niye kalktin?" (Wieso bist du aufgestanden mein Kind?)
Ich: "Ich hatte keine Lust mehr rumzuliegen Anne. Bende bir isin ucundan tutmak istiyorum." (Ich möchte auch etwas tun)
Cennet Anne: "Du bist schwanger Hevin.."
Ich: "Aber erst im fünften Monat!"
Sie seufzte aber sagte dann: "Na gut, dann wisch bitte den Staub in den Zimmern. Da wo dir etwas auffällt."
Ich lächelte und gab ihr ein Kuss auf die Wange. Sie lachte und sagte: "Deli kiz." (Verrücktes Mädchen)

Gesagt getan. Ich hatte mir ein Staubtuch genommen und ging durch das Wohnzimmer. Überall da wo es Staub gab wischte ich weg. Als ich über einen Schrank wischen wollte, stieg ich auf einen Stuhl, da ich nicht rankam. Sorgfältig wischte ich alles weg.
"Hevin!", knurrte Ömer hinter mir meinen Namen. Wodurch ich kurz aufzuckte und mich festhielt, um nicht runterzufallen. Er eilte zu mir, holte mich von dem Stuhl runter und schaute wütend zu mir.
Ömer: "Was tust du da? Habe ich dir nicht gesagt du sollst nichts tun?! Was wäre wenn du runtergefallen wärst?"
Ich: "Beruhig dich doch mal! Mir ist nichts passiert und mir wäre auch nichts passiert, wenn du mich nicht so erschreckt hättest! Ich wollte nicht die ganze Zeit einfach so rumliegen. Ich habe deswegen Anne gebeten, mir auch etwas zum Tun zu geben."
Er verdrehte seine Augen und sagte:
"Deine Schwangerschaft ist keine normale Schwangerschaft das weißt du oder?"
Ich: "Wie könnte ich das denn vergessen, wenn du es mir bei jeder Gelegenheit unter die Nase reibst!"
Ömer: "Ich denke nur an dich und an unseren Sohn! Ich habe Angst um euch was verstehst du daran nicht?"
Ich: "Ömer ich kann nicht jeden Tag einfach nur rumliegen. Ich bin erst im 5. Monat und bitte lass zu, dass ich meine Schwangerschaft genießen kann!"
Ich ging danach einfach an ihm vorbei, bevor er irgendetwas sagen konnte. Ich konnte ihn verstehen, aber er konnte nicht erwarten, dass ich meine ganze Schwangerschaft lang rumliege.

"Ich bin so aufgeregt Hevin!", sagte Yagmur aufgebracht.
Ich: "Tief durchatmen mein Schatz, alles wird gut. Tatli heyecanlar bunlar." (Das sind süße Aufregungsphasen)
Sie atmete einmal tief durch und deutete hinter mich: "Ich bin wohl nicht die Einzige, die aufgeregt ist."
Ich schaute nach hinten und sah wie mein Mann versuchte seine Krawatte zu binden. Yagmur und ich lachten kurz und ich verdrehte die Augen. Gleichdarauf lief ich auf ihn zu und sagte: "Lass mich machen."
Ich nahm seine Krawatte in die Hand und brachte sie in Ordnung. Er schaute mir dabei die ganze Zeit zu.
Ömer: "Warum muss ich überhaupt eine Krawatte tragen? Damat benmiyim?" (Bin ich der Bräutigam?)
Ich verdrehte erneut meine Augen und sagte: "Das sieht feiner aus!"
Als ich fertig war wollte ich mich umdrehen und gehen, doch er zog mich am Arm zu sich und legte seine Arme um meinen Körper.
Ömer: "Küsmüyüz? (Bist du sauer?)
Ich: "Nein Ömer! Jetzt lass mich los, die kommen gleich."
Ömer: "Es tut mir leid. Ich weiß du kannst wegen mir deine Schwangerschaft nicht genießen, aber ich schwöre dir, es ist nur, weil ich wie verrückt Angst habe um euch."
Sofort wurde ich weich bei seinen Worten. Ich legte meine Hand auf seine Wange und hauchte einen Kuss drauf.
Ich: "Biliyorum. (Ich weiß.) Ich verstehe dich auch, aber ich möchte, dass du mich auch verstehst."
Ömer: "Ich versuch's.."
Gleichdarauf legte er seine Lippen auf meine. Einen zarten, fordernden Kuss hinterlies er auf meine Lippen und gemeinsam gingen wir runter.

"Sebebi ziyaretimiz belli. Allahin emri, peygamberin kavliyle kiziniz Yagmur'u oglumuz Anil'a istiyoruz." (Ungefähr: Wir bitten um die Hand ihrer Tochter Yagmur für unseren Sohn Anil), sagte Mehmet Amca (Onkel), der Vater von Anil.
Sie waren bereits da und Yagmur hatte auch schon den Kaffee serviert. Natürlich für Anil mit ganz viel Salz und Pfeffer. Er trankt alles tapfer aus und machte somit auch einen guten Eindruck bei Ömer. Für einen kurzen Moment wurde ich traurig, da ich das alles nicht erleben konnte, aber wurde dich Ömer's lächeln wieder aufgemuntert.
Ahmet Baba schaute zu Yagmur rüber die nur leicht lächelte.
Ahmet Baba: "Ne diyim gencler sevmis birbirlerini bizede destek cikmak düser." (Was soll ich sagen, die zwei lieben sich und wir sollten sie unterstützen)
Sofort erhellt sich das Gesicht von Anil. Er war ein sympathischer und hübscher Mann. Die Beiden passten sehr gut zusammen. Mein Mann schaute schon den ganzen Abend grimmig durch die Gegend. Er konnte es wohl immer noch nicht abhaben. Das konnte ich ihm aber nicht übel nehmen. Er war halt traurig, dass seine Schwester nun erwachsen ist.
Yagmur und Anil küssten die Hände ihrer Eltern und gleichdanach wurden die Ringe drangemacht. Wir beglückwünschten sie und der schöne Abend endete nach einigen Stunden.
Ich war mit Yagmur in der Küche und half ihr ein wenig beim abräumen, soweit sie es mir erlaubte. Sie schaute die ganze Zeit auf ihren Ring und ich musste grinsen.
Ich: "Erinnerst du dich noch, du hast mich vor vielen Monaten gefragt, wie ich so früh heiraten konnte? Jetzt bist du verlobt."
Sie grinste mich auch an: " Du hattest Recht, wenn man einmal liebt ist alles andere egal!"
Ich: "So ist es.. Hör immer auf dein Herz, denn dadurch bin ich glücklich und ich kann Nachts mit einem guten Gewissen einschlafen und glaub mir es gibt kein schöneres Gefühl, als ein reines Gewissen."
Yagmur: "Du sprichst mir aus der Seele Yengecik." (Schwägerin)
Wir lachten, aber wurden von Ömer unterbrochen.
Ömer: "Was gibts zu lachen?"
Ich: "Wir dürfen ja wohl noch lachen."
Ömer: "Ich würde sehr gerne mitlachen mein Schatz, aber wir sollten so langsam nach Hause."
Yagmur: "Bleibt doch heute hier! Ich mein euer Zimmer steht noch wie vorher und es sowieso spät geworden."
Ich: "Lass uns bleiben Ömer.. Deine Eltern würden sich auch freuen."
Ömer: "Von mir aus.."

Somit saßen wir alle im Wohnzimmer und aßen Obst. Ich musste die ganze Zeit gähnen, da ich wirklich müde war.
Ahmet Baba: "Geht schlafen mein Kind, es ist spät geworden."
Ömer: "Ja lass uns schlafen.."
Nachdem wir ihnen eine gute Nacht gewünscht hatten, standen wir auf und auch Yagmur folgte uns.
Vor unserem Zimmer blieben wir stehen. Yagmur wollte irgendwas sagen, dass sah ich an ihrer Haltung. Dann sprach sie auch endlich: "Abi (Bruder) ich möchte nicht, dass du sauer auf mich bist. Ich liebe ihn wirklich und ich weiß, dass er mich auch liebt. Ich hab einen Schritt in die Zukunft gemacht und möchte, dass du hinter mir stehst. Du bist nach Baba der wichtigste Mann in meinem Leben und deinen Platz wird auch niemand einnehmen können.. Ich könnte es nicht ertragen dich zu verlieren.." Ihre Stimme wurde zum Ende hin leiser. Das was sie sagte, fand ich so süß und traurig, sodass sich meine Augen füllten und ich mich schwer zurückhielt, um nicht in Tränen auszubrechen. Auch Ömer ging es nicht anders, denn er zog Yagmur in seine Arme und küsste ihren Kopf.
Ömer: "Du bist meine kleine Prinzessin, niemals würdest du mich verlieren. Egal wie wütend oder traurig ich bin, ich wusste, dass dieser Tag irgendwann kommen wird. Ich könnte es nicht ertragen, dass dich ein Bastard verletzt, deswegen war ich am Anfang skeptisch. Aber ich sehe in seinen Augen, wie sehr er dich liebt. Ich hoffe nur das er dich glücklich macht, sonst lernt er mich von einer ganz anderen Seite kennen."
Er nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände und drückte ihr ein Kuss auf die Stirn. Dieser Moment war so emotional, sodass ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten konnte. Mein schniefen zog die Aufmerksamkeit der Beiden und sie schauten zu mir. Ömer fing an zu lachen und sagte: "Meine Heulsuse, komm her."
Er öffnete seinen anderen Arm und ich wischte mir die Tränen weg und lief in seine Arme. Er umschloss mit einem Arm seine Schwester und mit dem anderen Arm mich.
Yagmur: "Ich liebe euch, aber meinen kleinen Neffen noch mehr.."
Ich lachte kurz: "Wir lieben dich auch."
Nachdem wir uns voneinander gelöst hatten, gingen Ömer schonmal ins Schlafzimmer und ich ging mit Yagmur in ihr Zimmer, damit sie mir etwas lockeres zum anziehen geben kann.
Yagmur: "Schau mal, ob dir dieses Tshirt passt."
Ich versuchte es anzuziehen, aber es bedeckte kaum meinen Bauch. Ein Seufzer verlies meine Lippen: "Ich bin so fett geworden Yagmur, obwohl ich erst im 5. Monat bin. Wer weiß wie ich im 9. Monat aussehen werde. Mich kann man dann bestimmt rollen."
Sie lachte mich eiskalt aus.
Ich: "Lach nicht du Hexe."
Yagmur: "Nein Yenge du siehst wirklich süß aus mit deinem Bauch. Ich meins ernst!"
Sie hob verschwörerisch ihre Hand, deshalb glaubte ich ihr mal.
Ich: "Hast du nicht ein größeres?"
Sie schaute nochmal in ihren Kleiderschrank und holte ein Top heraus. Meine Narben waren so gut wie verschwunden, deshalb konnte ich mich auch in Ruhe ausziehen.
Ich: "Oh endlich passt mir eins."
Yagmur: "Wenn das auch nicht gepasst hätte, müssten wir dir von Baba ein Tshirt raussuchen."
Beleidigt schaute ich sie an: "Du hast deine Witzkünste von deinem Bruder, definitiv!"
Sie lachte einfach und umarmte mich im nächsten Moment.
Yagmur: "Du bist die beste Schwägerin die man haben kann. Ich danke dir für alles Hevin. Dank dir konnte ich auch das überstehen. Sen olmaysaydin ben napardim bilmiyorum.." (Wärst du nicht gewesen, wüsste ich nicht was ich tun könnte.)
Ich: "Hör auf dich zu bedanken! Willst du das ich wieder weine?"
Yagmur: "Nein um Gottes Willen!", sagte sie mit einem geschockten Gesichtsaudruck und brachte uns zum Lachen.
Ich: "Naja ich gehe lieber bevor dein Bruder kommt. Iyi geceler canim.." (Gute Nacht Liebes)
Sie wünschte mir lachend auch eine Gute Nacht und ich verlies ihr Zimmer. Ich öffnete die Tür zu unserem Zimmer und bekam sofort Ömer's Stimme zu hören: "Endlich! Wo bleibst du denn so lange?"
Ich: "Nichts hat mir gepasst! Ich bin so dick geworden!", sagte ich schmollend und legte mich zu ihm. Er zog mich auf seine Brust und küsste meinen Kopf.
Ömer: "Schatz du bist schwanger, das ist doch normal. Außerdem würde ich dich immer lieben, egal wie du aussiehst."
Seine Worte munterten mich auf und ich drückte ihm einen Kuss auf die Wange. Kurz war es still, doch ich brach die Stille: "Ömer?"
Ömer: "Ja Engel?"
Ich: "Du hast ein Herz aus Gold weißt du das? Und ich bin froh es besitzen zu dürfen."
Er war kurz still, aber drehte uns dann um, sodass er mir ins Gesicht sehen konnte.
Ömer: "Du hast mich zu diesem Menschen gemacht. Ich verdanke alles dir und deiner Liebe. Ohne dich würde ich noch der alte Arschloch sein. Du bist die Frau, die ich nie wieder gehen lassen werde."
Ich lächelte und er küsste meine Stirn.
Ömer: "Seni seviyorum, oglumun Annesi." (Ich liebe dich, die Mutter meines Sohnes)
Ich: "Bende seni seviyorum, oglumun Babasi." (Ich liebe dich auch, der Vater meines Sohnes)

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