NEUNZEHN

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Ein junger Mann stand mit einer Waffe da und schaute mit gefüllten Augen zu Mihriban. Mein Herz setzte aus, was wenn er seine Waffe noch einmal betätigt und diesmal nicht in die Luft schießt, sondern jemanden trifft. Kalter Schauder lief meinen Rücken runter. Mein Hals fühlte sich so trocken an und meine Beine liesen nach. Ich stand genau neben Mihriban, ich konnte mich nicht bewegen. Wie gelähmt stand ich da und schaute diesen fremden Mann an. Es war so still, man konnte nur das wimmern mehrere Menschen hören. Ich konnte meinen Herzschlag deutlich hören und spüren. Allahim hilf uns! Ich konnte nichts tun außer zu beten. Endlich fing dieser Mann an zu reden.
Er: "Wie kannst du nur einen anderen heiraten? ICH HABE DICH GELIEBT VERDAMMT!"
Mihriban: "Tolga kendinde gel..(Komm zu dir) Ich hab dich nie gliebt.. Das weißt du!"
Mihribans Stimme war kurz vorm versagen, man konnte die Angst raushören.
Tolga: "SUS! (Sei leise!) Du hast mir nie eine Chance gegeben, dir zu zeigen wie sehr ich dich liebe! Benim neyim eksikdi o serefsiz Serkandan ha? SÖYLE NEYIM EKSIKDI?" (Warum dieser ehrenlose Serkan? Wieso nicht ich?)
Mihriban: "Bitte geh.. Ich flehe dich an bitte..", wimmerte sie leise.
Tolga: "Wir sind am Ende Mihriban. Das wird unser Ende sein. Du konntest in diesem Leben nicht mir gehören, aber im Jenseits wirst du meins sein. Gemeinsam werden wir jetzt fliehen von dieser Welt... Erst du, dann ich.."
Er erhob seine Waffe und richtete sie auf Mihriban. Das Schreien ihrer Mutter betäubte meine Ohren. Ich schaute zu ihr und sie blickte mich mit flehenden Augen an. Wollte sie das ich etwas tue? Was könnte ich machen? Sollte ich mich davor werfen? Was wäre mit Ömer? Könnte er jemals glücklich werden nach mir? Allahim was soll ich tun? Wie kann eine Mutter ohne ihre Tochter leben? Wenn ich sterbe würde ich bei meinen Eltern sein oder? Ich sah die Augen meiner Mutter in den Augen von Mihribans Mutter. Ich musste etwas tun! Für meine Mutter, für Mihribans Mutter. Bevor ich überhaupt realisieren konnte was ich tat, warf ich mich vor Mihriban und ein lauter Schuss kam aus der Waffe. Ein unbeschreiblicher Schmerz durchfuhr meinen Körper. Es betäubte alles in mir. Ich konnte an nichts mehr denken, als an diesen Schmerz. Meine Beine liesen nach und ich fiel auf meine Knie.
"HEVINN", hörte ich seine Stimme brüllen. War das Ömer? War er gekommen? Oder halluziniere ich? Ich fasste an meine Schulter und merkte, dass ich blutete. Er hat mich nur an meiner Schulter getroffen.
Mihriban: "Hevin was hast du getan? Gehts dir gut? Hevin antworte!"
Ich: "Mir gehts gut. Geh zu Serkan, bevor er ihn umbringt.", versuchte ich irgendwie stark rüberzubringen, obwohl mein Schmerz unbeschreiblich groß war.
Ich sah wie Serkan blind auf Tolga einschlug, Mihriban eilte zu ihm. Ich sah vom Blickwinkel, wie meine Schwiegermutter und Yagmur zu mir eilten. Gleichdarauf stand auch Ömer neben mir, er war außer Atem. Er nahm mich in seine Arme und hob mich hoch. Ich bekam nicht mehr mit, was in meiner Umgebung geschah. Ich hörte Yagmur sagen:"Hevin du musst stark bleiben.." Meine Schwiegermutter forderte Ömer auf ruhig zu bleiben. Mein Körper fühlte sich so schwach an, der Schmerz machte mich schwach. Ich legte meine Hand auf Ömer's Wange und drehte sein Gesicht zu mir. Er blickte mir in die Augen und ich konnte die Angst aus seinen Augen ablesen. Er hatte Tränen, in seinen wunderschönen dunkelen Augen.
Ich: "Mir gehts gut.. Die Kugel hat nur meine Schulter gestreift."
Ömer: "Konusma zorlama kendini.." (Rede nicht, machs dir nicht schwer)
Seine Stimme zitterte, ich hatte ihn noch nie so gesehen. Ein Krankenwagen stand vor der Halle und bevor ich denken konnte wurde alles schwarz..

Ich nahm flüsternde Stimmen wahr und versuchte meine Augen zu öffnen. Meine Augen versuchten sich an das grelle Licht zu gewöhnen. Ich schloss sie wieder und versuchte sie erneut zu öffnen.
"Sie ist aufgewacht..", hörte ich die Stimme von Hayal.
Ich schaute mich um. Meine Augen suchten nach ihm, aber ich konnte ihn nicht finden. Wo war er? Ist ihm etwas zugestoßen?
Ich: "Wo ist Ömer?", brachte ich mit einer rauen Stimme heraus.
Cennet Anne: "Hier trink erst mal etwas mein Kind.."
Ich nahm ein Schluck vom Wasser und mein Hals fühlte sich schon etwas besser an.
Yagmur: "Iyi misin?"
Ich erinnerte mich wieder an das Geschehene und mein Körper wurde von einer Gänsehaut übersäht.
Ich: "J-ja mir gehts gut.. Wie geht es Mihriban?"
Mert: "Ihr gehts auch gut, sie ist nur etwas unter Schock. Serkan ist bei ihr."
Wir redeten noch ein wenig und Hayal versuchte die Stimmung etwas zu lockern. Da meine Schwiegereltern gesehen hatten, dass es mir wirklich gut ging machten sie sich auf den Heimweg. Die Krankenschwestern waren sowieso total genervt, da ich zu viele Besucher hatte. Sie meinten ich brauche Ruhe, obwohl es mir eigentlich gut ging.
Ahmet Baba: "Wenn etwas sein sollte rufst du sofort an kizim." (Mein Kind)
Ich: "Mach dir keine Sorgen Baba mir gehts gut."
Er lächelte mich an küsste meinen Kopf und verlies das Krankenzimmer mit meiner Schwiegermutter. Ömer war immernoch nicht da. Ich konnte mir schon denken wieso.. Er war sauer, weil ich mich davor geworfen hatte. Macht er sich denn gar keinen Kopf darüber, wie es mir ging? Ich war froh, dass Musti bei ihm war..
Mittlerweile waren Mihriban und Serkan auch da. Sie entschuldigten sich schon zum zehnten mal bei mir.
Ich: "Leute es reicht! Ihr sieht doch, dass es mir gut geht. Geht jetzt alle Heim, morgen ist euer großer Tag."
Serkan: "Wir werden die Hochzeit verschieben!"
Ich: "Was? Sacmalama! (Rede keinen Unsinn!) Die Hochzeit wird morgen stattfinden und wir werden alle anwesend sein! Ihr habt solange auf den Tag gewartet."
Mihriban: "Nach diesem Vorfall.."
Ich unterbrach sie und sagte: "Was ist nach dem Vorfall? Nichts Mihriban! Wollt ihr wirklich, dass dieser Psychopath das erreicht, was er angestrebt hat? Lasst das doch nicht zu! Heiratet und genießt eure anstehenden Flitterwochen. Genau das habt ihr beide nötig!"
Beide schauten sich an Serkan lächelte schwach.
Ich: "Verspricht mir, dass morgen die Hochzeit stattfinden wird!"
Mihriban schaute mich an: "Du hast ein Herz aus Gold wusstest du das?"
Ich lächelte schwach.
Serkan: "Versprochen morgen findet unsere Hochzeit statt."
Wir redeten noch ein wenig, doch danach verscheuchte Yagmur alle, da ich mich ausruhen musste. Mihriban wollte noch kurz mit mir reden, weshalb die anderen rausgingen.
Mihriban: "Wieso Hevin? Wieso hast du dich vor mich geworfen? Sags mir sonst werde ich sterben mit dieser Last auf meinem Herzen.."
Erneut fing sie an zu weinen..
Ich: "Hey Mihriban hör auf bitte.. Ich musste es tun, für deine Mutter. Sie sah mich so an, wie meine Mutter mich angesehen hatte, als sie von mir ging. Ich musste es tun, für meine Mutter verstehst du?"
Sie nickte nur und warf sich um meine Hals. Laut schluchzte sie und sagte: "Sana bir can borcum var.." (Ich bin dir ein Leben schuldig)
Ich: "Bist du nicht und jetzt geh zu deinem Mann, er wartet bestimmt schon."
Als letztes ging auch Sie und nun war ich alleine im Zimmer. Yagmur würde gleich wieder kommen.. Sie wollte mich nicht alleine lassen. Dann ging auch schon die Tür auf und ich schaute in der Hoffnung ihn zu sehen zur Tür, aber es war Musti.
Musti: "Na wie gehts der Heldin?"
Ich: "Hör auf.. Mir gehts gut."
Musti: "Du bist echt mutig wusstest du das?"
Ich: "Bis eben nicht.."
Ich fing an zu lachen, wobei er mir zustimmte.
Ich: "Wo ist er?"
Ömer: "Unten in der Cafetaria.. Das hat ihn echt mitgenommen Hevin. Ich habe ihn noch nie zuvor so gesehen."
Ich blieb still.. Was konnte ich sagen?
Ich: "Was ist mit diesem Typen?"
Musti: "Nachdem Serkan ihn blau geschlagen hat, haben die ihn mitgenommen. Er wurde verhaftet.."
Ich: "Wie kam es dazu, dass die Kugel nur meine Schulter gestreift hat? Ich meine es war genau auf mich gerichtet.."
Musti: "Kurz bevor er die Waffe betätigte, greifte ihn Serkan von hinten an. Er drückte dann trotzdem ab, doch die Waffe änderte halt ihren Ziel."
Ich: "Ich verstehe.. Öldürmeyen Allah öldürmüyor iste.." (Solange Allah nicht will stirbt man nicht)
Musti: "Öyle, Allaha sükür iyisin.. (So ist es, zum Glück geht es dir gut) Naja, ich mach mich auch langsam auf den Weg.. Morgen ist ja die Hochzeit dank dir, da will ich keine Augenringe haben.."
Er lachte diesmal und steckte mich auch an.
Bevor er ging stoppte ich ihn: "Sag ihm er soll nach Hause, es hat keinen Sinn hier zu warten.."
"Mach ich.. Bis Morgen.", sagte er und verschwand.
Ich war so müde und schwach, sodass sich meine Augen automatisch schlossen.

Als ich merkte, dass eine Hand auf meinem Gesicht lag, wollte ich panisch meine Augen öffnen, bis ich seine Stimme wahrnahm..

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