ZWEI

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Er stand auf und schaute mir wutentbrannt ins Gesicht.
Mesut: "Wer gibt dir das Recht uns zuzuhören?"
Und schon scheuerte er mir eine und ich fiel zu Boden. Er packte mich erneut an den Haaren und wollte mir noch eine reinknallen, aber die Person hinter ihm stoppte ihn, indem er sagte: "Hör auf sie zu schlagen, sonst zahlt er weniger, weil sie Verletzungen hat!"
Ich konnte es nicht fassen! Er wollte mich wirklich verkaufen. An wen? Wer war diese Person? Würde er schlimmer als Mesut sein?
Bevor ich weiter nachdenken konnte, schrie er mich an: "Geh sofort in dein Zimmer, ich will dich nicht sehen!"
Krampfhaft versuchte ich aufzustehen und kriegte es auch hin. Angekommen in meinem Zimmer legte ich mich aufs Bett und versuchte einen klaren Gedanken zu fassen. Was würde mit mir passieren? War das die Erlösung, auf die ich gewartet hatte? Oder würde mein Leben von nun an noch schlimmer werden? Könnte es denn noch schlimmer als jetzt werden? Diese Fragen brachten mich um! So viele Fragen, aber keine Antworten.

Heute war der große Tag. Ich wartete darauf, dass mich der unbekannte Mann abholte. Ein letztes mal schaute ich mir mein Zimmer an und verlies mit Tränen das Zimmer, welches mir meine Jugend geklaut hatte. Langsam ging ich die Treppen herunter und schon klingelte es an der Tür. Mesut öffnete die Tür und ich blickte dahin. Dort stand ein gutaussehender Junge, der vielleicht ein paar Jahre älter als ich war. Er war groß und hatte einen trainierten Körper. Seine Haare waren schwarz und er hatte eine schöne Bräune. Nun blickte er auch zu mir und ich blickte in eiskalte Augen. Er hatte so dunkele Augen, dass ich angst hatte mich in ihnen zu verlieren. Er brach den Blickkontakt zwischen uns und wendete sich an Mesut.
Er: "Ich habe nicht viel Zeit.."
Mesut: "Ja sie ist auch schon fertig. Hevin kommst du mein Kind?"
Ich war geschockt! Er spielte hier wirklich den netten Vater. Ich hasste ihn so sehr. Er war so ein Heuchler. Ich stieg die Treppen komplett herunter und ging auf die Beiden zu. Er umarmte mich kurz und tat so als ob er mich vermissen würde und somit verlies ich das Haus meiner Jugendzeit für immer!

Mittlerweile saßen wir seit fast einer halben Stunde im Auto. Keiner von uns redete. Er war ein komischer und kalter Typ oder ich bildete es mir ein. Da von ihm nichts kommen würde, versuchte ich mein Glück.
Ich: "Wohin bringst du mich?"
Er: "Wir werden gleich heiraten."
Ich: "WAS? Willst du mich eigentlich verarschen? Ich kenne nicht einmal deinen Namen und du sagst mir, dass wir heiraten?!"
Bevor ich überhaupt realisieren konnte, bremste er so stark, dass ich bestimmt eine Kopfverletzung hätte, wenn ich nicht angeschnallt wäre.
Er: "Bak kizim, benim seninle bi kac ay evli olmam gerekiyor! Merak etme sadece kagit üstünde! Ondan sonrada ne yapmak istiyosan yaparsin! (Wir werden ein Paar Monate verheiratet sein! Keine Angst nur auf Papier! Danach kannst du tun und lassen was du willst!) Ich habe nicht umsonst soviel Geld gezahlt für dich! Und pass beim nächsten mal besser auf wie du mit mir redest!"
Ich war geschockt und konnte nichts sagen. Dieses Arschloch fuhr einfach weiter. Ich konnte es nicht fassen?! Ich würde mit einem fremden Mann heiraten, wobei ich nicht einmal seinen Namen kannte. Er hatte aber gesagt, dass ich danach frei wäre. Also musste ich es für paar Monate aushalten. Es ist auch keine richtige Ehe. Nur auf Papier! Das war doch gut oder? Ich hatte so angst! Ich wusste nicht, was mich noch alles erwartete.

Als wir aus dem Gebäude raustraten, hatte ich das Gefühl, als ob ich in ein Käfig eingesperrt wäre. Ich war nun verheiratet und hies nicht mehr Hevin Kara, sondern Hevin Serefoglu. Es war kaum zu fassen. Das einzige was ich über meinen "Mann" wusste war, dass er Ömer hies und 24 war. So hatte ich mir meine Eheschließung nicht vorgestellt. Wir steuerten auf sein Auto zu und setzen uns rein. Die Fahrt began und erneut hatten wir schon einige Kilometer hinter uns. Ich wurde langsam müde, aber seine Stimme machte mich wieder hellwach.
Ömer: "Wir werden mit meinen Eltern leben, ich habe noch eine Schwester. Du solltest dich mit allen gut verstehen und respektvoll umgehen."
Ich: "Das ist selbstverständlich."
Ömer: "Will ich nur mal gesagt haben. Diese Ehe wird höchstens drei Monate dauern, danach werden wir uns scheiden lassen. Meinen Eltern wirst du einfach sagen, dass deine Eltern tot sind. Sonst werden sie nachhaken."
Ich sagte nichts dazu, denn ein Klos machte sich in meinem Hals bemerkbar. Der Gedanke an meine Eltern brach mir das Herz. Ich hatte mich schon an ihren Tod gewöhnt, aber trotzdem war ich nicht sehr ansprechbar auf sie. Doch andererseits war ich froh über seine Worte. Ich konnte immernoch nicht fassen, dass ich verheiratet war, aber es war sowieso alles ein nur Spiel. In höchstens drei Monaten wird es enden. Ich hatte ein unwohles Gefühl in mir. Was für ein Spiel war das? Wieso tat er das alles? Was war sein Grund? Wieso wollte er eine Ehe vorspielen? Ich hatte so eine Neugier, aber fragte ihn nicht, denn er war ein Arschloch. Seine Antwort würde mich nicht befriedigen, das wusste ich. Nebenbei schaute ich mich in der Gegend um und merkte was für eine reiche Gegend es hier war. Natürlich war er reich, sonst könnte er nicht so viel Geld für mich auftischen. Sein Geld machte ihn auch nicht zu einem besseren Menschen. Er hielt vor einem großen Haus an und parkte. Das Haus sah sehr schön aus von außen, wer weiß wie es von innen aussah. Er stieg aus und ich tat es ihm gleich. Er nahm meinen kleinen Koffer aus dem Kofferraum und kam zu mir. Eine kleine rote Schachtel holte er aus seiner Jackentasche und zog zwei Ringe heraus. Den einen gab er mir und ich zog es an, den anderen zog er selbst an. Danach nahm er meine Hand in seine und wir gingen auf das große Haus zu. Jemand öffnete uns die Tür, ich schaute auf den Boden und er schleifte mich hinter sich her. Als er stehen blieb hob ich meinen Kopf. Eine Familie saß an einem Esstisch und schauten uns schockiert an. Es war so still, dass man eine Nadel fallen hören könnte. Ömer brach diese Stille: "Baba ich habe geheiratet und das hier ist meine Frau Hevin."
Ich sah in die geschockten Gesichter und fühlte mich total fehl am Platz.
Ömer's Vater: "Ne diyonsun lan sen? (Was sagst du da?) Wie konntest du heiraten, während deine Verlobte hier sitzt und auf dich wartet??!

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