Heute war es soweit, ich würde zu Mesut fahren. Ich wollte da nicht hin. Ich wollte ihn nicht sehen. Die ganzen Tage über versuchte ich Ömer irgendwie, ohne das er es merkt, dass ich Mesut hasse, zu überreden nicht hinzufahren. Er dachte wirklich, dass er mir was gutes tat. Ich konnte ihm das aber nicht übel nehmen. In 20 Minuten hätte ich Feierabend und Ömer würde mich abholen, um zu meinem "Vater" zu fahren.
Als ich sah, dass ein neuer Kunde am Tisch saß ging ich dorthin. Er war mit dem Rücken zu mir gedreht.
Ich schaute auf mein Block und fragte: "Was darfs sein?"
"Was empfehlt mir diese schöne Dame denn?", sagte er.
Diese Stimme.. Ich schaute in sein Gesicht und erkannte meinen Mann.
Ich: "Ömer, was machst du hier?"
Ömer: "Darf ich meine Frau nicht besuchen?", fragte er etwas streng.
Ich: "Doch natürlich darfst du. Sasirdim sadece." (war nur etwas verwundert)
Ömer: "Also? Was empfehlst du mir?"
Ich: "Ich bring dir jetzt das Beste aus unserem Haus."
Ömer grinste: "Da bin ich gespannt."
Ich brachte ihm eine Teemischung, was es nur hier bei uns gab. Es schmeckte köstlich.
Ich: "Bitteschön der Herr.", sagte ich lächelnd.
Misstrauisch schaute er mich an: "Du willst mich nicht vergiften oder so?"
Ich zeigte ihm den Vogel und er probierte endlich.
Ich: "Und?"
Ömer: "Hmm.. Ich weiß nicht so.." Und nahm sich noch einen Schluck: "Ach was schmeckt super.", sagte er dann letztendlich.
Ich: "Hab ich doch gesagt. Ich geh schnell meine Sachen holen, dann können wir los ok? Trink du in Ruhe deinen Tee."
Ömer: "Geht klar."
Und schon machte ich mich auf den Weg in den Hinterraum. Eins fiel mir auf; Ömer war nicht mehr so wie am Anfang. Zu Beginn konnte ich ihn nicht ausstehen, nein ich hasste ihn sogar. Jetzt versucht er mich glücklich zu machen. Woran das wohl lag? Vielleicht will er einfach seine Gewissensbisse stillen.
Als ich fertig war ging ich wieder nach vorne und traf auf Diyar.
Diyar: "Gehst du schon?"
Ich: "Ja heute mache ich mal 5 Minuten früher Schluss.", sagte ich grinsend. Er grinste auch wie ein Depp.
Diyar: "Sollte nicht nochmal vorkommen.", versuchte er ernst zu sagen.
"Ok Chef.", sagte ich diesmal ironisch und das brachte uns beide zum lachen.
"Schatz kommst du?", ertönte seine Stimme von hinten.
Mein Herz setzte aus. Hat er gerade Schatz gesagt? Wieso? Sowas hatte er doch vorher auch nie gesagt?
Ich drehte mich zu ihm um und merkte, dass er bereits hinter mir stand. Er lächelte mich an und ich zwang mir auch ein Lächeln auf.
Ömer: "Willst du mich nicht vorstellen?"
Ich: "Eh.. J-ja klar also Diyar das ist mein Mann Ömer und Ömer das ist mein Arbeitskollege Diyar."
Ich versuchte irgendwie zu lächeln.
Beide nickten sich zu und ich spürte die angespannte Stimmung. Was war nur los? Kannten die sich etwa?
Ich: "Gidelim mi artik?" (Sollen wir jetzt?)
Ömer: "Tamam hadi." (Ja auf)
Ömer packte sich meine Hand, was mein Herz noch schneller schlägen lies.
Ich: "Ich wünsche dir ein schönes Wochenende Diyar."
Diyar: "Danke Hevin, wünsche ich dir auch."
Ömer drückte meine Hand fester, nachdem Diyar das gesagt hatte. Zusammen liefen wir auf sein Auto zu. Ich wollte meine Hand entziehen, aber er lies nicht los, bis wir am Auto waren. Nachdem wir uns reingesetzt hatten fuhr er auch schon los. Es herrschte eine unangenehme Stille bis er diese brach: "Er steht auf dich."
Ich: "Was?"
Ömer: "Dieser Bastard steht auf dich!"
Ich: "Bist du verrückt? Er weiß, dass ich verheiratet bin."
Ömer: "Das ist ein Grund, aber kein Hinderniss."
Ich: "Ach, so denkst du also? Du würdest dich also auch an verheiratete Frauen ranmachen?!"
Ömer: "Lenk nicht von Thema ab! Ich hab doch gesehen wir er dich angeguckt hat! Ich bin ein Mann, ich weiß wie diese Arschlöcher ticken!"
"Weil du selbst einer bist.", murmelte ich vor mich hin."
Ömer: "Was?"
Ich: "Nichts! Sacmaliyosun. (Du redest Schwachsinn) Ich hatte nie das Gefühl, dass er mich anmacht. So was spürt man doch. Außerdem ist er nicht so ehrenlos und macht sich an verheiratete Frauen ran!"
Ömer: "Wie lang kennst du diesen Typ, dass du dir dabei so sicher sein kannst?"
Ich: "Ich hab doch gesagt, dass ich sowas spüre und jetzt beende das Thema. Ich möchte nicht mit dir über sowas sinnloses diskutieren."
Er sagte nichts mehr, was auch besser war. Ich hatte nämlich ganz andere Sorgen. Was würde ich jetzt mit Mesut machen? Zum Glück war Ömer mitdabei. So konnte er nicht handgreiflich werden.
Die Fahrt dauerte ganz schön lange, aber da Musik lief, war es angenehm. Ömer und ich sprachen nur das nötigste. Ich liebte lange Fahrten, aber je näher wir kamen, umso nervöser wurde ich. Das fiel ihm auch auf, aber er interpretierte es anders.
Ömer: "Bist du aufgeregt, weil du deinen Vater sehen wirst?", fragte er mich lächelnd.
Ich: "Etwas.."
Was sollte ich auch sagen? Das ich Angst hatte? Ich wollte einfach, dass der Tag vorbei ist.
Nun standen wir vor meinem alten Haus, in der ich meine schlimmsten Tage erlebt hatte. Es war nicht mein Haus sondern, die Hölle!
Ömer: "Hevin, ein guter Freund von mir wohnt in der Nähe. Ich werde ihn kurz besuchen gehen und du kannst die Zeit alleine mit deinem Vater verbringen. Ihr habt bestimmt viel zu bereden. Ich versuche früh zu kommen, damit wir uns früh auf den Weg nach Hause machen."
Mir wurde auf einmal so schlecht. Wieso? Wieso musste er mich jetzt alleine lassen? Er sollte nicht gehen! Alleine kann ich da nicht rein! Aber vielleicht hatte er sich geändert. Vielleicht trinkt er nicht mehr. Das könnte doch sein? Oder nicht?
Ömer: "Hey Hevin iyi misin? (Gehts dir gut?) Du bist so blass geworden."
Ich: "Ne-Nein mir gehts gut. Ich.. Wir sehen uns dann später.", sagte ich und stieg sofort aus. Mein ganzer Körper zitterte. Ömer wartete immer noch, bis ich ins Haus ging. Ich winkte ihm zu, damit er endlich fahren sollte, aber er wartete immernoch. Deshalb ging ich auf die Tür zu und klingelte mit zitternden Händen. Ich hoffe er ist nicht zu Hause. Ich betete innerlich.. Aber zu meinem Glück ging die Tür auf und vor mir stand der Mensch, der mein Leben zur Hölle gemacht hat. Ich hörte die quietschenden Reifen von Ömer und wusste; ich war nun allein auf mich gestellt.
Mesut: "Na wen haben wir denn da?", sagte er grinsend und fuhr fort: "Hast du deinen Vater vermisst?"
Ich: "Du bist nicht mein Vater!", fauchte ich ihn an.
Mesut: "Wer will schon der Vater von so einer Schlampe wie dir sein?"
Ich hielt mich schwer zurück, um ihn nicht an den Hals zu springen. Ich wollte mich umdrehen und gehen, doch er packte mich an den Haaren und zog mich rein.
Ich: "Lass mich los!"
Mesut: "Wohin so schnell? Grad wo du hier bist kannst du das Haus putzen!", schrie er mich an.
Um ihn nicht verrückt zu machen, tat ich das was er sagt. Ich ging hoch in mein altes Zimmer und meine Tränen liefen mir über die Wangen. Alte Erinnerungen kamen hoch. Es roch immer noch wie früher..Nachdem ich fertig war schrie er meinen Namen und ich ging zu ihm.
Mesut: "Ich brauche Geld! Sag meinem lieben Schwiegersohn, er soll mir was besorgen!"
Ich: "Bist du verrückt? Was hast du mit dem ganzen Geld gemacht, was du für mich bekommen hast?!"
Mesut: "Du hast aber eine ganz schön große Klappe bekommen, seit wir nicht mehr unter einem Dach leben. Aber mein Kind du hast vergessen, dass ich immernoch derselbe bin!"
Und schon lag seine Hand auf meiner Wange.
"DU WIRST MIR DAS GELD BRINGEN HAST DU VERSTANDEN?", schrie er mich an und tritt gegen meinen Bauch. Ich stöhnte vor Schmerzen auf, aber das interessierte ihn nicht.
Ich: "HÖR AUF LASS MICH LOS."
Und noch einen Tritt spürte ich an meinem Bauch. Er hob mich an den Haaren hoch und wollte mir eine klatschen, als er plötzlich von mir weggezogen wurde. Ömer.. Ömer war gekommen. Ich lag auf dem Boden und sah zu wie er auf Mesut einschlug.
Ömer: "WIE WAGST DU ES MEINE FRAU ZU SCHLAGEN??!
Ich hatte Ömer noch nie so gesehen. Er war außer sich vor Wut, wie ein Monster. Mesut's Nase blutete schon, weshalb ich nach seinem Namen rief: "Ömer.. Yapma dur.." (Hör auf)
Schlagartig hörte er auf und schaute zu mir. Er sah mir in die Augen und ich merkte, dass sein Gesichtsausdruck weicher wurde. Er stand auf spuckte ihn an und nahm mich in seine Arme. Ich lehnte mich an seine Brust und genoss es einfach. Es fühlte sich so wohl und bekannt an. Er setzte mich ins Auto und stieg selbst ein, aber fuhr nicht los. Ich konnte ihm nicht in die Augen sehen. Doch er drehte mein Gesicht zu sich.
Ömer: "Iyimisin?" (gehts dir gut?), fragte er mich besorgt.
Ich nickte leicht und versuchte seinem Blick auszuweichen.
Ömer: "Wir fahren ins Krankenhaus!"
Ich: "Nein!", sagte ich sofort: "Bitte mir gehts gut."
Er begutachtete mich misstrauisch, aber nickte dann: "Dann fahren wir eben irgendwo hin, wo du mir alles in Ruhe erzählen kannst."
Ich sagte nichts mehr. Ich wollte ihm meine Gesichte nicht erzählen. Er würde nur Mitleid mit mir haben. Das brauchte ich nicht. Ihn anlügen konnte ich jetzt aber auch nicht. Ich hatte wohl keine andere Wahl..Er parkte sein Auto vor dem Rheinufer und stieg aus. Das war ein Zeichen dafür, dass ich auch aussteigen musste. Er lehnte sich ans Auto und ich stellte mich neben ihn. Ich wusste gar nicht wo ich anfangen sollte. Also fing ich mit der wichtigsten Sache an.
Ich: "Mesut ist nicht mein Vater."
Ömer: "Was?" Er war geschockt, dass war ihm ins Gesicht geschrieben. "Wieso hast du es mir nicht gesagt?"
Ich: "Du hast mich nie gefragt.."
Er wusste das ich Recht hatte, deshalb schwieg er. Somit fuhr ich fort: "Mein Vater ist gestorben, als ich 13 war. Es war einer meiner schlimmsten Zeiten. Ich war noch so jung, aber musste den Schmerz eines Verlustes in mir tragen. Ein Mädchen braucht ihren Vater am meisten in diesen Jahren.. Die Jahre vergingen und meine Mutter heiratete Mesut. Ich wollte das alles nicht, aber ich wusste, dass meine Mutter sich nicht alleine um mich sorgen konnte. Ich mochte Mesut schon von Anfang an nicht. Doch versuchte mit ihm klar zu kommen, zur Liebe meiner Mutter. Früher trank er nicht soviel Alkohol, deswegen war er nicht so gewalttätig wie heute. Trotzdem mochte ich ihn nicht.. Dann als ich endlich 18 wurde absolvierte ich mein Fach-Abi. Meine Mutter war sehr stolz auf mich und sie wollte unbedingt, dass ich studiere. Ich wollte ihr diesen Wunsch erfüllen, da es auch mein Wunsch war, auf eigenen Beinen zu stehen irgendwann. Aber unser Glück hielt nicht lange. Meine Mutter litt an einem Herzinfakt und konnte es nicht überleben.." Kurz stoppte ich, um mir den Klos im Hals runterzuschlucken und sprach weiter: "Ich war nun alleine mit diesem Monster. Seit zwei verdammten Jahren, lebe ich in der Hölle mit ihm. Er trank jeden Tag und wurde handgreiflich. Er lies mich arbeiten, nahm mir das Geld weg und gab es für Alkohol aus. Ich hatte keine Freunde, keinen Freund.. Niemanden außer mich selbst! Ic-ich kann froh sein, dass ich nicht im Irrenhaus gelandet bin. Und weißt du was das schlimmste ist? Ich konnte das Grab meiner Eltern nicht einmal besuchen.."
Meine Tränen liefen mir bereits die Wangen herunter. Ich wollte vor ihm nicht weinen, aber er ist bis heute der einzige, der über mein Leben mehr weiß als jeder andere. Er drückte mich an seine Brust und ich heulte mich dort aus. Behutsam strich er mir über die Haare, bis ich mich etwas beruhigt hatte.
Ömer: "Es tut mir leid.."
Ich: "Wofür?"
Ömer: "Dafür, dass ich ein Arschloch war. Dafür, dass ich dich mit der Schelle, die ich dir gab, an ihn erinnerte. Dafür, dass ich dich beurteilt habe und falsch über dich gedacht habe. Dafür, dass ich dich nicht einmal gefragt habe, wie es dir geht.. Verzeih mir Hevin."
Ich drückte ihn leicht und vermittelte ihm damit, dass es ok ist. Er küsste leicht meinen Kopf. Und sprach weiter: "Dieser Bastard hat mir Sachen über dich erzählt, die ich ihm abgekauft habe.."
Ich schaute ihm in die Augen: "Was für Sachen?"
Ömer: "Das er Schulden hat und die nicht abbezahlen kann und seine geliebte Tochter eigentlich sonst niemals verkauft hätte. Er sagte, dass du schon immer einen reichen Mann wolltest und er das dir zur Liebe machte."
Ich traute meinen Ohren nicht und löste mich von Ömer. Wie konnte ein Mensch nur so grausam sein? Hat er denn kein Gewissensbisse? Er war kein Mensch! Nein ein Mensch konnte er nicht sein!
Ömer nahm meine Hände in seine und sagte: "Schau mich an."
Ich blickte ihm daraufhin in die Augen.
Ömer: "Von nun an wird alles anders."
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Hör auf dein Herz❤
Lãng mạnHevin ist das Mädchen das oft im Leben enttäuscht wurde,denn als ihre Mutter mesut heiratete und sie dann 2 Jahre später starb,ließ sie hevin allein mit mesut zurück.Er hat jeden tag getrunken und hevin geschlagen aber als sie hörte das er sie an ei...