ZWEIUNDZWANZIG

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Er setzte sich neben mich, atmete tief ein und fing endlich an..
Ömer: "Yasemin war meine erste Liebe. Ich habe sie wie verrückt geliebt. Ich wollte sie heiraten und glücklich werden, bis sie mir die Augen öffnete.."
Allein der Gedanke, dass er eine andere Frau geliebt hat führt zu fürchterlichen Schmerzen in meinem Brustbereich.
Ömer: "Sie hat mich von heut auf morgen verlassen. Ihr wurden unsere Streitigkeiten zu viel und sie ist geflohen. Sie hat sich ein neues Leben aufgebaut, ohne mich.."
Ich unterbrach ihn: "Wieso bist du ihr nicht hinter her gegangen?"
In meinem Hals saß ein dicker Klos, weswegen ich schwer sprach.
Ömer: "Ich hatte keine Ahnung wo sie ist und weiß es immer noch nicht. Sie ist ein Teil meiner Vergangenheit und das wird auch so bleiben. Ich habe wegen ihr eine sehr schwierige Zeit durchgemacht. Ich hatte mir geschworen nie wieder so sehr zu lieben. Meine Eltern wollten unbedingt, dass ich mit Eda heirate. Eine Lösung musste her und die Lösung warst du. Ich würde ein paar Monate mit dir verheiratet sein und dann würden wir uns scheiden. Aber wie sagt man so schön: Der Mensch plant und das Schicksal lacht darüber. Ich habe mich in meine Frau verliebt, obwohl ich mir geschworen hatte niewieder so zu lieben. Du bist die erste Frau nach Yasemin, für die ich töten würde. Du warst ein verletzter Engel, bist es sogar immernoch. Ich wollte deine Wunden heilen, deine Schmerzen lindern. Ich wollte dir das Glück bieten, was du schon längst aufgegeben hattest. Seni o kadar cok seviyorum ki, senin canin yandiginda benim canim bin yaniyor. Seni sevdigimi anladigimdan beri bi an bile gelmedi aklima o. Sende yaralisin, bende yaraliyim. Birakda saralim yaralarimizi.." (Ich liebe dich so sehr, wenn du leidest, leide ich noch mehr. Nachdem ich gemerkt habe, dass ich dich liebe, habe ich nicht einmal an sie gedacht. Du bist verletzt, ich auch. Lass uns unsere Wunden gegenseitig heilen..)
Meine Augen hatten sich schon längst gefüllt, aber eine Frage brannte mir auf der Zunge.
Ich: "Wieso hast du das Tattoo nicht entfernen lassen?"
Ömer: "Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht.. Vielleicht habe ich mich wirklich daran gewöhnt, dass es zu Yagmur gehört.."
Ich: "Ich wünschte so sehr, dass ich alles von dir erfahren hätte und nicht von anderen.."
Ömer: "Es tut mir leid, aber ich wollte einfach abschließen mit ihr. Für mich hast nur du gezählt. Vor dir war alles eine große Lüge. Mein Herz schreit nur nach deinem Namen Hevin. Du bist meine Frau, mein Leben, mein ein und alles.. Nicht mal Yasemin habe ich so geliebt, wie ich dich liebe.. Damals war ich jung und wusste nichts zu schätzen. Aber heute, heute schätze ich jedes einzelne Wort von dir. Der Gedanke, dass du nur mich hast, das ich deine ganze Familie bin ist unfassbar. Meine Brust füllt sich mit stolz, wenn ich sagen kann das du meine Frau bist. Du bist so rein und hast ein so sauberes Herz. Ich liebe alles an dir mein Engel, alles."
Seine Worte taten meiner Seele gut. Alles was aus seinem Mund kam, bezauberte mich. Ich war aber nicht bereit ihm zu verzeihen. Ich konnte ihm noch nicht verzeihen, dafür war ich einfach noch viel zu verletzt.
Ich: "Ich.. Ömer.. Lass mir Zeit bitte.. Cok kirginim, cok yoruldum.. Biraz zaman hepimiz icin iyi olcak.." (Ich bin so verletzt, so müde/schwach.. Ein wenig Zeit wird uns gut tun..)
Er schaute mich ein wenig enttäuscht an, aber nickte danach.
Ömer: "Du hast die Zeit der Welt. Hauptsache du bleibst bei mir.. Hauptsache du schläfst neben mir."
Ich: "Ich werde hier schlafen, aber nur damit keine Umstände für Yagmur entstehen."
Wir standen auf und ich legte mich ins Bett auch er legte sich hin. Mein Rücken war zu ihm gedreht, kurz bevor ich einschlief spürte ich wie er seine Arme um meinen Bauch schling.

Die Tage vergingen und zwischen Ömer und mir herrschte immernoch diese Distanz. Ich wollte ihm verzeihen, aber brachte es nicht übers Herz alles zu vergessen. Wenn er es mir vorher erzählt hätte, wäre es gar nicht zu diesem Streit gekommen. In mir herrschte so eine Unsicherheit.. Wieso hat er es mir nicht erzählt? Liebt er sie immernoch? Was ist wenn sie irgendwann zurück kommt? Was wird er fühlen? Aber er liebt mich doch?! Das hat er doch gesagt! Ich hatte soviele Fragen, aber keine einzige Antwort! Ich wollte ihm vertrauen, er ist doch mein Mann, aber ich hatte solche Angst verletzt zu werden. Mein Herz könnte noch einen Verlust nicht ertragen!
Melis: "Kommst du Hevin?"
Ich wurde aus meinen Gedanken geweckt und nickte ihr zu. Wir waren gerade bei Mihriban zu Hause. Sie waren von den Flitterwochen zurückgekehrt und sie wollte unbedingt, dass wir sie besuchen. Wir saßen gerade im Wohnzimmer und tranken Tee. Mihri erzählte uns wie schön es auf den Maledieven war und sie es in vollen Zügen genossen haben. Das freute mich sehr, denn sie hatten es verdient. Nebenbei schauten wir uns einige Fotos an und es sah wirklich toll aus dort. Ich wollte meine Gedanken an Ömer unterdrücken, doch ab und zu schweiften meine Gedanken zu ihm. Seine verletzten Blicke, die er mir immer zuwarf, wenn ich so kalt zu ihm war. Die gehen mir nicht aus dem Kopf..
Hayal: "Hevin was ist los mit dir? Bir sorunun mu var?" (Hast du ein Problem?)
Mein Kopf ging zu Hayal und ich sagte nur kurz lächelnd: "Nein alles ist gut.."
Melis: "Du weißt, dass du uns alles erzählen kannst. Wir helfen da wo es geht.."
Sollte ich es ihnen erzählen? Sie wissen bestimmt auch über diese Yasemin bescheid.. Ich brauche einfach jemanden zum reden.
Ich: "Danke wirklich, dass weiß ich zu schätzen.. Es ist nur.. Also Ömer und ich haben uns ein wenig gestritten.. Ihr kennt ihn ja schon länger und wisst auch bestimmt über seine Ex bescheid.. Also über diese Yasemin.. Ich weiß erst vor kurzem über sie bescheid und das habe ich nicht mal von ihm erfahren.. Und sein Tattoo auf der Brust, mit ihrem Anfangsbuchstaben.. Er hatte mir erzählt, dass dieses 'Y' für Yagmur steht.. Es hat mich einfach nur verletzt, dass er mich angelogen hat.. Und dass auch noch wegen seiner Ex.. Ach keine Ahnung.. Belki abartiyorumdur ama cok kirildim.. Sasirdim belkide.. Ama böyle birseyi sonradan ögrenmek cok aci.." (Vielleicht übertreibe ich etwas, aber ich bin einfach nur verletzt.. Oder auch nur verwirrt.. Aber so etwas erst später zu erfahren schmerzt einfach..)
Sie guckten mich mit großen Augen an und Melis legte ihre Hand auf Meine. Mit bemittleidenden Augen sagte sie: "Du übertreibst es gar nicht, es ist dein Recht so zu reagieren. Ich würde auch so reagieren denke ich. Aber zweifle nicht an Ömer, ich habe ihn nach Yasemin zum ersten mal so glücklich gesehen. Er liebt dich wirklich Hevin, sehr sogar.. Ömer hatte ein gebrochenes Herz, welches du durch deine Liebe wieder repariert hast.."
Mihri: "Das stimmt wirklich Hevin. Er hatte es echt schwer nach Yasemin. Dank dir ist er wieder glücklich. Natürlich war es ein Fehler, dass er dir davon nicht erzählt hat und das mit dem Tattoo wussten wir auch nicht, aber das ändert nichts an seiner Liebe dir gegenüber.. Vielleicht hat er sich wirklich mit dem Gedanken abgefunden, dass dieses 'Y' für Yagmur steht.."
Ich: "Vielleicht habt ihr ja recht, aber ich bin einfach nur verwirrt. Oder es ist die Angst ihn zu verlieren.."
Hayal: "Hey das wirst du nicht, er liebt dich! Ich kannte diese Yasemin zwar nicht, aber du bist definitiv besser als sie! Ich mein du bist hübsch, nett, hilfsbereit, hast ein Herz aus Gold! Was will ein Mann mehr?"
Ich musste schmunzeln und die anderen lachten auch.
Mihri: "Hayal hat recht canim!" (Liebes)
Ich: "Ihr seit einfach die Besten. Mir gehts jetzt viel besser wirklich.."
Und somit verging auch der schöne Tag, bis Mihri uns mitteilte, dass die Jungs jetzt kommen würden. Ich freute mich, dass ich jetzt Ömer sehen würde, ich hatte ihn vermisst. Auch wenn ich ihn erst vor paar Stunden gesehen hatte.
Nach einigen Minuten klingelte es auch schon an der Tür. Mihriban ging sie öffnen und die Jungs kamen rein: Serkan, Mert und Ömer, die beiden Chaoten Sirac und Erdem waren auch dabei. Wir begrüßten uns und Ömer gab mir einen Kuss auf den Kopf. Ich merkte wir er dabei den Geruch meiner Haare in sich zog. Er hatte mich vermisst, sowie ich ihn vermisst hatte..
Mihri: "Habt ihr hunger?"
Serkan: "Nein wir waren eben essen, aber Tee würde gut tun."
Somit ging Mihri in die Küche und ich eilte ihr hinterher, um zu helfen. Ich konnte seinen Blicken nicht standhalten. Ich musste einfach flüchten.. Gleich danach kamen auch Melis und Hayal.
Melis: "Er vermisst dich, dass sieht man ihm an..", sagte sie so, nur dass ich es hören konnte.
Ich: "Ich vermisse ihn auch.."

Mittlerweile saßen wir im Auto und fuhren nach Hause. Es war still, zu still meiner Meinung nach, da nicht mal die Musik lief. Ich schaute aus dem Fenster und beobachtete die Gegend. Eigentlich war ich total in Gedanken versunken. Der Abend bei Mihri und Serkan war schön. Ömer und ich blickten uns ab und zu an, sprachen aber kaum. Ich kam mir so vor wie junge Teenie's, die ihre Liebe verheimlichen und sich ab und zu verliebt anschauen. Obwohl er mein Mann war, war er mir doch so fremd.
Ömer: "Wir sind da.."
Ich schaute zu ihm und merkte, dass er schon geparkt hatte. Wie tief war ich in Gedanken versunken?
Gemeinsam stiegen wir aus und gingen auch direkt in unser Schlafzimmer. Ich zog mich im Bad um und legte mich zu ihm ins Bett. Wie jeden Abend drehte ich ihm den Rücken zu. Ich hörte, wie er genervt seufzte.
Ömer: "Wie lange wird das noch so weitergehen? Dayanamiyorum artik bana böyle soguk davranmana. (Ich kanns nicht mehr ertragen, dass du so kalt zu mir bist) Selbst Anne hat mich darauf angesprochen! Sie hat sogar gemerkt, dass etwas zwischen uns nicht stimmt!"
Ich drehte mich zu ihm um.
Ich: "Meinst du mir fällt es leicht? Meinst du wirklich mir gefällt das? Canim aciyor! Canim o kadar aciyor ki affetmek dahada zor geliyor! (Mein Herz schmerzt! Es schmerzt so sehr, dass es mir schwerer fällt dir zu verzeihen!) Weißt du wie es ist, dir jeden Tag so nah, aber doch so fremd zu sein?"
Ömer: "Dann gib mir eine Chance diese Schmerzen zu lindern! Lass mich heilen, was ich gebrochen habe.", hauchte er nah an meinem Gesicht. Lange schauten wir uns die Augen, bis ich meine Augen schloss und ihn einfach küsste. Zuerst war er geschockt, doch erwiederte es sofort. Die ganze Sehnsucht widerspiegelte sich in diesem Kuss. Ich zog ihn näher zu mir und er presste seinen Körper mehr an meinen Körper. Er liebkostete meine Lippen so zart und gefühlsvoll, dass ich dachte ich schwebe im siebten Himmel. Lächelnd und schweratmend lösten wir uns voneinander.
"Cok özledim.." (Ich hab dich so vermisst), hauchte er schweratmend.
"Bende.", erwiederte ich beschämt.
Er küsste lange meine Stirn und ging vor mir runter. Sofort zog er mich in seine Arme und endlich nach etlichen schlaflosen Nächten schlief ich glücklich ein.

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