FÜNF

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"Wie findest du das?", fragte mich Yagmur. Ich schaute mir das Kleid an, welches sie mir zeigte.
Ich: "Ne ist nicht so meins."
Sie nickte und suchte weiter. Wir waren schon seit Stunden auf Kleidersuche. Yagmur, sowie Cennet Anne, versuchten etwas gutes für mich zu finden. Beide hatten schon etwas gefunden, aber bei mir sahen alle Kleider so hässlich aus. Ich hatte in letzter Zeit auch total abgenommen. Meine weiblichen Kurven hatte ich schon lange nicht mehr. Ein weiteres Problem war, dass ich nur Kleider auswählte, bei denen die Arme lang waren. Ich könnte nicht riskieren, dass man meine Wunden sieht. Ich hatte wieder einige Kleider in der Hand und probierte diese. Bei jedem Kleid saß irgendetwas nicht. Ich hatte die Hoffnung bereits aufgegeben, bis Yagmur mir noch ein Kleid in die Kabine reichte: "Probier das mal bitte."
Ich zog mir das Kleid an und trat raus ohne in den Spiegel zu schauen. Die Augen der beiden wurden groß.
Ich: "Und?"
Cennet Anne: "Cok güzel oldu yavrum, ayni Melekler gibi." (Das sieht sehr gut aus mein Kind, wie ein Engel)
Ich wurde etwas rot, da ich kaum Komplimente von irgendjemandem bekam. Das war so ungewohnt. Ich schaute zu Yagmur rüber und auch sie grinste mich an und machte einen Daumen hoch. Endlich schaute ich auch in den Spiegel. Das Kleid lies mich staunen. Es saß wirklich perfekt. Die Arme waren lang und aus Spitze. Es war eng bis zur meine Taille und ging dann breiter runter bis zu meinen Knien. Es war komplett in weiss und passte somit sehr zu meiner gebräunten Haut.
"Gefällts dir?", ertönte Yagmur's Stimme hinter mir.
Ich: "Ja cok güzel." (Ist sehr schön)
Cennet Anne: "Super, dann lasst uns es bezahlen.

Endlich kamen wir zu Hause an. Nachdem wir das Kleid gekauft hatten, gingen wir noch etwas essen. Es war ein anstrengender Tag, deshalb ging ich erst einmal duschen. Es tat gut, als das warme Wasser auf meinen Körper prasselte. Wie oft habe ich mir gewünscht einen Mann zu heiraten, den ich über alles liebe und der mich über alles liebt. Keines meiner Wünsche ging in Erfüllung, deshalb wäre es schwachsinnig, wenn dieses in Erfüllung ging. Trotzdem hatte ich kein Recht, mich beim Allmächtigen zu beschweren. Es gibt immer jemanden, dem es schlechter geht als dir. Ich sollte versuchen mit dem glücklich zu sein, was ich habe, auch wenn es schwierig war. Wir sind hier auf dieser Welt, um getestet zu werden und kriegen unsere Belohnung wenn wir es bestehen im Jenseits. Das wichtigste ist Geduld. Das einzige was ich lernen konnte in diesem Leben ist, dass man sich an jeden Schmerz gewöhnt.

Heute war es nun soweit. Unsere kleine Hochzeitsfeier würde stattfinden. Yagmur war gerade dabei mir die Haare zu locken. Meine langen schwarzen Haare versuchte sie so schön wie möglich zu locken. Ich durfte aber nicht in den Spiegel schauen. Erst wenn sie komplett fertig war, sollte ich in den Spiegel schauen. Nachdem ich komplett fertig war, ging Yagmur kurz raus, damit ich mich umziehen konnte. Ömer hatte ich heute gar nicht gesehen. Als ich wach war, war er schon weg. Er wollte zum Friseur wurde mir gesagt. Wir waren Mann und Frau, aber wussten kaum irgendwas über uns.
"Fertigggg?", fragte mich Yagmur von draußen.
Ich: "Ja komm rein."
Sie betrat das Schlafzimmer und schaute mich mit großen Augen an.
Yagmur: "Oh mein Gott Yenge (Schwägerin) du siehst so toll aus.
Ich wusste ja das ich gute Arbeit leisten kann, aber ohne deine natürliche Schönheit wäre meine Arbeit nicht so toll wie jetzt."
Oh man meine Neugier über mein Aussehen stieg: "Darf ich mich jetzt ansehen?"
Sie nahm das Tuch, den sie über den Spiegel gelegt hatte, weg. Und tatsächlich fand ich mich zum ersten mal hübsch. Ich sah einfach anders aus. Einfach nicht wie die übliche Hevin. Meine Augen tränten leicht, als ich an meine Eltern denken musste. Wie sehr mich meine Mutter im weißen Kleid sehen wollte. Auch wenn es kein richtiges Hochzeitskleid war, sah es sehr schön aus.
Yagmur: "Hey nicht weinen, wir haben dich doch nicht umsonst geschminkt."
Ich musste lächeln bei ihren Wörtern. Gleichdarauf umarmte ich sie und flüsterte ihr zu: "Danke Yagmur, für alles.. Danke.."
Yagmur: "Benide aglaticaksin bak.. Hadi inelim herkes seni bekliyo." (Ich weine gleich auch.. Komm lass uns runter die warten alle auf dich)
Ich nickte und zusammen wollten wir runter gehen.
"Ah stopp ich hab was vergessen." Sie holte eine Blumenkranz und setzte ihn auf meinen Kopf.
"Perfekt.", sagte sie und ich lächelte dankend. Somit verliesen wir das Schlafzimmer. Zum ersten Mal schlug mein Herz so schnell. War ich aufgeregt oder was war es? Ömer wartete schon ungeduldig. Er tippte mit seinem Fuß auf den Boden und als er bemerkte, dass wir kommem, hob er seinen Kopf. Wie gebannt schaute er mir in die Augen. Und zum
ersten mal sah ich nicht nur die Kälte in seinen Augen, sondern etwas anderes wozu ich keine Bezeichnung fand. Sein Mund war leicht offen und er schaute mich von oben bis unten an, ehe seine Blicke wieder meine fanden.
"Mund zu abi.", sagte Yagmur und kicherte vor sich hin. Diese Aussage lies mich erröten.
Yagmur: "Los jeder wartet auf euch."
Er nahm meine Hand in seine und gemeinsam gingen wir in den großen Garten. Hier würde die Feier stattfinden. Alle fingen an zu klatschen und wir bewegten uns in die Mitte, wo wir tanzen würden. Ich legte meine Hand auf seine Schulter und er zog mich an der Taille zu sich. Mein Herz schlug immernoch wie verrückt. Es störte mich, ihm so nahe zu sein. Er machte mich total nervös, aber das lag bestimmt nur daran, weil ich noch nie so nah an einem Mann stand. Er versuchte meine Blicke zu fangen, was ihm letztendlich auch gelang. Hab ich schon gesagt wie gut er aussah? Der Anzug passte ihm wie angegossen und seine Fliege verfeinerte das Ganze. Seine dunkelen Augen strahlten mich an. Wir schauten uns einfach in die Augen, das erste mal schaute ich ihm so lange in die Augen.
Ömer: "Cok güzel olmussun." (du siehst so hübsch aus), hauchte er.
Ich wusste nicht was ich dazu sagen sollte, deswegen lächelte ich einfach. Wieso sagt er sowas? Ich will keine Komplimente von ihm hören. Das bringt mein blödes Herz dazu auf Hochtouren zu arbeiten.
Endlich ging das Lied zu Ende und wir konnten uns hinsetzen. Den ganzen Abend lang wurde getanzt, gelacht und gefeiert. Ich versuchte so gut wie möglich glücklich auszusehen. Zum Ende hin verabschiedeten wir uns alle von den, die gekommen waren.
Als alle weg waren, küssten wir die Hände seiner Eltern. Sein Vater umarmte mich plötzlich und sagte: "Ailemize hosgeldin kizim." (Willkommen in unserer Familie mein Kind)
Das zu hören war einfach schön, aber ich fühlte mich auch so schlecht, da sie dachten wir lieben uns wirklich. Warum tut er das seiner Familie an? Gefällt es ihm sie mit einer Lüge glücklich zu machen? Lieber bin ich unglücklich mit der Wahrheit anstatt dass ich glücklich mit einer Lüge werde. Ist es nicht so?
Fertig angezogen, saß ich auf unserem Bett und wartete auf ihn. Ich würde ihn zu Rede stellen. Er hatte keine Recht so tolle Eltern unglücklich zu machen. Als er dann endlich kam schaute er mich fragend an, denn ich war aufgestanden.
Ich: "Wieso tust du das?"
Ömer: "Wieso tue ich was?"
Ich: "Du lügst deine Eltern an und ziehst mich da mit rein! Wer gibt dir das Recht sie mit einer Lüge glücklich zu machen?!"
Ömer: "Achte auf deinen Ton Hevin! Du hast keine Ahnung also halte einfach deinen Mund! Misch dich da nicht ein!"
Ich: "Ich habe das Recht zu fragen wieso du das tust?! Ich bin ein Teil dieser Lüge verdammt!"
Ömer: "Das sind meine Eltern! Das ist mein Leben! Und du bist ein Teil meines Lebens! Verstanden? Hast du schon vergessen, wie viel Geld ich für dich aufgetischt habe?"
Er hatte ein siegreiches Lächeln auf seinem Gesicht. Ich würde ihm jetzt so gerne eine reinhauen! Er tut so als wäre ich sein Spielzeug! Er machte mich so wütend!
Ich: "Du bist so ein Egoist! Du denkst nur an deinen Wohl! Du denkst keine Minute daran wie sich deine Eltern fühlen würden, wenn sie erfahren, dass alles eine Lüge ist! Bist du überhaupt ein Mann? Hmm? Sag es mir bezeichnest du dich wirklich als Mann?"
Es machte ihn wütend das ich so sprach, das merkte ich. Mit zusammen gebissenen Zähnen sagte er: "Sus!" (sei leise)
Ich dachte nicht einmal daran.
Ich: "Du bist so widerlich! Deine Mutter würde sich schämen, wenn sie erfährt, was für einen Sohn sie hat."
Was dann geschah konnte ich mir niemals denken, denn ehe ich denken konnte hob er seine Hand und scheuerte mir eine, sodass ich auf dem Boden landete. 'Dejavu'

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