SECHS

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Ich war geschockt. Niemals hätte ich gedacht, dass er so weit geht. Wieso musste jeder Gewalt an mir ausüben? Verdiene ich das alles wirklich? Ihm gegenüber spürte ich nur noch Hass und Angst. Mein Gesicht war immer noch zum Boden gerichtet. Ich wollte sein Gesicht nicht sehen. Gleichdarauf hörte ich auch schon, wie die Tür zuschlug. Arschloch.
Langsam stand ich auf und ging ins Badezimmer. Ich wusch mir erst einmal mein Gesicht und schaute mich danach im Spiegel an. Den Abdruck seiner Hand konnte man immernoch sehen und eine kleine Wunde machte sich an meiner Lippe bemerkbar. Einzeln einzeln liefen mir die Tränen über meine Wangen. Ich war wütend auf mich selbst! Wieso weine ich wegen ihm? Er bereut es doch nicht mal ein wenig, sonst würde er sich wenisgtens entschuldigen.
Ich legte mich in mein Bett und drückte mein Gesicht gegen das Kissen, um meine Schluchzer zu unterdrücken. Stundenlang lag ich dort und versuchte zu schlafen, bis ich mich irgendwann in den Schlaf weinte. Er kam in der Nacht nicht Heim, wer weiß mit welcher Frau er sich vergnügte..

Am nächsten Tag wollte ich gar nicht aus dem Bett. Ich blickte zur Seite und merkte, dass er nicht da war. War auch besser so..
Nach langem hin und her wälzen, stand ich auf und wollte kurz zu Yagmur, um ihr zu sagen, dass es mir nicht gut ging. Doch bevor ich überhaupt aufstehen konnte, klopfte es an der Tür. Cennet Anne steckte ihren Kopf herein: "Hevin gehts dir gut mein Kind? Ömer hat gemeint, dass es dir nicht so gut ging und ich mal nach dir schauen sollte."
Ich: "Es geht mir schon besser Cennet Anne, hatte nur ein wenig Magenkrämpfe. Ich sollte aber lieber heute liegen bleiben."
Anstatt selbst zu kommen, schickt er seine Mutter und erfindet auch noch so eine Lüge. Wegen ihm musste ich auch sofort eine Notlüge erfinden.
Cennet Anne: "Ich bringe dir etwas zu essen.."
Ich: "Nein wirklich ich möchte nichts.. Istahim yok." (Habe kein Hunger)
Cennet Anne: "Aber so ohne Essen geht das doch nicht.."
Ich: "Wirklich ich möchte nichts. Wenn ich hunger bekomme komme ich runter."
Cennet Anne: "Na gut. Aber ruf mich dann ok mein Kind?"
Ich: "Ok danke Cennet Anne."
Sie lächelte mich an und verlies das Schlafzimmer. Ich versuchte erneut einzuschlafen, aber es gelang mir nicht. Ich nahm mir eines der Bücher, die mir Yagmur gegeben hatte zu Hand und entschied mich dazu etwas zu lesen.

Erneut klopfte es an der Tür und diesmal kam Yagmur herein.
Yagmur: "Gecmis olsun (Gute Besserung), gehts dir besser?"
Ich: "Ja ja mir gehts gut, ich wollte heute mal faulenzen.", sagte ich lächelnd.
Yagmur: "Ich verstehe..", sagte sie grinsend und fuhr fort: "Babam'da gecmis olsun diyo." (Mein Vater wünscht dir auch gute Besserung)
Ich: "Sagolsun." (Danke sehr)
Yagmur: "Gefällt dir das Buch?"
Ich: "Ja bin zwar erst am Anfang, aber es klingt vielversprechend."
Yagmur: "Das ist es, glaub mir.." Sie stockte kurz, aber fuhr danach fort: "Hevin.. Abimin nesi var? (Was hat mein Bruder) Habt ihr euch gestritten?"
Ich war wirklich geschockt, woher wusste sie das? So als ob sie meine Gedanken lesen konnte sagte sie: "Er hat gestern im Gästezimmer geschlafen.."
Ok. Damit hätte ich jetzt nicht gerechnet. Ich dachte wirklich er vergnügt sich irgendwo.
Ich: "Yagmur böyle seyler kari koca arasinda olur.." (Streitigkeiten passieren zwischen Eheleuten)
Ich wusste nicht was ich sonst sagen könnte.
Yagmur: "Ich verstehe Hevin.. Ich will das du eins weißt.. Mein Bruder wirkt manchmal echt wie ein Holzkopf. Er ist manchmal unmöglich, aber ich sehe, dass du ihn veränderst. Er sagt und tut Dinge, die er niemals gesagt oder gemacht hätte. Früher hatte er richtige Agressionsprobleme, manchmal bekommt er diese wieder, aber selten. Dann solltest du versuchen ruhig zu bleiben, um ihn zu beruhigen. Ich möchte mich nicht in eure Probleme einmischen, aber ich wollte, dass du das alles auch weißt."
Ich: "Danke Yagmur ich weiß das zu schätzen. Ich lass mir das durch den Kopf gehen."
Yagmur: "Hadi sen dinlen (Ruh dich aus) vielleicht komme ich später nochmal."
Und schon war sie weg. Ich versuchte weiter zu lesen, konnte mich aber nicht mehr konzentrieren. Yagmur's Worte schwirrten in meinem Kopf, deshalb wollte ich duschen, um einen klaren Kopf zu bekommen.
Gerade als ich aufstand und ins Bad wollte, ging die Tür auf und er kam rein. Kurz schauten wir uns in die Augen, doch sofort brach in den Blickkontakt ab und ging an ihm vorbei. Ich ging runter und half meiner Schwiegermutter dabei das Abendessen vorzubereiten. Auf duschen verzichtete ich im Moment. So konnte ich mich wenigstens etwas ablenken. Sie bestand zwar darauf, dass ich mich wieder hinlege, aber ich konnte sie noch überreden.

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