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,,Kai ich bin so glücklich. Sie ist perfekt. Wir waren heute im Kino und dann Eis essen und sie ist wirklich toll und wunderschön. Ich kann mir wirklich vorstellen, sie irgendwann zu heiraten und mit ihr eine Familie zu gründen. Ich glaube, sie ist die richtige." Schwärmte mein bester Freund. Mein Herz zog sich zusammen und Tränen stiegen mir in die Augen. Langsam glitt ich an der Wand zu Boden und hielt mein Telefon fester in der Hand, während ich mit der anderen die Tränen weg wischte.

,,Ich freue mich für dich Jule. Schön, dass du glücklich bist." Brachte ich hervor und versuchte ein schluchzen zu unterdrücken. Mein Herz ist gerade in Millionen kleine Teile zerbrochen. Zum Glück kann er mich nicht sehen. Ich will mich für ihn freuen, ich will es wirklich. Doch ich kann nicht. Viel zu gern wäre ich die Person, über die er so spricht, aber ich werde es niemals sein und das wurde mir gerade bewusst.

,,Danke Kai, vielleicht kannst du sie ja am Wochenende kennenlernen. Du hast doch frei oder? Du kannst nach Dortmund kommen oder wir fahren nach Leverkusen zu dir, wie du willst. Mein bester Freund muss doch meine Beziehung absegnen." Lachte er. Mir war gar nicht zum lachen zumute. Ich könnte schreien, weinen und mich tagelang im Bett verkriechen. Unter keinen Umständen will ich diese Frau kennenlernen. Auch wenn es egoistisch klingt, ich kann nicht dabei zusehen, wie der Mann den ich seit mittlerweile über einem Jahr liebe, mit irgendeiner Tussi rummacht. Und gerade kam mir auch die perfekte Lösung meines Problems in den Sinn. Ich wollte es nicht tun. Ich wollte es ablehnen, um nicht noch weiter von ihm entfernt zu sein, doch jetzt blieb mir keine andere Möglichkeit. Ich muss ihn vergessen.

,,Ich kann nicht Jule, tut mir leid." Versicherte ich ihm.

,,Wieso nicht? Fährst du zu deiner Familie? Wir können auch nach Aachen kommen und alle gemeinsam etwas unternehmen. Ich will wirklich, dass du Marie kennenlernst." Redete er weiter auf mich ein. Jedes seiner Worte ließ mein Herz sich weiter zusammenziehen.

,,Nein, ich...ich fliege nach London." Stotterte ich.

,,London? Was willst du denn in London?" Fragte er ungläubig nach. Meine Entscheidung stand fest.

,,Ich habe ein Angebot von Chelsea bekommen. Ich werde ab der nächsten Saison dort spielen. Am Wochenende unterschreibe ich meinen Vertrag und in drei Wochen ziehe ich nach England." Kurze Zeit hatte ich wirklich die Hoffnung, er würde mich aufhalten. Ich hatte gehofft, er würde mich anflehen, nicht zu gehen. Ich würde mich sofort umentscheiden und hier bleiben, wenn er das sagen würde. Aber er tat es nicht.

,,Wow Kai, Chelsea ist toll. Ich weiß gar nicht was ich sagen soll. Glückwunsch, ich weiß du wirst dich dort bestimmt wohlfühlen." Weitere Tränen liefen über meine Wange. Er versuchte nicht einmal, mich umzustimmen. Wir würden uns kaum noch sehen, aber ihm ist das wohl egal.

,,Danke. Dir auch viel Glück mit Marie und in Dortmund. Bis bald." Verabschiedete ich mich schnell, damit mir nicht doch noch ein schluchzen entfährt.

,,Tschüss Kai, schreib mir wenn du unterschrieben hast." Verabschiedete sich nun auch er. Schnell legte ich auf.

Der Wecker riss mich aus meinem Traum. Fünf Uhr morgens. Viel zu früh, aber ich war froh, nicht länger in diesem Traum festzuhängen. Immer wieder träumte ich von dem Tag, der vermutlich ausschlaggebend dafür war, weshalb mein bester Freund und ich uns immer weiter voneinander distanzierten. Hätte ich gewusst, dass wir seitdem kaum noch Kontakt haben würden, wäre ich dann gewechselt? Wäre ich in Leverkusen geblieben? Ich weiß es nicht. Ich bin es leid, darüber nachzudenken. Ich bin müde und erschöpft und ich habe keine Ahnung, wie ich mich irgendwann besser fühlen könnte. Sollte ich ihm schreiben? Aber wofür? Am Ende berichtet er mir nur wie toll es mit Marie läuft und dass er glücklicher als je zuvor ist. Das braucht er mir nicht nochmal unter die Nase reiben, ich habe es verstanden. Nochmal tue ich mir das nicht an. Soll er doch mit ihr glücklich werden. Wahrscheinlich ist sie auch nur irgendein verwöhntes Miststück, was auf sein Geld aus ist. Ich hoffe es nicht, aber ich weiß, dass ich recht habe. Ich kenne sie nicht, aber was ich von ihr auf Instagram gesehen habe reicht mir.

Sie sieht aus wie ein klassisches Instagram Model. Blond, blaue Augen, tolle Figur und Botox im Gesicht. So wie gefühlt 80% der Menschheit in den sozialen Medien. Mich hat so etwas nie gestört. Sollen sie sich doch alle Botox spritzen oder die Brüste vergrößern lassen, wenn es ihnen gefällt. Leben und leben lassen. Mich stört es heute auch nicht, außer bei ihr. Alles an ihr ist mir einfach unsympathisch. Ihr aufgesetztes Lachen, jeder Blinde würde erkennen wie gefälscht es ist. Ihre blonden Haare, welche bestimmt größtenteils aus Extensions bestehen. Alles sieht einfach so gefälscht aus. Und Jule soll auf sowas stehen? Naja, wenn er glücklich ist, soll er halt machen.

Das redete ich mir immer wieder ein, ich versuchte es zumindest. Doch als ich merkte, wie schon wieder Tränen flossen, wusste ich, so leicht würde ich nicht über ihn hinwegkommen.

Ich stand auf, lief ins Badezimmer und putzte meine Zähne. Angewidert blickte ich in meinen Spiegel und redete mir selbst zu ,,Kai du bist so eine Heulsuse. Einfach nur noch ein emotionales Wrack. Reiß dich mal zusammen."

Wenig später zog ich schon meine Trainingskleidung an und fuhr zum Stadion. Sonst hatte ich mich immer in der Kabine umgezogen, doch ich habe keine Lust darauf irgendwelche Fragen beantworten zu müssen, weshalb um meine Beine ein Verband gewickelt ist. Ich wollte ihnen auch nicht erklären, dass ich zwei Oberteile und zwei Hosen übereinander gezogen hatte, damit keiner merkt, wie viel ich abgenommen hatte. Doch wenn ich ehrlich bin, würde es sowieso niemanden von ihnen interessieren. Klar, ich verstand mich gut mit meinen Teamkameraden, vor allem mit Timo und Mason. Trotzdem bemerkte keiner von ihnen, dass ich im Moment am Rande der Verzweiflung stehe und nicht mehr viel bis zum Abgrund fehlt. Vielleicht merken sie es auch, aber es interessiert sie nicht. Ich weiß es nicht und ich will es auch gar nicht wissen. Ich meine, was ist schlimmer: Freunde, die nicht bemerken, dass du innerlich komplett kaputt bist, oder Freunde denen es komplett egal ist?

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