Nach dem Essen lief ich wieder zurück zu Kais und meinem Zimmer. Würde ich jetzt normal mit ihm reden können? Würde es zwischen uns jemals wieder so werden, wie es einmal war? Er ist mir immer noch unfassbar wichtig und ich will ihn nicht verlieren. Ich wollte ihn eigentlich fragen, ob er mein Trauzeuge werden will. Vielleicht wäre dafür aber ein anderer Zeitpunkt angemessener. Erstmal muss ich mich mit ihm aussprechen, wir haben sicherlich noch viel zu klären.
Ich öffnete die Tür und sah Kai zusammengerollt im Bett liegen. Er scheint mich nicht bemerkt zu haben, denn er drehte sich nicht um. Ich sah nur seinen Rücken, hörte aber ein leises schluchzen. Weint er? Sofort lief ich auf ihn zu und setzte mich hinter ihn aufs Bett. Ich berührte mit meiner Hand sanft seine Schulter, was ihn zusammenzucken ließ. ,,Kai? Hey, was ist denn los?" fragte ich so leise und sanft wie möglich. Endlich drehte er sich um und sah direkt in meine Augen. Mein Herz zerbrach, als ich seine geröteten Augen sah, aus welchen dauerhaft Tränen flossen. Schnell zog ich ihn an mich und strich beruhigend über seinen Rücken.
,,Ach Kai" hauchte ich in sein Ohr. Meinen besten Freund so zu sehen tat unglaublich weh.
Jetzt saßen wir hier, im Bett in unserem Hotelzimmer, er in meinen Armen, während ich ihn versuchte zu beruhigen. Er zitterte ziemlich stark. Keiner von uns sagte auch nur ein Wort. Erstmal muss er sich beruhigen. Ich hoffe er erzählt mir danach endlich, was mit ihm los ist.
Nach etwa einer viertel Stunde wurden die Tränen weniger und er setzte sich wieder auf. Seine Hand fuhr über sein Gesicht und wischte die Tränen weg.
,,Tut mir leid Jule. Es tut mir so leid." Sprach er und ich konnte hören, wie seine Stimme brach. Erneut sammelten sich Tränen in seinen Augen, welche er aber schnell weg blinzelte. Ich legte meine Hand an seine Wange und strich langsam darüber. Seine Wangen waren heiß und seine Haut ziemlich weich.
,,Entschuldige dich nicht Havy, erzähl mir lieber was los ist." Bat ich ihn. Geschockt sah er in meine Augen und verlor wieder einige Tränen. Zur Antwort schüttelte er nur mit dem Kopf.
,,Bitte Havy. Ich kann dich nicht so sehen. Du bist immer noch mein bester Freund, auch wenn wir lange Zeit keinen Kontakt mehr hatten. Rede mit mir, bitte. Ich kann dir nur helfen, wenn du mit mir redest." Flehte ich ihn an. Er befreite seinen Kopf aus meinem Griff und sah weg.
,,Ich kann nicht. Es tut mir leid. Du kannst mir nicht helfen Jule. Bitte zwing mich nicht es dir zu sagen. Ich muss das mit mir selbst ausmachen." Redete er vor sich hin und seine Stimme zerbrach immer mehr. Ich erkannte meinen besten Freund kaum wieder. Er hat sonst immer mit mir geredet. Vertraut er mir wirklich so wenig?
,,Bitte Kai. Du kannst mir alles sagen, oder vertraust du mir nicht mehr?" Fragte ich ängstlich. Was wenn er mir wirklich nicht mehr vertraut? Sollte ich Timo holen, würde er ihm mehr vertrauen?
,,Natürlich vertraue ich dir Jule, ich würde dir mein Leben anvertrauen. A- aber ich kann es dir wirklich nicht sagen, es geht nicht. Es liegt nicht an dir, ich kann es niemandem erzählen." Schluchzte er. Ohne das er sich wehren konnte zog ich ihn wieder in eine feste Umarmung.
,,So schlimm?" fragte ich beunruhigt nach, woraufhin er nickte und sich an mich klammerte, so als würde er ohne mich komplett zusammenbrechen. Ich musste ihm gerade einfach diesen Halt bieten.
,,Okay. Aber wenn du es dir anders überlegst bin ich da. Ich würde mich nie von dir abwenden, egal was es ist. Ich werde immer für dich da sein okay? Das schwöre ich. Auch wenn du wieder in London bist und ich in Dortmund. Du brauchst nur schreiben oder anrufen. Ich lass dich nicht allein. Nicht nochmal." Versicherte ich ihm. Darauf begann er aber nur noch mehr zu weinen.
,,I- ich kann nicht mehr Jule. Das ist alles so schwer für mich. Ohne dich ist alles so schwer. Ich fühle mich so, als würde ich in einem tiefen Loch sitzen, aus dem mir keiner mehr heraushelfen kann. Alles ist einfach so kompliziert und ich kann mit keinem darüber reden. Nicht einmal mit dir, obwohl ich dir mehr vertraue als dem Rest der Welt. Ich will und kann das alles einfach nicht mehr." weinte er bitterlich in meine Halsbeuge. Ich konnte mein Herz brechen hören. Was ist bitte passiert, seitdem wir keinen Kontakt mehr hatten? Wieso hab ich das nicht schon früher gemerkt? Ich hätte für ihn da sein müssen. Und was meint er mit er will nicht mehr? Was will er nicht mehr? Fußball spielen? Unsere Freundschaft? Leben? Bei dem letzten Gedanken bekam ich Gänsehaut und musste mich zusammenreißen nicht auch gleich noch in Tränen auszubrechen. Vielleicht würde ihm ein wenig Ablenkung gut tun.
,,Ich bin für dich da Havy, auch wenn du es mir nicht verrätst. Ich bin da."
,,Danke." schniefte er und beruhigte sich langsam ein wenig.
,,Hör mal, ich weiß nicht ob du Lust hast, aber Marco, Mats und die Bayern-Jungs wollten noch zum Strand und haben gefragt ob wir mitkommen. Vielleicht tut Ablenkung dir ganz gut? Ich meine wir müssen nicht gehen, wir können auch hier bleiben, aber ich dachte-" begann ich, wurde aber von Kai unterbrochen.
,,Hört sich gut an Jule." Versicherte er mir und setzte sein Fakelächeln auf.
,,Sicher? Wenn du lieber hier bleiben willst können wir das auch." Fragte ich nochmal nach.
,,Ja, ich bin mir zu hundert Prozent sicher. Lass uns gehen." Ich nickte. Schnell packte ich meine Badehose und ein Handtuch in meinen Rucksack, genau wie einen Pulli und noch eine Hose, falls mir kalt wird. Kai packte ebenfalls noch einen Pullover ein, obwohl er schon einen trug, jedoch keine Badesachen.
,,Willst du nicht schwimmen gehen?" Fragte ich verwundert. Kai war sonst immer der erste, der im Wasser war. Er sah mir in die Augen, schluckte kurz und schüttelte dann mit dem Kopf.
,,Nein, ähm mir ist das zu kalt heute." Log er. Ich weiß, dass er lügt, aber ich sagte nichts weiter dazu. Kai war es noch nie zu kalt zum schwimmen gehen. Ende Herbst 2018 sind wir sogar mal in ein Freibad eingebrochen, weil er Lust auf schwimmen hatte. Da war es bestimmt fünfzehn Grad kälter als heute. Aber wenn er nicht möchte, dann eben nicht.
Nachdem wir unsere Sachen fertig gepackt hatten liefen wir gemeinsam zum Strand, wo die anderen schon warteten. Man sah ihm nicht mehr an, dass er geweint hatte, dennoch sah er erschöpft aus. Das sah er schon bei der Anreise, doch ich hatte vermutet, es lag an der langen Reise. Mittlerweile denke ich, der Ursprung hat eine tiefere Bedeutung. Ich werde noch herausfinden, was mit ihm los ist und ich werde ihm helfen, wieder glücklich zu werden.
Heyy ihr lieben, hier ein neues Kapitel :) Dankeschön nach an alle, die gestern bei der Umfrage kommentiert haben, ihr habt mir sehr weiter geholfen. Ich hoffe euch gefällt das Kapitel. Das nächste kommt heute noch irgendwann zwischen 18-21 Uhr. Schreibt wie immer gern eure Meinungen in die Kommentare :)
-M <3
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We can go through it, together!
FanfictionWie abhängig man von einem Menschen sein kann merkt man meist erst, wenn es zu spät ist. Und dann tut der Gedanke an diese Person mehr weh, als jede Klinge, jedes Hungergefühl, jeder Messerstich. Liebe lässt uns Dinge tun, von denen wir niemals dach...