Sicht Jule
Morgen ist es soweit. Morgen würde sich mein Leben für immer schlagartig ändern. Bin ich wirklich bereit dafür? Bin ich bereit, den Rest meines Lebens mit einer Person zu verbringen, welche ich nicht liebe? Egal ob bereit oder nicht, ich würde es tun müssen. Ich muss es für Kai tun. Er darf nicht darunter leiden, dass ich einen Fehler begangen habe. Und mit Fehler meine ich nicht, mit ihm geschlafen zu haben. Natürlich war das nicht richtig, wenn ich in einer Beziehung war. Aber mein größter Fehler war es, mit Marie zusammen zu kommen und ihr einen Antrag zu machen. Ich fühlte mich nicht bereit zu heiraten. Nicht hier, nicht morgen, nicht sie. Vor allem, da ich nach der Hochzeit jeglichen Kontakt zu Kai aufgeben müsste. Es wird mir das Herz brechen und mich Stück für Stück immer mehr kaputt machen. Doch mir blieb keine andere Wahl.
Ich war gerade auf dem Weg, Kai vom Flughafen abzuholen. Ich würde heute und morgen so viel Zeit wie möglich mit ihm verbringen, solange es noch geht. Ich weiß nicht einmal, ob ich mit ihm darüber reden würde. Wahrscheinlich nicht, er würde mich nur davon abhalten wollen sie zu heiraten. Doch das würde den Untergang seiner Karriere bedeuten und das würde ich ihm niemals antun.
Ich wartete und wartete, bis ich ihn endlich sah. Mein Herz schlug immer schneller und meine Knie wurden weich. Seine braunen Locken waren wie immer perfekt gestylt, seine Augen leuchteten wie kleine Sternschnuppen und sein Lächeln wurde immer breiter, als er plötzlich vor mir stand. Sofort zog er mich in eine innige Umarmung, welche ich natürlich erwiderte. Ich atmete seinen Geruch ein und fühlte mich auf einmal komplett wohl und geborgen. Es fühlte sich an, wie das, was die Menschen als zu Hause bezeichneten.
,,Hey" ergriff er das Wort, während er sich von mir löste.
,,Hi" erwiderte ich mit dem wissen, das hier würde unsere letzte Begrüßung sein.
,,Was ziehst du denn für ein Gesicht? Du solltest strahlen vor Freude. Du heiratest morgen." Sagte er, während wir uns auf den Weg zu meinem Auto machten. Wenn er nur wüsste...
,,Hmm, ja ähm, ich freu mich." Gab ich wenig überzeugend von mir. Kai musterte mich von der Seite und schien mir nicht zu glauben.
,,Was ist los? Hast du Angst, dass sie kalte Füße bekommt und dich am Altar stehen lässt?" Fragte er belustigt. Um ehrlich zu sein wäre das wahrscheinlich ein Glücksfall für mich.
,,Hmm, ja keine Ahnung. Lass uns nicht über morgen reden okay? Wie gehts dir? Ich bin froh dich zu sehen Havy." Lenkte ich schnell ab.
,,Ähm soweit ganz gut. Bin ein wenig müde aber mehr nicht. Ich bin auch froh dich zu sehen." Antwortete er.
,,Du kannst dich ein wenig ausruhen, wenn wir bei mir sind. Marie schläft mit Anna im Hotel, also haben wir die Wohnung für uns." Erzählte ich ihm. Ich war froh, noch ein paar Stunden allein mit meinem Havy verbringen zu können. Die letzten Stunden für immer, welche wir gemeinsam verbringen dürften.
Die ganze Autofahrt hörten wir lautstark Musik und sangen dazu, so wie wir es damals gemacht hatten. Und von Sekunde zu Sekunde spürte ich immer mehr, dass das mit Marie die falsche Entscheidung war. Doch jetzt war es zu spät.
Zuhause angekommen zeigte ich ihm erstmal meine Wohnung, bevor wir uns ins Wohnzimmer auf mein Sofa setzten.
,,Fortnite?" Fragte er, mit einem triumphierenden Grinsen im Gesicht. Sofort nickte ich. Wir spielten bestimmt 2 Stunden, lachten und beleidigten uns gegenseitig. Alles mit ihm fühlte sich so einfach an. So unbeschwert, leicht und wunderschön.
,,Ich bin der beste Spieler der Welt" rief er, wobei seine kleinen Lachfältchen sichtbar wurden, was mich verträumt schmunzeln ließ. Dann sah er mir direkt in die Augen und für mich blieb die Zeit stehen. Er sah einfach zu gut aus.
,,Sicher bist du das" lachte nun auch ich. Er rutschte näher an mich heran, wobei sich unsere Knie berührten. Kleine Stromschläge schossen durch meinen Körper und ich befand mich nicht mehr im hier und jetzt. Ich wollte wieder seine Nähe spüren. Wollte ihn an mich ziehen und küssen. Wollte ihn gut fühlen lassen. Sollte ich es tun? Immer wieder sah ich zwischen seinen Lippen und Augen hin und her.
,,Jule?" Fragte er ruhig. Ich sah ihm wieder in die Augen, bevor er fortfuhr.
,,Jule, wir sollten nicht... du heiratest morgen." Sprach er weiter. Natürlich sollten wir nicht, aber ich wollte es. Ich wollte es so sehr. Doch er hatte Recht.
,,Tut mir leid, ich wollte nicht-" stotterte ich.
,,Schon gut. Hast du was zu essen? Ich sterbe sonst vor Hunger." Änderte er das Thema, wofür ich ihm sehr dankbar war.
,,Nudeln, Pizza oder bestellen?" Fragte ich, worauf er mit „bestellen" antwortete.
Kurze Zeit später aßen wir auch schon unser bestelltes Sushi und die angespannte Stimmung war glücklicherweise komplett verschwunden.
Jedenfalls bis wir beschlossen, einen Film zu schauen. Unsere Wahl fiel auf Call me by your Name. Wieso ausgerechnet wir uns jetzt eine Lovestory über zwei Männer ansahen, wussten wir wahrscheinlich beide nicht.
Meinen Kopf bettete ich auf seiner Schulter während wir den Film sahen. Nach etwa der Hälfte sah ich ihn an und wie automatisch fuhren meine Finger zu seinem Gesicht und fuhren seine Gesichtszüge nach. Erst spannte er sich ein wenig an, doch als ich meine Hand an seine Wange legte und sein Gesicht zu mir drehte, viel die ganze Anspannung und er entspannte sich sichtlich.
,,Jule" flüsterte er, während unsere Gesichter sich wieder ganz nah waren. Mein Blick blieb starr auf seinen Lippen und ich konnte nicht anders. Ich musste ihn spüren. Deshalb überwindet ich auch die letzten Millimeter und legte meine Lippen sanft auf seine. Sie bewegten sich im Einklang und durch meinen Bauch flogen tausend Schmetterlinge.
Moment. Schmetterlinge im Bauch? Dieses Gefühl, welches ich nie bei Marie verspüren konnte? Wieso jetzt? Wieso mit ihm? Es konnte nur eine Antwort auf diese Frage geben. Ich meine, wieso sonst sollte ich mich gerade danach sehnen, die Nähe meines besten Freundes zu verspüren. Also hatte Jascha recht. Ich liebe ihn. Ja, das tue ich. Mit jeder Faser meines Körpers liebe ich Kai.
Heyy, tut mir leid, das heute erst so spät ein Kapitel kommt. Ich hatte den ganzen Tag keine Zeit. Deshalb weiß ich nicht, ob heute noch ein zweites Kapitel kommt. Schreibt wie immer gern eure Meinung zu dem Kapitel in die Kommentare :) Mal sehen wie es mit den beiden weiter geht🤭
-M <3
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We can go through it, together!
FanfictionWie abhängig man von einem Menschen sein kann merkt man meist erst, wenn es zu spät ist. Und dann tut der Gedanke an diese Person mehr weh, als jede Klinge, jedes Hungergefühl, jeder Messerstich. Liebe lässt uns Dinge tun, von denen wir niemals dach...