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Sicht Kai

Gemeinsam liefen wir zum Strand und begrüßten die anderen Jungs. Diese wollten direkt ins Meer, weshalb sie sich alle ihre Badehosen anzogen und ins Wasser stürmten. Jule blieb noch kurz bei mir.

,,Soll ich mit dir draußen bleiben?" Fragte er.

,,Nein ist schon okay, geh mit. Ich bleib draußen. Ich brauch glaube ich eh kurz mal einen Moment für mich." Beruhigte ich ihn.

,,Okay aber wenn etwas ist, ruf mich. Ich komm dann sofort zu dir." Bat er mich. Das war schon echt süß von ihm, dennoch soll er ruhig seinen Spaß haben. Nur weil ich meinen Körper nicht zeigen will, muss er nicht aufs schwimmen verzichten. Also versprach ich ihm das, worum er mich bat und legte mich auf mein Handtuch, während Julian zu den anderen ins Meer sprang.

Mit geschlossenen Augen lag ich jetzt also hier und dachte über alles nach. Jule verhielt sich echt niedlich. Wie besorgt er war ließ mich fühlen, als wäre ich ihm doch nicht komplett egal. Trotzdem wünschte ich, er hätte meinen Zusammenbruch nicht mitbekommen. Er wird noch mehr Fragen stellen. Ich kann ihm nicht die Wahrheit sagen, deshalb muss ich darauf achten, nicht nochmal vor ihm zu weinen. Wie ich das mit dem Essen in den nächsten Tagen mache weiß ich noch nicht. Ich werde wohl hin und wieder essen müssen, damit es keinem auffällt. Umziehen werde ich mich immer im Badezimmer und nicht in der Kabine. Schlafen muss ich wohl in langer Jogginghose und Pullover, obwohl ich sonst nur in Boxershorts schlafe. Ich hoffe Jule achtet nicht darauf oder spricht es zumindest nicht an. Der Plan steht also.

,,Alles gut bei dir?" Fragte Marco mich, während er sich neben mich setzte.

,,Klar" erwiderte ich und setzte mich leicht auf, um ihn besser anzusehen.

,,Warum bist du nicht mit im Wasser?" Erkundete er sich.

,,Ist mir zu kalt und ich hatte nicht wirklich Lust." Log ich. Ich hasse Lügen, aber es muss sein. Niemand darf von meinem kleinen Geheimnis erfahren.

,,Okay. Zwischen dir und Jule wieder alles in Ordnung?" Stellte er die nächste Frage. Hatte Jule ihm etwas von vorhin erzählt? Nein, das würde er nicht tun. Niemals. Dafür vertraue ich ihm zu sehr.

,,Wieso? Was sollte denn los sein?" Stellte ich eine Gegenfrage.

,,Beim Abendessen hatte er erzählt, dass es gerade irgendwie komisch bei euch ist. Aber ihr saht wieder relativ eng aus, als ihr zusammen hergekommen seid." Antwortete er. Jule hatte sich also auch Gedanken darüber gemacht.

,,Ja alles in Ordnung. Wir haben uns lange nicht gesehen, da braucht man erstmal ein wenig Zeit, aber ich denke Jule und ich sind auf gutem Weg, dass es wieder wie damals wird." Versicherte ich ihm. Ich ließ bewusst mein Gefühlschaos aus. Jedes mal wenn Julian mich ansieht bebt mein ganzer Körper und ich kann nicht mehr klar denken. So würde es natürlich schwer werden, wieder zu unserer alten Freundschaft zurückzukehren. Aber lieber habe ich ihn als besten Freund in meinem Leben, als gar nicht. Auch wenn es mich verletzen wird.

,,Das freut mich. Jule und du habt etwas ganz besonderes, weißt du? Ich denke, du siehst das auch. Stoß ihn nicht weg. Lass ihn Teil von deinem Leben sein. Viele würden sich so etwas wünschen, was ihr habt. Behalt ihn, er tut dir gut und du ihm auch." Bat er mich. Ein wenig geschockt sah ich ihn an. Meinte er damit das was ich denke? Hat er meine Gefühle bemerkt? Ich wusste nicht, was ich antworten sollte, also nickte ich nur.

Endlich kamen auch die anderen zu uns zurück. Jule setzte sich genau neben mich auf mein Handtuch und wedelte mit seinen Haaren, so dass ich ein wenig nass wurde. Das haben wir damals schon immer gemacht. Ich lachte zum ersten mal heute ehrlich auf. Dieser Mensch macht mich so unfassbar glücklich, doch verletzt mich zugleich so sehr. Wie ist das möglich?

Gerade sah er wieder zu gut aus. Seine halbnassen Haare, sein Lächeln, sein Grübchen, sein nackter Oberkörper, auf welchem seine Muskeln zu sehen waren, seine Augen, alles an ihm war wunderschön und perfekt. Ich starrte wohl etwas zu lang.

,,Kai pass auf, dass du nicht anfängst zu sabbern." Lachte Timo, was die anderen auch zum lachen brachte. Alle, außer Jule, welcher mich jetzt ansah. Meine Wangen erhitzten sich und ich ähnelte wahrscheinlich einer Tomate. Schnell wandte ich meinen Blick wieder von ihm ab. Doch er nahm mein Gesicht in seine Hand und drehte es zurück zu sich. Er sagte nix, lächelte mich aber sanft an. Sofort musste ich zurück lächeln. Sein Lächeln war so sanft und strahlte Wärme aus. Wie könnte man sich nicht in es verlieben?

Nach einiger Zeit liefen wir alle gemeinsam zurück zum Hotel, Jule die ganze Zeit an meiner Seite. Im Hotel angekommen zog er sich bis auf die Boxershorts aus und legte sich in das große Doppelbett welches mitten im Raum stand.

,,Kommst du?" Fragte er.

,,Ich geh mich kurz umziehen." Antwortete ich ihm, nahm eine lange Jogginghose und einen dicken Pullover, bevor ich in unser Badezimmer lief und mich umzog. Nach einiger Zeit kam ich zurück. Jule sah mich skeptisch an.

,,Dein Ernst? Es sind 20 Grad. Du wirst dir den Arsch abschwitzen. Du schläfst doch eigentlich sogar im Winter in Boxer, warum jetzt nicht?"

Natürlich sprach er es an. Er kannte mich immerhin besser als jeder andere.

,,Mir ist eben kalt." Log ich ihn zum tausendsten Mal heute an. Ich fühle mich schlecht ihn zu belügen, doch die Wahrheit kann ich ihm nicht sagen. Wir sind gerade dabei, unsere Freundschaft wieder aufzubauen. Das kann ich nicht zerstören.

,,Na gut. Hör mal Havy ich wollt dich noch was fragen." Lenkte er dann vom Thema ab. Ich legte mich neben ihn ins Bett und plötzlich schlug mein Herz wieder schneller. Wir waren uns so nah, dass ich seinen Atem spüren konnte.

,,Schieß los." Sprach ich. Er sah mir tief in die Augen.

,,Du weißt ja, dass ich bald heirate. Ich wollte dich fragen, ob du mein Trauzeuge werden willst. Immerhin bist du mein bester Freund und ich wüsste keinen, der dafür besser geeignet wäre." Mein Herz setzte aus und ich musste mir die Tränen verdrücken. Ich soll also sein Trauzeuge werden?

,,Natürlich. Liebend gern. Wann ist denn die Hochzeit?" Gab ich schweren Herzens von mir.

,,In zwei Monaten, also am 13. Juli. Da haben wir gerade alle frei, deshalb dachte ich, dass wäre der perfekte Zeitpunkt." Lächelte er mich an. Ich würde also zusehen, wie die Liebe meines Lebens jemand anderen heiratet. Ich weiß noch nicht ganz, wie ich das überleben soll. Meine Kehle schnürte sich zu, doch ich brachte noch ein ,,Okay, ich bin dabei. Du kannst auf mich zählen. Danke, das ist mir eine sehr große Ehre." heraus, bevor ich mich auf die andere Seite drehte und ihm eine gute Nacht wünschte. Ich kann ihn gerade nicht weiter ansehen. Still und heimlich ließ ich meinen Tränen freien Lauf, während mein bester Freund neben mir ins Land der Träume fiel.


Soo, hier das zweite Kapitel für heute. Ich hoffe es gefällt euch. Ich muss mal schauen ob ich es schaffe morgen auch zwei Kapitel zu posten, weil ich morgen ein wenig zu tun habe, aber eins kommt definitiv! Die nächsten zwei sind auch schon geschrieben. Wünsche euch noch viel Spaß beim lesen :)

-M <3

We can go through it, together!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt